Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Kultur-Spiel

Das Kultur-Spiel

Titel: Das Kultur-Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Banks
Vom Netzwerk:
Stunde vor dem Aufbruch damit, in dem Klipper herumzuwandern und sich alles einzuprägen, damit er wusste, wo was zu finden war.
    Die Sprechanlage und die meisten der Sichtschirme verkündeten ihren Start. Der Klipper verharrte in der Schwebe und trödelte eine Weile herum, bis er plötzlich mühsam beschleunigte und sich von der Station weg bewegte; er zog an der Sonne und an dem Gasriesen Soreraurth vorbei. Dort hatte man auch das Modul versteckt, hundert Kilometer tief in dem ausgedehnten ewigen Sturm, der die Atmosphäre des gewaltigen Planeten ausmachte. Eine Atmosphäre, die von den Humanisten geplündert, gesprengt, entblößt und verändert werden würde, wenn sie niemand daran hinderte. Er beobachtete, wie der Gasriese hinter ihnen zurückblieb, und fragte sich, wer wirklich Recht und wer Unrecht hatte; er verspürte eine sonderbare Hilflosigkeit.
    Er wühlte sich durch das Gewimmel an einer kleinen Bar, auf der Suche nach Beychae, als er eine Stimme hinter sich sagen hörte: »Hallo und hoch erfreut und so weiter; Mr. Staberinde, wenn ich nicht irre?«
    Er drehte sich langsam um.
    Es war der kleine Doktor von der Krüppel-Party. Das Männlein stand in der Menge an der Bar und winkte ihm zu.
    Er quetschte sich zwischen den plappernden Passagieren hindurch und ging zu ihm.
    »Doktor, guten Tag.«
    Der kleine Mann nickte. »Stapangarderslinaiterray, aber nennen Sie mich einfach Stap.«
    »Mit Vergnügen, sogar mit Erleichterung.« Er lächelte. »Und nennen Sie mich bitte Sherad.«
    »Na! Ist der Sternhaufen nicht klein? Darf ich Sie zu einem Drink einladen?« Er ließ sein zahniges Grinsen aufblitzen, das – eingefangen von einem kleinen Leuchtstrahler über der Bar – erschreckend hell aufzuckte.
    »Eine ausgezeichnete Idee.«
    Sie fanden einen kleinen Tisch, eingekeilt in die Nische einer Schottwand. Der Doktor putzte sich die Nase und strich seinen makellosen Anzug glatt.
    »Also, Sherad, was führt Sie auf dieses kleine armselige Gefährt?«
    »Na ja, eigentlich… Stap«, sagte er leise, »ich reise sozusagen inkognito, deshalb wäre ich Ihnen überaus dankbar, wenn Sie meinen Namen nicht verbreiten würden, verstehen Sie?«
    »Absolut!«, erwiderte Doktor Stap und nickte feierlich. Er blickte sich verschwörerisch um und beugte sich vor. »Meine Diskretion ist beispielhaft. Ich selbst war auch schon gezwungen« – seine Augenbrauen zuckten hoch –, »mich gelegentlich auf leisen Sohlen zu bewegen. Lassen Sie mich auf jeden Fall wissen, wenn ich irgendwie hilfreich sein kann.«
    »Sie sind sehr liebenswürdig.« Er hob sein Glas.
    Sie stießen auf eine gefahrlose Reise an.
    »Bleiben Sie bis zur letzten Anlegestelle dabei, bis Breskial?«, fragte Stap.
    Er nickte. »Ja; ich und ein Geschäftspartner.«
    Doktor Stap nickte und grinste. »Aha, ein ›Geschäftspartner‹, so so.«
    »Nein, Doktor. Kein ›Geschäftspartner‹, sondern ein Geschäftspartner, ein älterer Herr mit separater Kabine… Ich wünschte mir allerdings in allen drei Punkten das Gegenteil, versteht sich.«
    »Ha! Das kann ich mir denken!«, sagte der Doktor.
    »Noch einen Drink?«
    »Glaubst du, er weiß was?«, fragte Beychae.
    »Was gibt es zu wissen?« Er zuckte die Achseln. Er blickte zum Bildschirm und zu der Tür von Beychaes unordentlicher Kabine. »Nichts in den Nachrichten?«
    »Nichts«, sagte Beychae. »Es wurde etwas erwähnt von einer allgemeinen Sicherheitsübung in allen Häfen, aber nichts direkt über dich oder mich.«
    »Nun, wir sind wahrscheinlich in keiner größeren Gefahr, nur weil der Doc an Bord ist, als wir es ohnehin wären.«
    »Und wie groß ist die?«
    »Zu groß. Sie kommen bestimmt allmählich dahinter, was geschehen ist; wir erreichen Breskial niemals, bevor sie es wissen.«
    »Und dann?«
    »Und dann, sofern mir nichts anderes einfällt, muss die Kultur entweder zusehen, wie man uns zurückholt, oder sie muss dieses Schiff kapern, was ziemlich schwierig zu erklären ist und dir gewiss einiges von deiner Glaubwürdigkeit nimmt.«
    »Falls ich mich entschließe, das zu tun, worum du mich bittest, Cheradenine.«
    Er sah den alten Mann an, der neben ihm auf der Längsseite des schmalen Bettes saß. »Ja, falls.«
     
    Er durchstöberte das Schiff. Der Klipper machte einen verwahrlosten und überfüllten Eindruck; er hatte sich vermutlich zu sehr an die Fahrzeuge der Kultur gewöhnt. Es standen Pläne des Schiffes auf dem Bildschirm zur Verfügung, und er studierte sie, doch sie dienten offenbar

Weitere Kostenlose Bücher