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Das Kultur-Spiel

Das Kultur-Spiel

Titel: Das Kultur-Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Banks
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durch die Tore der Festung hereinströmten.
    Er hatte vorgehabt, an diesem Tag die Zitadelle zu verlassen – die Priester flehten ihn bereits seit Tagen an, das zu tun, und der größte Teil des Generalstabs war bereits weg –, doch jetzt hielt er die Botschaft in der Hand, die sie soeben vom Hof des Imperiums erhalten hatten.
    Jedenfalls waren zwei Divisionen der Hegemonarchie unterwegs aus den Bergen zur Stadt, um dieser zur Hilfe zu kommen.
    Er sandte den Priestern einen Funkspruch. Sie beschlossen, auf den Vorschlag des Waffenstillstands einzugehen; die Kampfhandlungen sollten sofort eingestellt werden, sobald die Imperiums-Armee sich auf die Stellungen zurückzog, die sie vor dem Krieg eingenommen hatte. Es wurden noch einige Funkbotschaften ausgetauscht; er überließ es den Priestern und dem Hof des Imperiums, sich über die Einzelheiten einig zu werden. Er zog seine Uniform aus und kleidete sich zum ersten Mal seit seiner Ankunft als Zivilist. Er stieg mit einem Feldstecher auf einen hohen Turm und beobachtete die kleinen Punkte, die die feindlichen Panzer waren und die in weiter Ferne auf einer Straße dahinrollten. Die Tore der Zitadelle waren geschlossen.
    Der Waffenstillstand wurde zur Mittagsstunde erklärt. Die erschöpften Imperiums-Soldaten vor den Toren der Zitadelle quartierten sich in den Gasthäusern und Hotels in der Nähe ein.
     
    Er stand in der lang gestreckten Galerie und blickte ins Licht. Die hohen weißen Gardinen bauschten sich sanft in der warmen Brise. Seine langen schwarzen Haare wurden nur leicht von dem behutsamen Wind bewegt. Seine Hände waren im Rücken verschränkt. Er blickte nachdenklich drein. Der stille, leicht bewölkte Himmel über den Bergen, jenseits der Festung und der Stadt, warf ein fahles, durchdringendes Licht auf sein Gesicht, und wie er so dastand, in der schlichten dunklen Kleidung, wirkte er irgendwie unstofflich, wie eine Statue oder ein Toter, gegen die Brustwehr gelehnt, um den Feind zum Narren zu halten.
    »Zakalwe?«
    Er drehte sich um. Erstaunt riss er die Augen auf. »Skaffen-Amtiskaw! Welche unerwartete Ehre! Hat dich Sma in diesen Zeiten allein weggelassen, oder ist sie auch in der Nähe?« Er warf einen Blick durch die lange Galerie der Zitadelle.
    »Guten Tag, Cheradenine«, sagte die Drohne und schwebte auf ihn zu. »Miss Sma ist unterwegs, in einem Modul.«
    »Und wie geht es Dizzy?« Er setzte sich auf eine schmale Bank an der Wand gegenüber der langen Reihe von Fenstern mit den weißen Gardinen. »Was gibt es Neues?«
    »Ich glaube, es sind überwiegend gute Nachrichten«, verkündete Skaffen-Amtiskaw; er schwebte jetzt auf Höhe seines Gesichts. »Mr. Beychae ist unterwegs zu den Impren-Habitaten, wo eine Gipfelkonferenz zwischen den beiden Hauptströmungen im Sternhaufen abgehalten werden soll. Es hat fast den Anschein, als verringere sich die Kriegsgefahr allmählich.«
    »Na, ist das nicht alles wundervoll!«, sagte er und lehnte sich zurück, wobei er die Hände im Nacken verschränkte. »Hier Frieden, da Frieden.« Er neigte den Kopf zur Seite und blinzelte die Drohne an. »Und dennoch, Drohne, machst du mir nicht den Eindruck, als würdest du vor Freude und Glück übersprudeln. Du erscheinst mir – darf ich es wagen zu sagen – eindeutig düsterer Stimmung zu sein. Was ist los? Schwache Batterien?«
    Die Maschine schwieg eine oder zwei Sekunden lang.
    Dann sagte sie: »Ich glaube, Miss Smas Modul wird jeden Augenblick landen; sollen wir aufs Dach gehen?«
    Er sah die Drohne verdutzt an, dann nickte er, stand behände auf, klatschte einmal in die Hände und deutete auf den Weg nach vorn. »Sicher, lass uns gehen.«
     
    Sie begaben sich in seine Gemächer. Er fand, dass auch Sma ziemlich bedrückt wirkte. Er hatte sich vorgestellt, dass sie vor Begeisterung überschäumen würde, weil es nun den Anschein hatte, als ob die Kriegsgefahr im Sternhaufen gebannt wäre.
    »Wo liegt das Problem, Dizzy?«, fragte er, während er ihr einen Drink eingoss. Sie schritt vor den mit Jalousien verschlossenen Fenstern des Raums auf und ab. Sie nahm den Drink von ihm entgegen, war jedoch offenbar nicht besonders interessiert daran. Sie wandte sich ihm zu, und ihr längliches, ovales Gesicht wirkte… Er war sich nicht sicher, wie. Aber irgendwo in der Magengrube verspürte er ein Gefühl von Kälte.
    »Du musst weg von hier, Cheradenine«, erklärte sie.
    »Weg? Wann?«
    »Jetzt. Heute Nacht. Spätestens morgen Früh.«
    Er machte ein verwirrtes

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