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Das Kultur-Spiel

Das Kultur-Spiel

Titel: Das Kultur-Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Banks
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Chamlis’ Stimme aus dem Knopf.
    Und er hörte seine eigene Stimme antworten: »Bin schon unterwegs.«
    Ein weiterer Piepton des Terminals beendete das Gespräch. Gurgeh starrte den Roboter an.
    Mawhrin-Skel flüsterte: »Wie gesagt, Jernau Gurgeh, ich kann diese Addiermaschinen überlisten, das ist überhaupt kein Problem. Schnell jetzt. Wollen Sie es wissen oder nicht? Das Volle Gitter – ja oder nein?«
    Gurgeh warf einen Blick in die Richtung von Hafflis’ Wohnung. Er drehte sich wieder um, beugte sich über den Abgrund dem Roboter entgegen.
    »Gut«, hauchte er, »nur die fünf unteren Punkte und die vier, die senkrecht neben dem oberen Zentrum liegen. Nicht mehr.«
     
    Mawhrin-Skel sagte es ihm.
    Es hätte beinahe gereicht. Das Mädchen kämpfte bis ganz zum Schluss brillant und machte es ihm mit dem letzten Zug kaputt.
    Das volle Gitter fiel auseinander, und er siegte mit einunddreißig Punkten, zwei Punkte unter dem bestehenden Kultur-Rekord.
     
    Einer von Estray Hafflis’ Hausrobotern geriet in leichte Verwirrung, als er viel später an diesem Vormittag beim Saubermachen unter dem großen Steintisch ein zermalmtes und zerschmettertes Keramikplättchen entdeckte, in dessen zerkratzte und verbeulte Oberfläche eine verbogene Wählscheibe eingelassen war.
    Es gehörte nicht zu dem Besitz- Spiel des Hauses.
    Das nicht mit Bewusstsein ausgestattete, mechanische, durch und durch vorhersagbare Gehirn der Maschine dachte eine Weile darüber nach und kam dann zu dem Entschluss, das rätselhafte Überbleibsel zusammen mit dem übrigen Abfall wegzuwerfen.

Als Gurgeh an diesem Nachmittag aufwachte, geschah es mit der Erinnerung an eine Niederlage. Es dauerte einige Zeit, bis ihm einfiel, dass er das Abräum- Spieltatsächlich gewonnen hatte. Nie war ein Sieg so bitter gewesen.
    Er frühstückte allein auf der Terrasse. Eine Flotte von Booten fuhr den engen Fjord hinunter, helle Segel in einer frischen Brise. Gurgehs rechte Hand, mit der er Teller und Tasse hielt, schmerzte ein bisschen. Er hätte sich beinahe blutende Wunden zugefügt, als er am Ende des Abräum- Spiels das Besitz- Plättchen zerdrückt hatte.
     
    Er zog einen langen Mantel, eine Hose und einen kurzen Kilt an und machte einen ausgiebigen Spaziergang zum Fjord hinunter und dann an seinem Ufer auf die Meeresküste und die windgefegten Dünen zu, wo Hassease lag, das Haus, in dem er geboren war und in dem ein paar von seiner umfangreichen Familie immer noch lebten. Er wanderte über den Küstenpfad auf das Haus zu, durch die missgestalteten, vom Wind verkrüppelten Bäume. Das Gras seufzte rings um ihn, Seevögel schrien. Unter zerfetzten Wolken wehte ein kalter, erfrischender Wind. Draußen über dem Meer, hinter Hassease-Dorf, von wo das Wetter kam, hingen dunkle Regenschleier unter einer dunklen Front von Gewitterwolken.
    Gurgeh zog den Mantel enger um sich, eilte auf den fernen Umriss des weitläufigen, baufälligen Hauses zu und dachte bei sich, er hätte einen Unterseite-Wagen nehmen sollen. Der Wind peitschte Sand von dem fernen Strand hoch und schleuderte ihn landeinwärts. Gurgeh blinzelte; seine Augen tränten.
    »Gurgeh.«
    Die Stimme war recht laut, lauter als das Seufzen des Grases und das Ächzen der Äste im Wind. Gurgeh beschirmte die Augen mit der Hand und sah zur Seite. »Gurgeh«, erklang die Stimme wieder. Er spähte in den Schatten eines schiefen, verkrüppelten Baumes.
    »Mawhrin-Skel? Sind Sie das?«
    »Richtig.« Der kleine Roboter schwebte auf den Weg.
    Gurgeh blickte aufs Meer hinaus. Er ging weiter auf das Haus zu, aber der Roboter folgte ihm nicht. »Nun«, meinte Gurgeh und sah aus ein paar Schritten Entfernung zurück, »ich muss weiter. Ich werde noch nass, wenn ich…«
    »Nein, gehen Sie nicht«, erwiderte Mawhrin-Skel. »Ich muss mit Ihnen reden. Es ist wichtig.«
    »Dann erzählen Sie es mir unterwegs«, forderte Gurgeh, plötzlich verärgert, ihn auf und schritt davon. Der Roboter sauste plötzlich in Gesichtshöhe um ihn herum, sodass er stehen bleiben musste, um nicht in ihn hineinzulaufen.
    »Es geht um das Abräum- Spiel gestern Abend und heute Morgen.«
    »Ich glaube, ich habe bereits ›danke‹ zu Ihnen gesagt.« Gurgeh sah an der Maschine vorbei. Die Gewitterfront hatte die Einfahrt des Dorfhafens hinter Hassease erreicht. Die dunklen Wolken waren schon beinahe über ihm und warfen einen breiten Schatten.
    »Und ich glaube, ich sagte, Sie könnten eines Tages imstande sein, mir zu helfen.«
    »Oh.«

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