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Das Kultur-Spiel

Das Kultur-Spiel

Titel: Das Kultur-Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Banks
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Aufklärung, die sie so weit wie möglich zu verbreiten suchten, denn diese Leute waren insofern sonderbar, als dass sie Rangunterschiede verabscheuten und Könige hassten sowie alles Hierarchische… selbst Ethnarchen.« Der junge Mann lächelte gequält. Desgleichen der Ethnarch. Er wischte sich über die Stirn und schob sich im Bett ein wenig zurück, als ob er es sich bequemer machen wollte. Sein Herz pochte immer noch wie wild.
    »Nun, eine Zeit lang drohte ihr edles Werk von einer schrecklichen Macht vernichtet zu werden, doch sie widersetzten sich ihr und gewannen und gingen aus der Auseinandersetzung stärker denn je hervor, und wenn ihnen die Macht um ihrer selbst willen nicht so wenig bedeutet hätte, wären sie allgemein ungeheuer gefürchtet gewesen, doch wie die Dinge lagen, waren sie nur ein bisschen gefürchtet, nur so viel, wie es in Anbetracht ihrer Stärke unumgänglich war. Eine Weise, auf die es ihnen gefiel ihre Kraft anzuwenden, war das Eingreifen in solche Gesellschaften, bei denen sie annahmen, sie könnten aus der Erfahrung Nutzen ziehen, und eine der wirksamsten Methoden, das zu erreichen, bestand darin, die Leute an der Spitze zu beeinflussen.
    Viele von ihnen wurden Ärzte der großen Anführer, und mit Medikamenten und Therapien, die den vergleichsweise primitiven Völkern, mit denen sie zu tun hatten, wie Magie vorkamen, sorgten sie dafür, dass große und gute Herrscher die besseren Überlebenschancen hatten.
    Das ist die Arbeitsweise, die sie bevorzugen; sie bieten Leben an, verstehst du, anstatt sich mit dem Tod zu befassen. Du könntest sie weich nennen, weil sie zögern zu töten, und sie würden dir vermutlich zustimmen, aber sie sind auf dieselbe Weise weich wie das Meer, und du kannst jeden Kapitän fragen, wie harmlos und schwächlich das Meer sein kann.«
    »Ja, ich verstehe«, sagte der Ethnarch, während er ein wenig weiter zurückrutschte und ein Kissen in seinem Rücken verschob, um zu ertasten, in welcher Entfernung er sich von dem Teil des Kopfbrettes befand, in dem die Pistole verborgen war. Das Herz pochte ihm in der Brust.
    »Und sie tun noch etwas, diese Leute, sie haben noch einen Weg gefunden, sich des Lebens anzunehmen und nicht des Todes, indem sie den Anführern bestimmter Gesellschaftsordnungen unter einem gewissen technologischen Niveau das eine bieten, das all der Wohlstand und die Macht, über die diese Herrscher verfügen, nicht kaufen können: eine Heilung vom Tod. Die Rückkehr zur Jugend.«
    Der Ethnarch starrte den jungen Mann an, mit einem Mal eher verstört als verängstigt. Sprach er von der Alterungsumkehr?
    »Aha, der Groschen fällt, wie?«, sagte der junge Mann lächelnd. »Nun, du hast Recht. Es handelt sich genau um jenen Prozess, den du durchgemacht hast, Ethnarch Kerian. Für den du während des vergangenen Jahres gezahlt hast. Für den du versprochen hast – wenn du dich erinnerst –, mit noch etwas anderem als nur Platin zu bezahlen. Na, erinnerst du dich?«
    »Ich… ich weiß nicht so recht.« Der Ethnarch Kerian stellte sich stur. Aus dem Augenwinkel sah er das Paneel im Kopfbrett, wo die Pistole war.
    »Du hast versprochen, das Töten in Youricam zu beenden, erinnerst du dich?«
    »Möglicherweise habe ich gesagt, ich würde unsere Rassentrennungs- und Umsiedlungs-Politik neu überdenken…«
    »Nein«, unterbrach ihn der junge Mann mit einer wegwerfenden Handbewegung. »Ich meine das Töten, Ethnarch; die Todeszüge, erinnerst du dich? Die Züge, bei denen schließlich der Qualm aus dem Auspuff des letzten Wagens kommt.« Der junge Mann ahmte mit dem Mund ein puffendes Geräusch nach und schüttelte den Kopf. »Löst das in deinem Gedächtnis nichts aus? Nein?«
    »Ich habe keine Ahnung, wovon du sprichst«, entgegnete der Ethnarch. Auf seinen Handflächen bildete sich kalter, glitschiger Schweiß. Er wischte sie am Bettuch ab; die Pistole durfte ihm nicht aus der Hand rutschten, wenn er sie erst einmal hatte. Die Waffe des Eindringlings lag immer noch auf dem Fußbrett des Bettes.
    »Oh, ich glaube, du hast sehr wohl eine Ahnung. Genauer gesagt, ich weiß, dass du es weißt.«
    »Wenn es zu irgendwelchen Ausschreitungen von irgendwelchen Mitgliedern der Sicherheitskräfte gekommen sein sollte, dann werden sie einer eingehenden…«
    »Das hier ist keine Pressekonferenz, Ethnarch.« Der Mann lehnte sich auf seinem Stuhl ein wenig nach hinten, weiter weg von der Waffe auf dem Fußbrett. Der Ethnarch spannte sich, innerlich

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