Das Kumo-Kartell
Heute Abend um sechs im Parkhaus neben dem Hampton Inn in der 8th Avenue. Vierte Etage, Platz 451. Natürlich verlangt sie, dass ich alleine komme.«
Cotton schüttelte den Kopf. »Wahrscheinlich wird sie nicht erscheinen, nachdem sie mitbekommen hat, dass Ihre Verabredung nicht mehr geheim ist.«
»Sie wird kommen. Weil sie von Anfang an davon ausgegangen ist, dass ich ihren Anruf melde. Sie plant irgendetwas. Und ich wüsste zu gern, was.«
»Warum sollte sie uns die Akten überlassen, nachdem sie sich so viel Mühe gemacht hat, sie zu stehlen?« Decker sah die drei Männer der Reihe nach fragend an.
»Dafür gibt es nur einen Grund. Sie hat herausgefunden, wer Kumo ist, und braucht die Akten nicht mehr. Wahrscheinlich wird sie ihn töten, bevor sie heute Abend die Akten liefert.«
»Mr Zeerookah, erstellen Sie uns ein Profil des Parkhauses, besonders von Platz 451. Es wird ab sofort lückenlos überwacht. Sie, Agent Quinn, werden zusammen mit Agent Cotton und Agent Decker zu Ihrem Treffen mit Yuki fahren.«
Während sie ihre Vorbereitungen trafen, konnte Cotton sich eines unguten Gefühls nicht erwehren. Denn in einem Punkt stimmte er Quinns Einschätzung zu: Yuki plante etwas, das nichts mit der Übergabe der Akten zu tun hatte.
8
Cotton sah auf den ersten Blick, dass Yuki sich den perfekten Übergabeort ausgesucht hatte. Platz 451 im Parkhaus des Hampton Inns war der einzige Parkplatz hinter der Wand eines nachträglich in das Gebäude eingebauten Notfallaufzugs und lag im toten Winkel sämtlicher Überwachungskameras. Das Treffen sollte erst in gut einer Stunde stattfinden. Trotzdem waren Cotton, Decker und Quinn bereits vor Ort, um die Falle für Yuki aufzubauen. Das Einsatzteam war ebenfalls unterwegs und würde in wenigen Minuten eintreffen, sich aber an Stellen postieren, wo sie nicht sofort gesehen wurden. Leider konnten sie das Parkhaus nicht absperren, ohne Yuki zu warnen.
Lässig, mit untergeschlagenen Armen, lehnte sie an der Wand des Fahrstuhls und blickte den Agents entgegen, als sie die Parkbox erreicht hatten. In der Mitte des Parkplatzes stand die schwarze Nylontasche, die sie auch bei Itani dabeigehabt hatte. Yuki trat von der Wand zurück.
Cotton richtete seine Waffe im selben Moment auf sie wie Decker und Quinn. »Hände hoch! Wenn Sie auch nur mit der Wimper zucken, schieße ich.«
Yuki hob gehorsam die Arme und grinste. »Da ich wie jeder Mensch dem Reflex gehorchen muss, mit den Augen zu zwinkern, und außerdem die Hände nicht hochnehmen kann, ohne mich zu diesem Zweck zu bewegen, ist Ihre Forderung, nicht mit der Wimper zu zucken, leider nicht zu erfüllen.«
Die Frau machte sich über ihn lustig, und das konnte Cotton gar nicht ab. »Drehen Sie sich um.«
Sie dachte nicht daran. »Ich hatte Sie schon früher erwartet.« Sie nickte Quinn zu. »Wie geht es Ihrer Schulter?«
Quinn antwortete nicht darauf. »Woher wussten Sie, dass wir die restlichen Mitglieder des Kumo-Kartells in Schutzhaft genommen haben und bei deren Wohnungen auf Sie gewartet haben?«
Yuki lächelte. »Ich bin eine Kunoichi. Ihre Leute zu entdecken, die auf mich warteten, war ein Kinderspiel. Sie hatten sich in den Häusern gegenüber versteckt, hockten in den Hecken an den Grundstücksgrenzen, Lockvögel und Agents im jeweiligen Haus – nicht zu übersehen.« Sie nickte zu der Tasche hinüber, die auf halber Strecke zwischen ihr und den drei Agents stand. »Hierin finden Sie alles, um Kumo zu entlarven und das ganze Kartell mit allen seinen Sympathisanten und Helfershelfern bis zum letzten Mann zu zerschlagen. Es sind auch sämtliche Verstecke und Fluchtpläne aufgelistet. Sie werden die Lektüre hochinteressant finden.«
Cotton schnaubte verächtlich. »Halten Sie uns für so dämlich, dass wir die Tasche öffnen und uns dadurch eine von Ihren Rauchbomben oder Schlimmeres ins Gesicht blasen? Nein, Sie selbst machen die Tasche auf. Aber ohne hastige Bewegung.«
Yuki lächelte immer noch, kam aber langsam auf die Agents zu, ging vor der Tasche in die Hocke und öffnete sie so, dass die drei Agents jederzeit ihre Hände sehen konnten. Vorsichtig fasste sie die Tasche an den Seiten und hielt sie so schräg, dass man hineinschauen konnte. Darin lagen Aktenhefter und andere Dokumente.
»Das sind die Unterlagen, die ich aus den Safes der Mitglieder des Kartells mitgenommen habe. Wie ich schon sagte, enthalten sie die Puzzleteile, aus denen Sie die Identität Kumos eruieren können.« Sie schob langsam die
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