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Das Kultur-Spiel

Das Kultur-Spiel

Titel: Das Kultur-Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Banks
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sich einige Kleidungsstücke, die auf einer Wäscheleine hinter dem Steuerhaus zum Trocknen aufgehängt waren, doch er wurde dabei beobachtet; er sprang mitsamt den Kleidern über Bord und schwamm zum Ufer. Er wurde noch immer verfolgt, und die ganze Zeit war er gezwungen, sich weiter von der Stadt und dem Allerheiligsten, wo ihn die Kultur eventuell gesucht hätte, zu entfernen. Er verbrachte viele Stunden damit, sich einen Plan zurechtzulegen, wie er mit ihnen Verbindung aufnehmen könnte.
    Er hatte auf einem gestohlenen Reittier gesessen und war am Rand eines mit Wasser gefüllten vulkanischen Kraters entlanggeritten, als ihn die Räuber überfielen; sie hatten ihn geschlagen und misshandelt und die Sehnen seiner Beine durchgeschnitten und ihn in das stinkende, gelb gefärbte Wasser des Kratersees geworfen; dann hatten sie ihn mit großen Steinen beworfen, als er versuchte wegzuschwimmen, wobei er nur die Arme benutzen konnte, da seine Beine nutzlos hinter ihm hertrieben.
    Er wusste, dass ihn früher oder später einer der Steine treffen würde, deshalb versuchte er, sich zu einigen Tricks aufzuraffen, die er in der hervorragenden Ausbildung durch die Kultur gelernt hatte. Er pumpte sich die Lunge voll mit Luft und tauchte. Er brauchte nur ein paar Sekunden lang zu warten. Ein großer Stein platschte ins Wasser, traf die Reihe von Bläschen, die er beim Tauchen an der Oberfläche hinterlassen hatte. Er streckte dem Stein die Arme entgegen wie ein Liebender vor der Umarmung, während dieser zu ihm herabgetrudelt kam; dann umfing er ihn und ließ sich von ihm in die Dunkelheit des Sees hinunterziehen. Dabei schaltete er sein Bewusstsein auf die Weise aus, wie man es ihm beigebracht hatte, ohne sich viel Sorgen für den Fall zu machen, dass es nicht funktionieren und er nie wieder aufwachen könnte.
    Während des Tauchens hatte er gedacht: zehn Minuten. Er wachte in dichter Finsternis auf; er erinnerte sich und zog die Arme unter dem Stein hervor. Er strampelte mit den Füßen, um zum Licht zu gelangen, doch nichts geschah. Er benutzte die Arme. Allmählich kam ihm die Oberfläche entgegen. Noch nie hatte Luft so süß geschmeckt.
    Die senkrechten Wände des Kratersees waren kahl und glatt; die winzige Felsinsel war der einzige Ort, zu dem er hinschwimmen konnte. Kreischende Vögel flogen von der Insel auf, als er sich ans Ufer arbeitete.
    Wenigstens, dachte er, während er durch den Guano-Kot auf den Felsen kroch, waren es nicht die Priester, die mich gefunden haben. Dann wäre ich tatsächlich in Schwierigkeiten geraten.
    Die Caisson’sche Krankheit setzte ein paar Minuten später ein, wie Säure langsam in alle Gliedern sickernd, und er wünschte, die Priester hätten ihn erwischt.
    Auf jeden Fall – so redete er sich ein, um seinen Geist von dem Schmerz abzulenken – werden sie kommen und ihn holen; die Kultur wird mit einem schönen großen Schiff heruntergekommen und ihn mit hinaufnehmen und alles in Ordnung bringen.
    Er war sicher, dass sie kommen würden. Man würde ihn versorgen und heilen, und er wäre in Sicherheit, vollkommen in Sicherheit und gut versorgt und ohne Schmerzen, zurückgekehrt in ihr Paradies, und es wäre wie… wie wieder Kind zu sein, wieder in dem Garten zu sein. Nur… erinnerte ihn ein schurkischer Teil seines Geistes…, dass auch in Gärten manchmal schlimme Dinge geschahen.
     
    Darckense brachte den Wachposten vor der Waffenkammer dazu, dass er ihr beim Öffnen einer klemmenden Tür half, und lockte ihn so um die Ecke. Unterdessen schlüpfte Cheradenine hinein und holte das Automatikgewehr, das Elethiomel ihm beschrieben hatte. Er huschte wieder heraus, das Gewehr in einem Umhang versteckt, und hörte, wie sich Darckense überschwänglich bei dem Wächter bedankte. Sie alle trafen sich in der Garderobe der hinteren Eingangshalle, wo sie im beruhigenden Geruch von nasser Kleidung und Bohnerwachs aufgeregt flüsterten und abwechselnd das Gewehr hielten. Es war sehr schwer.
    »Es ist nur ein Magazin dabei.«
    »Ich habe die anderen nicht gesehen.«
    »Mein Gott, du bist blind, Zak. Muss wohl reichen, schätze ich.«
    »Huch, es ist ölig«, sagte Darckense.
    »Das verhindert, dass es rostet«, erklärte Cheradenine.
    »Wo sollen wir es ausprobieren?«, fragte Livueta.
    »Wir verstecken es hier und gehen nach dem Essen hinaus«, sagte Elethiomel, während er Darckense die Waffe abnahm. »Heute ist Großnase mit der Lernaufsicht dran, und er schläft sowieso immer während der ganzen

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