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Das Kultur-Spiel

Das Kultur-Spiel

Titel: Das Kultur-Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Banks
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Elethiomels Arm zu ergreifen.
    Er schob sie weg.
    »Oh, Elly… Cheri, bitte nicht!«, sagte Livueta.
    »Sie war nicht böse!«, schrie er dem Rücken des anderen Jungen zu.
    »Do-och, sie wa-ar«, sagte Cheradenine in einer Art Singsang und warf einen weiteren Kieselstein in den See.
    »War sie nicht!«, brüllte Elethiomel; er rannte auf den anderen zu und stieß ihn kräftig in den Rücken.
    Cheradenine schrie auf und stürzte von der Brüstung; im Fallen schlug er mit dem Kopf gegen den gemeißelten Stein. Die beiden Mädchen kreischten.
    Elethiomel beugte sich über den Rand und sah, wie Cheradenine in die Mitte seiner gekräuselten Wellenkreise platschte. Er verschwand unter Wasser, tauchte wieder auf und schwamm mit dem Gesicht nach unten an der Oberfläche.
    Darckense schrie.
    »Oh, Elly, nein!« Livueta ließ all ihre Blumen fallen und rannte zur Treppe. Darckense hörte nicht auf zu schreien und kauerte sich in die Hocke, mit dem Rücken gegen die Steinbrüstung, die Blumen fest an die Brust gedrückt. »Darckle! Lauf schnell zum Haus!«, rief Livueta von der Treppe her.
    Elethiomel beobachtete die Gestalt im Wasser, die langsam dahintrieb und Bläschen ausstieß, während Livuetas hastig tapsende Schritte vom unteren Deck heraufdrangen.
    Ein paar Sekunden bevor das Mädchen ins seichte Wasser sprang, um ihren Bruder herauszuholen, und während Darckense immer noch schrie, wischte Elethiomel die restlichen Kieselsteine von der Brüstung, sodass sie platschend und spritzend rings um den Jungen herum im Wasser landeten.
     
    Nein, das war es nicht. Es musste etwas noch Schlimmeres gewesen sein, nicht wahr? Er war sich sicher, dass er etwas von einem Stuhl in Erinnerung hatte; er hatte auch etwas von einem Boot in Erinnerung, aber das schien die Sache auch nicht genau zu treffen. Er versuchte, sich alle schrecklichen Dinge auszumalen, die auf einem Stuhl passieren konnten, verwarf eins nach dem anderen, da nichts davon ihm oder irgendjemandem, den er kannte, widerfahren war – jedenfalls nicht, soweit er sich erinnern konnte –, und kam schließlich zu dem Schluss, dass seine fixe Idee mit dem Stuhl rein zufällig war; es hatte sich einfach so ergeben, dass es ein Stuhl war, und mehr steckte nicht dahinter.
    Dann gab es da die Namen; Namen, die er benutzt hatte; vorgebliche Namen, die niemals wirklich die seinen waren. Das musste man sich mal vorstellen, sich nach einem Schiff zu nennen! Was für eine törichte Person, was für ein unartiger Junge; was versuchte er denn zu vergessen? Er wusste es nicht, er verstand nicht, wie er so dumm sein konnte; jetzt erschien alles so klar, so eindeutig. Er wollte das Schiff vollständig vergessen; er wollte das Ding begraben, also sollte er sich doch nicht danach benennen!
    Jetzt begriff er, jetzt ging ihm ein Licht auf, jetzt, da es zu spät war, um irgendetwas dagegen zu tun.
    Ach, er zwang sich zu wünschen, ihm würde übel.
    Ein Stuhl, ein Schiff, ein… noch etwas; er hatte vergessen, was.
     
    Die Jungen sollten die Metallverarbeitung erlernen, die Mädchen das Töpfern.
    »Aber wir sind doch keine Bauern oder… oder…«
    »Handwerker«, warf Elethiomel ein.
    »Keine Widerrede; ihr werdet etwas lernen, bei dem ihr begreift, was es bedeutet, mit Material umzugehen«, erklärte Cheradenines Vater den beiden Jungen.
    »Aber es ist so gewöhnlich!«
    »Das ist das Schreibenlernen auch, ebenso wie das Arbeiten mit Zahlen. Die Beherrschung dieser Fähigkeiten macht aus euch ebenso wenig Bürogehilfen, wie das Arbeiten mit Eisen aus euch Schmiede macht.«
    »Aber…«
    »Ihr werdet tun, was man euch sagt. Wenn es euren kriegerischen Ambitionen, die ihr beide für euch in Anspruch nehmt, mehr entspricht, dann könnt ihr ja versuchen, im Laufe eurer Ausbildung Klingen und Waffengerät herzustellen.«
    Die Jungen sahen einander an.
    »Außerdem könntet ihr euch vielleicht die Mühe machen, euren Sprachlehrer zu fragen, ob es für wohlerzogene junge Männer angemessen ist, fast jeden Satz mit dem unseligen Wort ›aber‹ zu beginnen. Das ist alles.«
    »Danke, Sir.«
    »Danke, Sir.«
    Nachdem sie draußen unter sich waren, stimmten sie darin überein, dass das Arbeiten mit Metall vielleicht doch gar nicht so schlecht sei. »Aber wir müssen Großnase die Sache mit dem ›aber‹ ausrichten. Wir werden Strafarbeiten bekommen.«
    »Nein, das werden wir nicht. Dein alter Herr hat gesagt, wir sollten uns vielleicht die Mühe machen – das ist etwas anderes, als wenn er

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