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Das Kultur-Spiel

Das Kultur-Spiel

Titel: Das Kultur-Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Banks
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Territorium, das sie verloren hatten, und die Trümmer, die sie zurückgelassen hatten, und sie dachten, dass für sie alles verloren wäre. Er betrachtete seine verhältnismäßig unbeschadeten Divisionen, seine frischen Einheiten, seine draufgängerischen Schwadrone, alle genau an den Stellen postiert, wo sie sein sollten, wie aufgestellte Messer, innerlich und äußerlich gegen einen zu weit auseinander gezogenen, erschöpften Feind gerichtet, bereit zu schneiden – und er war der Ansicht, dass für das Imperium alles verloren wäre.
    Der Zug rollte hinaus, und er konnte sich nicht beherrschen, sondern musste fröhlich winken. Es wäre besser, wenn die Priester aus dem Weg wären, in einem ihrer großen Klöster im Gebirge. Er rannte wieder hinauf in den Kartenraum, um zu sehen, wie sich die Dinge entwickelten.
    Er wartete, bis einige Divisionen den Durchbruch durch den Pass geschafft hatten, dann ließ er ihn durch die Einheiten, die ihn gehalten hatten – und die sich zum überwiegenden Teil nur in die Wälder in der Nähe des Passes zurückgezogen und ihn gar nicht verlassen hatten –, wieder besetzen. Die Stadt und die Zitadelle wurden bombardiert, wenn auch nicht gekonnt; die Kampfflieger der Hegemonarchie schossen die meisten Bomber ab. Schließlich begann der Gegenangriff. Er setzte die Elitetruppen als Erste ein, dann brachte er die übrigen ins Spiel. Während der ersten Tage konzentrierte sich die Luftwaffe immer noch auf die Nachschublinien, dann wandten sie sich der Front zu. Die Imperiums-Armee geriet ins Schwanken, ihre Linie zerbröckelte; sie schien zu zögern wie ein Schwall Wasser, der es einfach nicht ganz schaffte, einen Gebirgswall zu überfluten, außer an einer einzigen Stelle (und dieses Rinnsal trocknete aus, obwohl es sich immer noch zur Stadt hinschob, den Pass verließ, sich durch den Wald und die Felder kämpfte auf das leuchtende Ziel zu, von dem sie hofften, dass es den Sieg bedeuten würde…), dann wich die Linie zurück; die Soldaten waren zu erschöpft, der Nachschub an Munition und Treibstoff kam zu sporadisch.
    Die Pässe blieben in der Hand der Hegemonarchie, und langsam drängten ihre Truppen wieder in die Täler hinab, sodass es den Imperiums-Soldaten vorkommen musste, als ob sie ewig bergauf schössen und als ob der Rückzug – während der Vorstoß eine schwierige, gefährliche Ochsentour gewesen war – nur allzu leicht vonstatten ginge.
    Der Rückzug wurde in einem Tal nach dem anderen zu einer Flucht der Geschlagenen. Er bestand darauf, dass der Gegenangriff fortgesetzt wurde; die Priester telegrafierten, dass weitere Streitkräfte abgestellt werden müssten, um den Vorstoß der beiden Imperiums-Divisionen auf die Hauptstadt aufzuhalten. Er ging nicht darauf ein. Von den beiden aufgeriebenen Divisionen war kaum genug übrig, um daraus eine vollständige zu machen, und während der ganzen Zeit wurden sie immer weiter dezimiert. Es war möglich, dass sie es bis zur Stadt schaffen würden, doch dann würden sie nicht weiterkommen. Er konnte es sich als Genugtuung vorstellen, schließlich ihre Kapitulation persönlich entgegenzunehmen.
    Die Regenfälle setzten auf der anderen Seite der Berge ein, und während die durchnässten Infanteriesoldaten des Imperiums sich durch die tropfenden Wälder schleppten, blieb ihre Luftwaffe allzu oft wegen des schlechten Wetters am Boden; die Flugzeuge der Hegemonarchie führten indessen ihre Bombardements und ihren Beschuss unverdrossen fort.
    Leute flohen in die Stadt; das Donnern von Artilleriegefechten dröhnte in der Nähe. Die Überbleibsel der beiden Divisionen, denen der Durchbruch durch das Gebirge gelungen war, kämpften sich verzweifelt zu ihrem Ziel weiter. In den fernen Ebenen auf der anderen Seite der Berge zog sich die Imperiums-Armee so weit zurück, wie sie nur konnte.
    Die Divisionen gingen in der Provinz Shenastri in die Falle, da sie nicht durch den Morast hinter ihnen zurückweichen konnten, und ihre Männer ergaben sich massenweise.
    Der Hof des Imperiums signalisierte seinen Wunsch nach Friedensverhandlungen, und zwar an dem Tag, an dem die traurigen Reste seiner beiden Divisionen die Stadt Baizeit erreichten. Sie hatten noch ein Dutzend Panzer und eintausend Soldaten, doch sie ließen ihre Artillerie in den Feldern zurück, da sie keine Munition mehr besaß. Die paar tausend Leute, die in der Stadt zurückgeblieben waren, suchten Zuflucht auf den ausgedehnten Paradeplätzen der Zitadelle. Er beobachtete, wie sie

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