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Das kupferne Zeichen - Fox, K: Kupferne Zeichen

Das kupferne Zeichen - Fox, K: Kupferne Zeichen

Titel: Das kupferne Zeichen - Fox, K: Kupferne Zeichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katia Fox
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Osmond, Mildred und Kenny und natürlich Simon und Aelfgiva fehlten ihr von Tag zu Tag mehr. Sogar ihre Wut auf Leofrun hatte sich ein wenig gelegt, und beinahe hätte sich Ellen sogar nach Aedith gesehnt. Mit Llewyn über ihr Heimweh zu reden hätte wenig Sinn gehabt. Er hatte weder Frau noch Kinder und war ohnehin kein Freund vieler Worte. Nur bei der Arbeit sprach er mit ihr, und da tat er ihrerMeinung nach viel zu viel des Guten. Mit seinen immer wiederkehrenden Erklärungen aller Arbeitsgänge konnte er sie schier zur Verzweiflung treiben. Ellen konnte sich einen Arbeitsgang nach nur einem einzigen Mal Zusehen merken und ihn zu einem späteren Zeitpunkt selbstständig wiederholen. Dabei war es unwichtig, wie viele Schritte dazugehörten und wie kompliziert jeder einzelne war. Alles hatte einen Sinn, und der leuchtete ihr ganz selbstverständlich ein. Was sie brauchte, waren keine Erklärungen, sondern Übung und eigene Erfahrungen!

    Als sich im Frühjahr die ersten Maiglöckchen der Sonne entgegenstreckten, jeder alle Hände voll zu tun hatte und die Tage wieder freundlicher wurden, fehlte auf einmal mehr als ein halber Shilling in Ellens Tontopf. Sie sparte eisern und erfreute sich fast jeden Tag an der wachsenden Anzahl von Münzen. Doch jetzt klopfte ihr Herz wild. Vielleicht hatte sie sich verzählt? Sie begann noch einmal von vorn, aber es blieb dabei, siebeneinhalb Penny fehlten. Das Geld konnte nur jemand aus der Familie des Zimmermanns gestohlen haben. Bertha achtete darauf, dass der Stall nie unbeaufsichtigt blieb, damit sich kein Dieb hereinschleichen konnte. Mit Tränen in den Augen ließ Ellen die restlichen Münzen zurück in den Topf gleiten und versteckte ihn enttäuscht unter dem strohgefüllten Sack ihrer Bettstatt.
    Ein paar Tage vergingen, ohne dass etwas geschah, und Ellen war schon fast so weit, die Sache auf sich beruhen zu lassen, als sie jemanden sah, der sich an ihrem Schlaflager zu schaffen machte. Es war Curts älteste Tochter Jane.
    Ellen stürzte sich auf sie. »Elende Diebin!«
    Das Mädchen begann zu schreien wie am Spieß, und Bertha, die vor der Tür Gemüse putzte, kam sofort herbeigelaufen.
    »Alan war es, der euch bestohlen hat, ich habe es doch gleich gesagt!«, rief Jane schrill, Ellens Tontopf in der Hand. »Sieh nur, wie viele Münzen er hat. So viel will er gespart haben?« Janes Stimme überschlug sich beinahe. »Ihr habt ihn aufgenommenwie einen Sohn, und er dankt es euch, indem er euch bestiehlt!« Jane sah Ellen mit funkelnden Augen an und nahm mehrere Pennys aus dem Topf. Flink kletterte sie die Leiter zur Stube hinunter und streckte ihrer Mutter die Münzen entgegen. »Hier Mutter, dein Geld!«
    »Das wird Folgen haben für dich, Jungchen!«, schimpfte Bertha drohend und ließ das Geld unter ihrer Schürze verschwinden. »Curt wird heute Abend entscheiden, was mit dir passieren soll. Wenn es nach mir geht, kommt die Sache vor den Richter; wie man hört, soll Lord Bigod etwas gegen Diebe haben und sie hart bestrafen lassen.« Bertha wandte sich wutschnaubend ab und ging wieder an ihre Arbeit. Jane grinste triumphierend und eilte ihrer Mutter nach.
    Ellen stand da, wie vom Donner gerührt. Jane musste nicht nur sie, sondern sogar ihre eigenen Eltern bestohlen haben! »So ein Miststück!«, zischte sie und trat wütend gegen einen Strohballen, dann brach ihr der Schweiß aus, und Tränen liefen über ihr Gesicht. Wenn man sie in den Kerker warf, war es nur eine Frage der Zeit, bis herauskam, dass sie kein Junge war – und was dann mit ihr geschehen würde, wagte sie sich nicht auszumalen. Ellen fasste einen Entschluss und lief, so schnell sie konnte, zur Schmiede.
    »Ich gehe weg aus Framlingham«, sagte sie atemlos zu Llewyn, als sie vor ihm stand.
    »Ich verstehe, dass es dich weitertreibt, kannst ohnehin nicht mehr viel von mir lernen.« Llewyn war sichtlich enttäuscht.
    Ellen sah ihn erschrocken an, sie hatte ihn nicht verletzen wollen! »Es hat nichts mit dir oder dem Schmieden zu tun. Ich …« Sie brach ab und sah auf ihre Fußspitzen.
    »Lass gut sein, du musst nichts erklären. Du bist ein freier Mann. Weißt du schon, wohin du gehen willst?«, fragte Llewyn, ohne sie anzusehen.
    »Ipswich, denke ich.« Eigentlich hatte sie keine Ahnung, wo sie hinsollte, aber das wollte sie nicht sagen.
    »Ipswich.« Llewyn nickte zufrieden. »Das ist gut. Was willst du dort tun?«
    »Schmieden, was sonst? Ich kann nichts anderes.«
    »Dafür kannst du das umso besser. Ich

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