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Das Kultur-Spiel

Das Kultur-Spiel

Titel: Das Kultur-Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Banks
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Zeit. Mutter und Vater müssen sich um ihren Gast, diesen Colonel, kümmern; wir können uns also leicht aus dem Haus und in den Wald schleichen und dort die Schüsse abfeuern.«
    »Wir werden wahrscheinlich dabei getötet werden«, sagte Livueta. »Die Wachen werden uns für Terroristen halten.«
    Elethiomel schüttelte geduldig den Kopf. »Livvy, du bist ein Dummerchen.« Er richtete das Gewehr auf sie. »Es hat einen Schalldämpfer, oder wofür hast du dieses Teil hier gehalten?«
    »Ach so«, sagte Livueta und schob den Lauf von sich weg. »Hat es auch eine Sicherung?«
    Elethiomel sah einen Moment lang verunsichert drein. »Natürlich«, sagte er laut; dann zuckte er ein wenig zusammen und sah zu der geschlossenen Tür der Halle. »Natürlich«, flüsterte er. »Kommt jetzt, wir wollen es hier verstecken und es nachher holen, wenn wir Großnase entwischt sind.«
    »Du kannst es nicht hier verstecken«, widersprach Livueta.
    »Wetten, dass ich das kann.«
    »Es riecht zu stark«, sagte Livueta. »Das Öl stinkt. Man riecht es sofort, wenn man hereinkommt. Was ist, wenn Vater beschließt, einen Spaziergang zu machen?«
    Elethiomels Gesicht drückte Besorgnis aus. Livueta ging an ihm vorbei und öffnete ein hohes, schmales Fenster.
    »Was haltet ihr davon, es auf dem Steinboot zu verstecken?«, schlug Cheradenine vor. »In dieser Jahreszeit geht nie jemand dort raus.«
    Elethiomel dachte darüber nach. Er griff nach dem Umhang, in den Cheradenine die Waffe anfänglich eingewickelt gehabt hatte, und bedeckte sie wieder damit. »Einverstanden. Trag du es!«
     
    Immer noch nicht weit genug zurück oder nicht weit genug nach vorn… Er war sich nicht sicher. Die richtige Stelle, das war es, wonach er suchte. Die richtige Stelle. Die Stelle war überaus wichtig, die Stelle bedeutete alles. Nimm diesen Felsen…
    »Dich soll ich nehmen, Stein«, sagte er. Er blinzelte zu ihm hin.
    Ach ja, hier haben wir diesen hässlichen großen flachen Stein, der da rumhockt und nichts tut, amoralisch und dumpf, und er kauert wie eine Insel in dem schmutzigen Teich. Der Teich ist ein winziger See auf der kleinen Insel, und die Insel liegt in einem ertränkten Krater. Der Krater ist ein vulkanischer Krater, der Vulkan bildet den Teil einer Insel in einem großen Binnenmeer. Das Binnenmeer ist wie ein riesiger See auf einem Kontinent, und der Kontinent ist wie eine Insel in den Meeren des Planeten. Der Planet ist wie eine Insel im Raummeer innerhalb seines Systems, und das System schwebt innerhalb des Haufens, der wie eine Insel im Meer der Galaxis ist, die wie eine Insel im Archipel ihrer lokalen Gruppe ist, die wie eine Insel im Universum ist; das Universum ist wie eine Insel, die in einem Raummeer in den Kontinua schwebt, und diese schweben wie Inseln in der Realität, und…
    Doch zurück durch die Kontinua, das Universum, die Gruppe, die Galaxis, den Haufen, das System, den Planeten, den Kontinent, die Insel, den See, die Insel… – blieb zuletzt der Felsen. UND DAS BEDEUTETE, DER FELSEN, DIESER VERSCHISSENE ABSCHEULICHE FELSEN HIER, WAR DAS ZENTRUM DES UNIVERSUMS, DER KONTINUA, DER GESAMTEN REALITÄT!
    Das Wort lautete ›Caldera‹. Der See befand sich in einer ertränkten Caldera. Er hob den Kopf, blickte hinaus über das stille, gelbliche Wasser, zu den Klippen des Kraters, und er glaubte ein Boot aus Stein zu sehen.
    »Schrei!«, sagte er.
    »Verpiss dich«, hörte er den Himmel ohne Überzeugung sagen.
     
    Der Himmel war wolkenverhangen, und es wurde früh dunkel; ihr Sprachlehrer brauchte länger als gewöhnlich, um an seinem Schreibtisch einzuschlafen, und fast hätten sie beschlossen, die Durchführung des Plans auf den nächsten Tag zu verschieben, aber sie konnten es nicht aushalten. Sie schlichen sich aus dem Unterrichtszimmer und gingen dann so ruhig wie möglich zur hinteren Halle, wo sie ihre Stiefel und Jacken holten.
    »Seht ihr«, flüsterte Livueta. »Es riecht auch so ein bisschen nach Waffenöl.«
    »Ich rieche nichts«, log Elethiomel.
    Die Räume für festliche Gelegenheiten – wo der zu Besuch weilende Colonel und seine Leute an diesem Abend mit Wein und Speisen verwöhnt wurden – gingen auf den Park vor dem Haus hinaus; der See mit dem Steinboot lag hinten.
    »Wir machen nur einen kleinen Spaziergang um den See, Sergeant«, erklärte Cheradenine, als sie von einem Wachposten auf dem Kiesweg, der zum Steinboot führte, angehalten wurden. Der Sergeant nickte und ermahnte sie, schnell zu gehen, da es

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