Das Kumo-Kartell
in Südamerika leben und Angie und die Kinder eine Zeit lang vermissen, aber irgendwann darüber hinwegkommen.
Angie betrat das Schlafzimmer. »Hast du alles, Schatz? Brauchst du noch etwas?«
Er zwang sich zu einem Lächeln. In ihrem eigenen Interesse durfte er sie nicht wiedersehen. Wenn er weg war, würden die Yakuza sie hoffentlich in Ruhe lassen.
»Ja.« Er nahm sie in die Arme und drückte sie an sich. »Es tut mir leid, dass die Reise so kurzfristig anberaumt wurde. Aber du kennst das ja. Wenn der Gouverneur pfeift, habe ich zu springen.«
Es klingelte an der Tür.
»Das wird das Taxi sein.« Hoffte er zumindest. Aber die Killer der Yakuza würden wohl kaum anschellen.
Er nahm seinen Koffer und ging mit Angie am Arm zur Tür. Zum Glück waren die Kinder in der Schule. Das ersparte es ihm, sich auch noch von ihnen verabschieden zu müssen. Er öffnete die Tür und prallte zurück, als ihm zwei Leute den Weg versperrten, die ihm FBI-Ausweise vors Gesicht hielten. Hinter ihnen hatte ein Einsatzkommando in Schutzwesten Aufstellung genommen, die Waffen im Anschlag. Andere Bewaffnete hörte er hinten durch die Terrassentür ins Haus eindringen.
Der Mann und die Frau blickten ihn grimmig an.
»Special Agents Decker und Cotton. Simon O’Leary, Sie sind verhaftet wegen Bildung einer terroristischen Vereinigung, Waffenschiebung und Diebstahls von Regierungseigentum. – Oder sollen wir Sie Kumo nennen?«
Verdammt, wie war ihm nun auch noch das FBI auf die Spur gekommen? Offensichtlich hatte er mehr Fehler gemacht, als ihm bewusst war. Aber was hatte er früher den Teilnehmern an seinen Seminaren immer gepredigt: »Wer einen Fehler begeht, hat die Konsequenzen verdient, weil er nicht sorgfältig genug gearbeitet hat, sonst hätte es keinen Fehler gegeben.«
Jetzt trug er selbst die Konsequenzen. Widerstandslos ließ er sich Handschellen anlegen. »Ruf unsere Anwälte an«, sagte er zu der fassungslosen Angie. »Dann fahr mit den Kindern zu deinen Eltern. Heute noch. Bringt euch in Sicherheit. Ich erkläre dir später alles.«
Falls er noch die Gelegenheit bekam.
*
Simon O’Leary wurde von zwei Anwälten flankiert. »Ich verlange Personenschutz«, forderte er, kaum dass Cotton, Decker und Quinn den Raum betreten hatten.
Cotton verzog angewidert das Gesicht. Typen wie O’Leary gingen für ihre Ziele über Leichen. Aber wenn es ihnen selbst an den Kragen ging, knickten sie ein und bekamen das große Zittern.
»Ich kann Ihnen garantieren, dass Sie hier in Sicherheit sind.« Er gab sich keine Mühe, die Verachtung in seiner Stimme zu unterdrücken.
O’Leary schüttelte den Kopf. »Nicht für mich. Für meine Familie. Die Yakuza bringt sie um, wenn sie nicht beschützt werden.«
Cottons Abneigung gegen den Mann wuchs. »Das hätten Sie sich früher überlegen sollen. Bevor Sie zum Verbrecher wurden.«
»Aber wenn Sie in vollem Umfang gestehen und unsere Fragen beantworten, lässt sich darüber reden«, ergänzte Quinn.
Die beiden Anwälte beugten sich zu O’Leary hinüber und flüsterten ihm etwas zu.
Er schüttelte heftig den Kopf. »Das ist mir egal. Ich will, dass meine Familie geschützt wird.« Er nickte den drei Agents zu. »Ich sage Ihnen alles.«
»Uns interessiert vor allem«, begann Decker, »wieso Sie das Ding überhaupt abgezogen haben. Sie hatten doch alles. Einen guten Job, guten Verdienst. Wieso die Verbrechen?«
Eine leichte Röte flog über O’Learys Gesicht. »Eigentlich habe ich das nicht gewollt. Jedenfalls nicht so.«
Cotton schnaufte. »Sondern wie?«
O’Leary zögerte. »Wie Sie wissen, war ich Professor für Psychologie. Ich hatte schon während meiner Studienzeit eine Theorie entwickelt, dass man Menschen zu nahezu allem bringen kann, wenn man sie entsprechend konditioniert. Aus rein wissenschaftlichem Interesse habe ich eine Methode erarbeitet, mit der ich dieses Ziel erreichen konnte. Nur für mich, um mir meine eigene Theorie zu beweisen. Als ich meine Methode ausgefeilt hatte, habe ich die Stelle als Motivationstrainer im Fairbairn Institute angenommen, um sie zu testen. Und es hat funktioniert.«
O’Leary trank einen Schluck Wasser aus einem Plastikbecher, der vor ihm stand. »Aber der ultimative Test stand noch aus. Bei dem ging es darum, die Leute dazu zu bringen, etwas zu tun, das unter normalen Umständen gegen ihre Überzeugung wäre.«
Cotton glaubte ihm kein Wort von seinen angeblich rein wissenschaftlichen Zielen. Wäre es O’Leary nur darum gegangen,
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