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Das Kultur-Spiel

Das Kultur-Spiel

Titel: Das Kultur-Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Banks
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schlängelnd von dem alten Kraftwerk. Die wichtigen Leute waren bereits gegangen. Es waren noch ein paar Unermüdliche im Saal, aber die kamen gut ohne sie zurecht. Sie fühlte sich müde und drüste einen kleinen Hormon-Kick, um ihre Stimmung zu heben.
    Vom Südbalkon der Gemächer, in die der Nebenblock des Kraftwerks umgewandelt worden war, blickte sie hinunter in das tiefe Tal und die Kette von Rücklichtern, die entlang des Riverside Drive aufgereiht waren. Eine Flugmaschine pfiff über sie hinweg, legte sich in die Kurve und drehte über der großen gewölbten Mauer des alten Staudamms ab. Sie sah der entschwindenden Maschine nach und ging dann auf die Penthousetür zu, wobei sie die kleine Jacke für offizielle Anlässe auszog und sich über die Schulter warf.
    Musik erklang tief im Inneren der luxuriös ausgestatteten Suite unter dem Dachgarten. Sie ging stattdessen in Richtung Arbeitszimmer, wo Skaffen-Amtiskaw wartete.
    Das Rasterbild, mit dem das Double auf den neuesten Stand gebracht wurde, entstand in wenigen Minuten mit dem Scanner. Sie hatte dabei das übliche Gefühl der Verwirrung, doch es ging schnell vorbei. Sie schleuderte die Schuhe von den Füßen und tappte durch den weichen dunklen Korridor in die Richtung, aus der die Musik kam.
    Relstoch Sussepin hievte sich aus dem Sessel, in dem er es sich gemütlich gemacht hatte, ohne das sanft schimmernde Glas mit Nachtnektar loszulassen. Sma blieb in der Tür stehen.
    »Danke, dass Sie dageblieben sind«, sagte sie und ließ das Jäckchen auf eine Couch fallen.
    »Gern geschehen.« Er führte das Glas mit dem glitzernden Getränk an die Lippen, doch dann überlegte er es sich offenbar anders und wiegte es stattdessen in beiden Händen. »Was… äh… hatten Sie irgendetwas Besonderes…?«
    Sma lächelte, was irgendwie traurig wirkte, und legte beide Hände auf die seitlichen Kopfpolster des großen Drehsessels, hinter dem sie stand. Sie senkte den Blick auf das Fellkissen. »Vielleicht bilde ich mir jetzt zu viel auf mich ein«, sagte sie. »Aber, um nicht lange um die Sache herumzureden…« Sie sah zu ihm auf. »Hast du Lust, mit mir zu schlafen?«
    Relstoch Sussepin stand stocksteif da. Nach einer Weile hob er das Glas zum Mund und nahm einen langsamen, ausgiebigen Schluck, dann senkte er das Glas wieder gemächlich. »Ja«, sagte er. »Ich würde gern… sofort.«
    »Es geht nur heute Nacht«, sagte sie und hielt eine Hand hoch. »Nur heute Nacht. Es ist schwierig zu erklären, aber ab morgen… Für vielleicht ein halbes Jahr oder länger, werde ich unglaublich beschäftigt sein; ein Job, bei dem ich sozusagen an zwei Orten gleichzeitig sein werde, verstehst du?«
    Er hob die Schultern. »Natürlich. Alles was du sagst.«
    Daraufhin entspannte sich Sma, und ein Lächeln überzog ihr Gesicht. Sie drehte den großen Sessel mit einem Stoß um und streifte sich das Armband vom Handgelenk, um es auf die Sitzfläche fallen zu lassen. Dann knöpfte sie behutsam das Oberteil ihres Abendkleides auf und stand erwartungsvoll da.
    Sussepin kippte den Inhalt seines Glases hinunter, stellte es in ein Regal und schritt auf sie zu.
    »Lampen«, flüsterte sie.
    Die Lampen dämpften langsam ihr Licht, immer mehr, bis schließlich der sanft schimmernde Bodensatz des Getränkes das Glas in dem Regal zum hellsten Gegenstand im Raum machte.

 
XIII
     
     
    »Wach auf!«
    Er wachte auf. Dunkelheit. Er straffte sich unter der Decke und fragte sich, wer ihn auf diese Weise angesprochen haben mochte. Niemand nahm sich diesen Ton ihm gegenüber heraus, nicht mehr; selbst im Halbschlaf, nachdem er unerwartet aus dem Schlaf gerissen worden war, zu einem Zeitpunkt mitten in der Nacht, vernahm er etwas in diesem Ton, das er seit zwei, vielleicht drei Jahrzehnten nicht mehr gehört hatte. Unverschämtheit. Respektlosigkeit.
    Er streckte den Kopf aus den schützenden Decken in die warme Luft des Raums und spähte in der düsteren Beleuchtung, die von einer einzigen Lampe stammte, in alle Richtungen, um zu sehen, wer es gewagt hatte, ihn auf diese Weise anzusprechen. Ein Augenblick der Angst – war es jemandem gelungen, an den Wachen und Sicherheitsmonitoren vorbeizukommen? – wurde abgelöst von einer zornigen Neugier, wer die Unverfrorenheit hatte, so mit ihm zu sprechen.
    Der Eindringling saß auf einem Stuhl direkt am Ende des Bettes. Er sah sonderbar aus, auf eine sehr neue Art ungewöhnlich, von unbestimmbarer Herkunft, möglicherweise sogar fremdweltlich. Er

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