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Das Kultur-Spiel

Das Kultur-Spiel

Titel: Das Kultur-Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Banks
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Ihr Pheromonprofil und Ihren Nervenfunktionszustand nennen…?« Er verstummte. Gurgeh war auf halbem Weg die breite Treppe hinauf stehen geblieben.
    Er drehte sich um, sah die kleine Maschine unter halb gesenkten Augenlidern an. Musik klang über den See, und die Luft war voll von dem Moschusduft der Nachtblüten. Die in das Steingeländer eingelassene Beleuchtung strahlte das Gesicht des Spielers von unten an. Leute strömten von der Terrasse oben die Stufen herunter, lachten und scherzten, teilten sich vor dem Mann wie Wasser an einem Felsen und wurden – das fiel Mawhrin-Skel auf – merkwürdig still dabei. Nachdem Gurgeh ein paar Sekunden schweigend und ruhig atmend dagestanden hatte, gab der kleine Roboter ein kicherndes Geräusch von sich.
    »Nicht schlecht«, sagte er. »Gar nicht schlecht. Ich kann noch nicht sagen, was Sie drüsen, aber das ist ein sehr eindrucksvolles Ausmaß an Selbstbeherrschung. Alles parameterzentriert, oder doch so gut wie. Ausgenommen Ihr Nervenfunktionsstatus, der ist sogar noch weniger normal als sonst, aber andererseits ist ein durchschnittlicher Zivilroboter wahrscheinlich gar nicht fähig, das zu erkennen. Gut gemacht.«
    »Lassen Sie sich von mir nicht aufhalten, Mawhrin-Skel«, gab Gurgeh kalt zurück. »Ich bin sicher, Sie können etwas anderes finden, das Sie amüsiert, als mir bei einem Spiel zuzusehen.« Er stieg weiter die breiten Stufen hinauf.
    »Nichts, was gegenwärtig auf diesem Orbital geschieht, ist imstande, mich zu fesseln, lieber Mr. Gurgeh«, stellte der Roboter sachlich fest und riss der Nachtblüte die letzten Blätter aus. Den Rest ließ er in den Wasserkanal fallen, der oben an der Balustrade entlanglief.
     
    »Gurgeh, schön, Sie zu sehen. Kommen Sie, setzen Sie sich!«
    Zu Estray Hafflis’ Party waren etwa dreißig Leute gekommen. Sie saßen um einen großen, rechteckigen Steintisch auf einem Balkon, der über den Wasserfall hinausragte und mit steinernen Arkaden überdacht war, um die sich Schlingpflanzen mit Nachtblüten rankten. Papierlaternen verbreiteten ein weiches Licht. An einem Ende der großen Platte saßen Musiker mit Trommeln sowie Saiten- und Luftinstrumenten. Sie lachten und spielten hauptsächlich für sich selbst, wobei jeder versuchte, so schnell zu spielen, dass die anderen nicht mitkamen.
    In die Mitte des Tisches war eine lange, enge Rinne voll glühender Kohlen eingelassen. So etwas wie eine miniaturisierte Eimerkette gondelte über das Feuer und transportierte kleine Fleisch- und Gemüsestücke. Eins von Hafflis’ Kindern spießte sie am einen Ende der Tafel auf, sein jüngstes, das erst sechs war, nahm sie auf der anderen Seite herunter, wickelte sie in essbares Papier und warf sie mit beachtlicher Genauigkeit jedem zu, der eins haben wollte.
    Ungewöhnlich an Hafflis war, dass er sieben Kinder hatte. Normalerweise gebaren die Menschen eins und zeugten eins. Die Kultur betrachtete eine solche Unmäßigkeit mit Stirnrunzeln, aber Hafflis machte es einfach Spaß, schwanger zu sein. Im Augenblick befand er sich jedoch in einer männlichen Phase; er hatte vor ein paar Jahren das Geschlecht gewechselt.
    Er und Gurgeh tauschten Liebenswürdigkeiten aus. Dann führte Hafflis den Spieler zu einem Stuhl neben Professor Boruelal, die auf ihrem Sitz schwankte und glücklich grinste. Sie trug ein langes Gewand in Schwarz und Weiß, und als sie Gurgeh erblickte, küsste sie ihn geräuschvoll auf die Lippen. Sie versuchte, auch Mawhrin-Skel zu küssen, aber der zischte davon.
    Lachend spießte sie mit einer langen Gabel ein halbgares Stück Fleisch aus einem der Gefäße über der Tischmitte. »Gurgeh, das ist die reizende Olz Hap. Olz, das ist Jernau Gurgeh. Kommen Sie, geben Sie sich die Hand!«
    Gurgeh setzte sich und ergriff die kleine, blasse Hand des verängstigt dreinblickenden Mädchens zu Boruelals Rechter. Sie trug etwas Dunkles und Formloses und war höchstens dreizehn. Er lächelte mit leichtem Stirnrunzeln, sah zu der Professorin hinüber, versuchte, gemeinsam mit dem jungen blonden Mädchen über Boruelals Trunkenheit zu lachen. Doch Olz Hap blickte auf seine Hand, nicht in sein Gesicht. Sie ließ es zu, dass er ihre Hand berührte, zog sie dann jedoch beinahe sofort zurück. Sie setzte sich auf ihre Hände und starrte auf ihren Teller.
    Boruelal atmete tief durch und versuchte anscheinend, sich zusammenzunehmen. Sie nahm einen Schluck aus dem hohen Glas, das vor ihr stand.
    »Nun…«, sie sah Gurgeh an, als sei er eben erst

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