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Das Kultur-Spiel

Das Kultur-Spiel

Titel: Das Kultur-Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Banks
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weißt, was ich meine.«
    »Gut. Weitergegeben.« Normalerweise hätte die Drohne einen solchen amateurpsychologischen Erguss mit Verachtung gestraft, doch diesmal beschloss sie, sich auf die metaphorische Zunge zu beißen, und übermittelte Smas Äußerungen dem teilnahmslosen Schiff zur Weitergabe an die Suchflotte vor ihnen.
    Sma holte tief Luft, wobei sich ihre Schultern hoben und senkten. »Ist die Party noch im Gange?«
    »Ja«, antwortete Skaffen-Amtiskaw überrascht.
    Sma sprang vom Bett und stieg in das Xeni-Kostüm. »Also gut, dann lass uns keine Party-Muffel sein.«
    Sie schloss die Schnallen des Kostüms, bückte sich, um den braunen und gelben Kopf aufzuheben, und schritt zur Tür.
    »Sma«, sagte die Drohne, die ihr folgte. »Ich dachte, du wärst unheimlich sauer.«
    »Vielleicht werde ich es sein, wenn die Ruhe nachlässt«, räumte sie ein, während sie die Tür öffnete und sich den Kopf überstülpte. »Aber in diesem Moment kümmert es mich wirklich nicht.«
    Sie gingen durch den Korridor. Sie drehte sich zu der Maschine mit den klaren Feldern um, die hinter ihr herschwebte. »Komm, Drohne, es soll doch ein Kostümfest sein. Aber lass dir diesmal etwas Phantasievolleres als ein Kriegsschiff einfallen, ja?«
    »Hmm«, machte die Maschine. »Hast du einen Vorschlag?«
    »Ich weiß nicht«, seufzte Sma. »Was würde denn zu dir passen? Ich meine, welches wäre die angemessene Rolle für eine feige, lügende, bevormundende, scheinheilige Missgeburt, ohne Vertrauen zu anderen Leuten und Achtung vor ihnen?«
    Schweigen herrschte hinter ihr, während sie sich dem Lärm und Licht der Party näherten. Also drehte sie sich um und sah statt der Drohne einen klassisch proportionierten, gut aussehenden, aber irgendwie anonym wirkenden jungen Mann, der ihr durch den Korridor folgte und dessen Blick in diesem Moment von ihrem Hintern zu ihren Augen wanderte.
    Sma lachte. »Ja, sehr gut.« Sie ging ein paar Schritte weiter. »Aber wenn ich es mir recht überlege, glaube ich, das Kriegsschiff war mir doch lieber.«

 
XI
     
     
    Er schrieb niemals etwas in den Sand. Er verabscheute es sogar, Fußabdrücke zu hinterlassen. Er betrachtete es als eine einseitig geschlossene Handelsvereinbarung; er harkte den Strand, und das Meer lieferte ihm Material. Der Sand war der Mittelsmann, der die Güter feilbot, eine lange, feuchte Ladentheke. Ihm gefiel die Schlichtheit dieser Ordnung.
    Manchmal beobachtete er die vorbeifahrenden Schiffe, weit draußen auf dem Meer. Hin und wieder wünschte er, er wäre eine jener winzigen dunklen Formen, unterwegs zu einem hellen, fremden Ort oder – diese Vorstellung fiel ihm schwerer – zu einem stillen Heimathafen, zu blinkenden Lichtern, freundlichem Lachen, Freunden und einer liebevollen Begrüßung. Doch im Allgemeinen schenkte er den langsam dahingleitenden Punkten keine Beachtung, sondern setzte seine Wanderung und sein Sammeln fort und hielt den Blick gesenkt auf die graubraune Brandung und den leicht abschüssigen Strand. Der Horizont war klar und fern und leer, der Wind sang tief in den Dünen, und die Meeresvögel zogen ihre Kreise und schrien, beruhigend ziellos und streitsüchtig dort oben am kalten Himmel.
    Die grell aufgemachten, lärmenden Wohnfahrzeuge kamen manchmal aus dem Landesinneren. Die Wagen prunkten vor glänzendem Metall und blitzenden Lampen, und sie hatten vielfarbige Fenster und hohe, verzierte Gitter. Sie waren geschmückt mit flatternden Wimpeln und phantastisch konzipierten, aber schlampig ausgeführten Bemalungen, und sie ächzten und bogen sich, weil sie überladen waren, wenn sie keuchend und spuckend und qualmend auf der sandigen Fahrbahn von der Parkstadt kamen. Erwachsene beugten sich aus den Fenstern oder standen auf Trittbrettern; Kinder rannten nebenher und klammerten sich an die Leitern und Riemen, die an den Seiten angebracht waren, oder saßen kreischend und schreiend auf dem Dach.
    Sie kamen, um den seltsamen Fremden zu begaffen, der in einer komischen Hütte in den Dünen lebte. Sie waren fasziniert, allerdings auch etwas abgestoßen von der Merkwürdigkeit, in einer Behausung zu leben, die in den Boden gegraben war, etwas, das sich nicht bewegte – nicht bewegen konnte. Sie pflegten kopfschüttelnd die Linie zu betrachten, wo Holz und Teerpappe auf den Sand trafen, und um die windschiefe kleine Hütte herumzugehen, als ob sie nach Rädern suchten. Sie besprachen sich miteinander und versuchten sich vorzustellen, was es für ein Gefühl

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