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Das Kultur-Spiel

Das Kultur-Spiel

Titel: Das Kultur-Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Banks
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bald dunkel sein würde.
    Sie schlichen sich aufs Boot und fanden das Gewehr an der Stelle, wo Cheradenine es versteckt hatte, unter einer Steinbank auf dem oberen Deck.
    Beim Aufheben schlug Elethiomel mit dem Gewehr gegen die Seite der Bank.
    Es gab ein klackendes Geräusch, das Magazin fiel heraus; dann folgte ein Geräusch wie von einer Feder, und Kugeln kullerten scheppernd über die Steine.
    »Idiot!«, sagte Cheradenine.
    »Halt den Mund!«
    »O nein!«, sagte Livueta, während sie sich bückte und einige der runden Dinger aufhob.
    »Lass uns umkehren«, flüsterte Darckense. »Ich fürchte mich.«
    »Keine Angst«, sagte Cheradenine und tätschelte ihr die Hand. »Komm, such die Kugeln.«
    Es schien eine Ewigkeit zu dauern, bis sie sie gefunden und gesäubert und wieder in das Magazin gedrückt hatten. Selbst dann hatten sie das Gefühl, dass einige fehlten. Als sie endlich fertig waren und das Magazin wieder an seinem Platz eingerastet war, war es fast Nacht.
    »Es ist viel zu dunkel«, sagte Livueta. Sie alle kauerten sich an der Brüstung nieder und blickten über den See zum Haus hin. Elethiomel hielt das Gewehr.
    »Nein!«, widersprach er. »Wir können immer noch was sehen.«
    »Nein, können wir nicht, nicht richtig«, entgegnete Cheradenine.
    »Lasst uns das Ganze auf morgen verschieben«, schlug Livueta vor.
    »Man wird bald merken, dass wir nicht da sind«, flüsterte Cheradenine. »Wir haben nicht genügend Zeit.«
    »Nein!«, beharrte Elethiomel und spähte dabei hinaus zu dem Wachposten, der langsam am Ende des Steges vorbeiging. Livueta sah ebenfalls dorthin; es war der Sergeant, der sie angesprochen hatte.
    »Du benimmst dich wie ein Idiot!«, sagte Cheradenine und streckte eine Hand aus, um nach dem Gewehr zu greifen. Elethiomel zog es zurück.
    »Es ist meins, lass es!«
    »Es ist nicht deins!«, zischte Cheradenine. »Es gehört uns, unserer Familie, nicht deiner.« Er griff mit beiden Händen nach dem Gewehr. Elethiomel zog es noch weiter weg.
    »Hört auf damit!«, flehte Darckense mit dünner Stimme.
    »Seid doch nicht so…«, setzte Livueta an.
    Sie spähte über den Rand der Brüstung, in die Richtung, aus der sie ein Geräusch gehört zu haben glaubte.
    »Gib es her!«
    »Lass los!«
    »Hört auf, bitte hört auf. Lasst uns wieder reingehen, bitte…«
    Livueta hörte sie nicht. Sie starrte mit weit aufgerissenen Augen und ausgetrocknetem Mund über die Steinbrüstung. Ein in Schwarz gehüllter Mann hob das Gewehr auf, das der Wach-Sergeant fallen gelassen hatte. Der Sergeant selbst lag auf dem Kies. Etwas glitzerte in der Hand des Schwarzgekleideten und spiegelte die Lichter des Hauses wider. Der Mann stieß die schlaffe Gestalt des Sergeants vom Kies in den See.
    Der Atem blieb ihr in der Kehle stecken. Livueta duckte sich. Sie schlug mit den Händen nach den Jungen. »Hö…«, brachte sie nur heraus. Sie stritten sich immer noch.
    »Hö…«
    »Meins.«
    »Lass tos!«
    »Hört auf!«, zischte sie und schlug beiden auf den Kopf. Sie starrten sie an. »Jemand hat gerade den Sergeant umgebracht, genau dort unten.«
    »Was?« Die beiden Jungen sahen über die Brüstung. Elethiomel hielt noch immer das Gewehr.
    Darckense kauerte sich nieder und fing an zu weinen.
    »Wo?«
    »Dort; das ist seine Leiche, dort im Wasser!«
    »Klar«, flüsterte Elethiomel gedehnt. »Und wer…«
    Alle drei sahen eine schemenhafte Gestalt auf das Haus zuschleichen; sie hielt sich im Schatten der Büsche, die den Weg säumten. Ein Dutzend oder mehr Männer – nur als dunkle Flecken auf dem Kies erkennbar – bewegten sich am Ufer des Sees auf einem schmalen Streifen Gras.
    »Terroristen!«, sagte Elethiomel aufgeregt, während sich alle drei hinter die Brüstung duckten, wo Darckense leise weinte.
    »Warne die Leute im Haus«, sagte Livueta. »Schieß!«
    »Nimm zuerst den Schalldämpfer ab«, fügte Cheradenine hinzu.
    Elethiomel hantierte am Ende des Laufs herum. »Er sitzt fest!«
    »Lass mich probieren!« Alle drei probierten.
    »Schieß trotzdem«, sagte Cheradenine.
    »Ja!«, flüsterte Elethiomel. Er schüttelte die Waffe, wog sie in den Händen. »Ja«, wiederholte er. Er kniete sich hin, legte das Gewehr auf die Steinbrüstung, äugte durch das Zielfernrohr.
    »Sei vorsichtig!«, warnte Livueta.
    Elethiomel zielte auf die dunklen Männer, die über den Weg in Richtung Haus huschten. Er betätigte den Abzug.
    Die Waffe schien zu explodieren. Das gesamte Deck des Steinboots war grell erleuchtet. Der

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