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Das Kultur-Spiel

Das Kultur-Spiel

Titel: Das Kultur-Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Banks
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über Tabellen und Rastern, in denen die Farben, Zahlen, Werte und Reihen der dazugehörigen Karten zusammengestellt waren, und zerbrach sich den Kopf, welche Stelle die kleineren Bretter im gesamten Spiel einnahmen und wie die Elementar-Metaphorik der späteren Phasen mit den eher mechanistischen Funktionen der Figuren, Bretter und Würfel während der ersten Runden zusammenpasste. Gleichzeitig versuchte er, in seinem Kopf Verbindungen herzustellen zwischen den Taktiken und Strategien des Spiels, wie es für gewöhnlich gespielt wurde, und zwar sowohl in der Form, bei der eine Person gegen eine andere Person kämpfte, als auch in den Versionen, bei denen bis zu zehn Teilnehmer in ein und derselben Partie gegeneinander antraten, und das mit all den Möglichkeiten für Bündnisse, Intrigen, konzertierte Aktionen, Pakte und Verrat, die ein solches Spiel bietet.
    Die Tage glitten beinahe unbemerkt vorbei. Gurgeh schlief jede Nacht nur zwei oder drei Stunden, und die übrige Zeit saß er vor dem Schirm oder stand manchmal mitten auf einem der Spielbretter und sprach mit dem Schiff. Er zeichnete Hologramme in die Luft und verrückte Figuren. Die ganze Zeit drüste er, sein Blutkreislauf war voll von Drogensekreten, die sein Gehirn beizten. Immerfort pumpte seine viel beschäftigte, durch Genmanipulationsveränderte Hauptdrüse – fünfmal so groß wie die seiner primitiven Vorfahren – die kodierten Chemikalien in seinen Körper oder instruierte andere Drüsen, es zu tun.
    Zweimal kam eine Botschaft von Chamlis, vor allem Klatsch, was sich auf der Platte tat. Mawhrin-Skel war verschwunden. Hafflis redete davon, sich wieder in eine Frau verwandeln zu lassen, damit er ein weiteres Kind gebären könne. Die Nabe und die Landschaftsgestalter der Platte hatten das Datum festgesetzt, zu dem mit der Konstruktion von Tepharne, der neuesten Platte auf der gegenüberliegenden Seite Chiarks, begonnen werden sollte. Zur Zeit von Gurgehs Abreise war sie noch in der Planung gewesen. In zwei Jahren sollte sie für Leute geöffnet werden. Wie Chamlis vermutete, würde Yay alles andere als erfreut darüber sein, dass man sie vor dieser Ankündigung nicht konsultiert hatte. Chamlis wünschte Gurgeh alles Gute und erkundigte sich, wie es ihm gehe.
    Yays Kommunikation bestand aus kaum mehr als einer Postkarte mit einem sich bewegenden Bild. Sie lag behaglich in einem Ge-Netz vor einem großen Schirm oder Beobachtungsfenster mit einem blauroten Gasriesen und erzählte ihm, sie genieße die Kreuzfahrt mit Shuro und zweien seiner Freunde. Wie es aussah, war sie nicht ganz nüchtern. Sie drohte ihm mit dem Finger und schalt, es sei böse von ihm, so schnell für so lange Zeit wegzufahren, statt auf ihre Rückkehr zu warten… Dann sah sie wohl etwas außerhalb des Terminal-Gesichtsfeldes und schloss mit dem Versprechen, sich später wieder zu melden.
    Gurgeh bat die Begrenzungsfaktor, die Kommunikationen zu bestätigen, antwortete jedoch nicht selbst. Nach den Anrufen fühlte er sich jedes Mal ein bisschen einsam, doch er stürzte sich sofort wieder in das Spiel, und alles andere wurde aus seinem Gehirn eliminiert.
    Er sprach mit dem Schiff. Es war zugänglicher, als es sein ferngesteuerter Roboter gewesen war. Wie Worthil gesagt hatte, war es sympathisch, aber auf keine Weise brillant, ausgenommen im Azad-Spiel. Gurgeh meinte sogar, das alte Kriegsschiff habe mehr von dem Spiel als er. Die Begrenzungsfaktor hatte es perfekt gelernt, und offenbar machte es ihr ebenso Freude, ihn darin zu unterrichten, wie das Spiel an sich als ein komplexes und schönes System verzückt zu betrachten. Das Schiff gestand, seine Effektoren niemals im Zorn abgefeuert zu haben, und vielleicht biete Azad ihm etwas, das ihm in Form eines echten Kampfes vorenthalten worden war.
    Die Begrenzungsfaktor war die Angriffseinheit Nummer 50.017 der ›Mörder‹-Klasse und gehörte zu den letzten dieser Schiffe, die gebaut worden waren, damals vor 716 Jahren in der Endphase des Krieges gegen die Idiraner, als der Kampf im Raum beinahe vorüber war. Theoretisch war das Fahrzeug im aktiven Dienst gewesen, doch niemals in irgendeine Gefahr geraten.
     
    Nach dreißig Tagen begann Gurgeh, mit den Figuren zu arbeiten. Einige davon waren Biotechs, Artefakte aus genetisch umgestalteten Zellen, die den Charakter von dem Augenblick an veränderten, wo sie ausgepackt und auf das Brett gestellt wurden. Teils pflanzlicher, teils tierischer Natur zeigten sie ihre Bedeutung und ihre

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