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Das Kultur-Spiel

Das Kultur-Spiel

Titel: Das Kultur-Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Banks
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verfügten. Selbst wenn das unschwer zu widerlegen wäre – besonders wenn eine der etwas aufgeklärteren Gesellschaften dem Imperium mitteilen würde, was wirklich geschehen war –, wäre es dennoch beunruhigend für diejenigen, die auf der anderen Seite mit der Entscheidung über die weiteren Schritte befasst waren. (Übrigens konnten sie immer noch schnell die Stadt verlassen.) Unterdessen setzte er seine Besuche bei weiteren Armee-Einheiten fort.
    Die Imperiums-Armee setzte ihr Vordringen fort, wenn auch langsamer als zuvor. Er hatte seine Truppen fast bis zum Fuß der Berge zurückgezogen sowie die wenigen nicht abgeernteten Felder in Brand gesteckt und die Städte, die sie zurückließen, dem Erdboden gleichgemacht. Immer wenn sie einen Luftwaffenstützpunkt aufgaben, legten sie Bomben mit einer tagelangen Zündverzögerung unter die Landebahn und gruben jede Menge anderer Löcher, die so aussahen, als könnten sie Bomben enthalten.
    In den Vorhügeln überwachte er einen Großteil des Aufbaus ihrer Verteidigungslinie persönlich und besuchte auch weiterhin Luftwaffenstützpunkte, regionale Hauptquartiere und Gefechtseinheiten. Außerdem übte er weiterhin Druck auf die Hohepriester aus, damit sie wenigstens in Erwägung zogen, das Raumschiff für den so genannten Enthauptungsschlag zu benutzen.
    Er war sehr beschäftigt, stellte er eines Tages fest, als er sich in einer alten Burg zum Schlafen hinlegte, die das Hauptquartier für die Operationen in diesem Frontabschnitt geworden war. (Der Himmel war an dem von Bäumen gesäumten Horizont im Licht erblüht, und kurz nach der Abenddämmerung zitterte die Luft durch das Getöse eines Bombardements.) Beschäftigt und – so musste er sich eingestehen, während er die letzten Berichte auf den Boden unter dem Feldbett legte, das Licht löschte und fast sofort einschlief – glücklich.
     
    Zwei, drei Wochen nach seiner Ankunft schienen die spärlich eingehenden Nachrichten von außen darauf hinzudeuten, dass sich schrecklich viel und doch nichts ereignete. Er argwöhnte, dass ziemlich viel intensives Politikergeschwafel stattfand. Beychaes Name wurde mehrfach erwähnt; er hielt sich noch immer in der Murssay-Station auf und hatte Verbindung zu den verschiedenen Parteien. Er hörte nichts über die Kultur oder von ihr. Er fragte sich, ob sie das Ganze einfach vergessen hätten; vielleicht hatten sie ihn vergessen, würden ihn hier seinem Schicksal überlassen, wo er bis in alle Ewigkeit in dem wahnwitzigen Krieg der Priester gegen das Imperium kämpfen müsste.
    Die Verteidigung wuchs; die Soldaten der Hegemonarchie buddelten und bauten, waren jedoch selten unter Beschuss, und die Imperiums-Armee drang schließlich bis zu den Gebirgsausläufern vor und hielt inne. Er ließ die Luftwaffe die Nachschublinien und die Einheiten an der Front wiederholt angreifen und die am nächsten gelegenen Flugplätze zerstören.
    »Es sind entschieden zu viele Truppen hier stationiert, rund um die Stadt. Die besten Truppen sollten an der Front sein. Der Angriff wird bald erfolgen, und wenn wir einen erfolgreichen Gegenschlag durchführen wollen – und er könnte sehr erfolgreich sein, wenn sie der Versuchung erliegen, aufs Ganze zu gehen; ihre Reserven gehen zur Neige –, dann brauchen wir diese Eliteeinheiten an Stellen, wo sie etwas bewirken können.«
    »Es gibt das Problem eines Bürgeraufruhrs«, sagte Napoerea. Er sah alt und müde aus.
    »Behalten Sie einige Einheiten hier, und lassen Sie sie durch die Straßen marschieren, damit die Leute ihre Anwesenheit nicht vergessen, aber verdammt, Napoerea, der Großteil dieser Burschen verbringt die meiste Zeit in den Kasernen. Sie werden an der Front gebraucht. Ich habe genau den richtigen Einsatzort für sie, sehen Sie…«
    In Wirklichkeit wollte er die Imperiums-Armee dazu verleiten, aufs Ganze zu gehen, und die Stadt sollte der Köder sein. Er schickte die schlagkräftigsten Truppen in die Gebirgspässe. Die Priester sahen, wie viel Territorium sie verloren hatten, und gaben zaudernd grünes Licht für die Enthauptungsaktion; die Siegreiche Hegemonarchie sollte für ihren letzten Flug hergerichtet werden, jedoch erst dann zum Einsatz kommen, wenn die Lage wahrhaftig verzweifelt erschien. Er versprach, dass er zuerst alles versuchen würde, den Krieg mit konventionellen Mitteln zu gewinnen.
    Der Angriff erfolgte; vierzig Tage nach seiner Ankunft auf Murssay schlug die Imperiums-Armee in den Wäldern der Vorhügel zu. Die

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