Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das kupferne Zeichen - Fox, K: Kupferne Zeichen

Das kupferne Zeichen - Fox, K: Kupferne Zeichen

Titel: Das kupferne Zeichen - Fox, K: Kupferne Zeichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katia Fox
Vom Netzwerk:
kenne nur einen Menschen, der so ein untrügliches Gefühl für das Eisen hat wie du. Von ihm könntest du noch eine Menge lernen. Frag in Ipswich nach Meister Donovan. Er ist der beste Schwertschmied East Anglias, bei ihm bist du wieder ein vollkommener Anfänger!« Llewyn stand einen Moment völlig regungslos da und schien nachzudenken. »Er war ein Freund meines Vaters. Sag ihm, dass ich dich mit den besten Empfehlungen zu ihm schicke. – Ich war nicht gut genug«, murmelte er, »aber du bist es.« Dann sagte er lauter: »Lass dich nicht abweisen, hörst du! Donovan ist ein alter Griesgram, aber du musst alles daransetzen, dass er dich nimmt. Versprich es mir!«
    »Ja, Meister«, sagte Ellen mit belegter Stimme.
    Zum Abschied drückte Llewyn ihr seinen Hammer in die Hand. »Ich habe ihn von meinem Meister bekommen, halt ihn in Ehren«, sagte er knapp, räusperte sich und klopfte Ellen aufmunternd auf die Schulter. »Mach’s gut, Junge!«
    »Danke, Llewyn«, murmelte Ellen mit erstickter Stimme, mehr brachte sie nicht heraus. Dann schlich sie sich in den Stall, holte ihr Geld und ihre Sachen und verließ Framlingham wie ein Dieb.

Ipswich, Anfang Mai 1162
    E llen betrat Ipswich durch das nördliche Stadttor. Einen Moment lang blieb sie unschlüssig stehen. Ausgerechnet an diesem Morgen begann sich die strahlende Frühlingssonne der letzten Tage hinter dicken Wolken zu verstecken. Ein Regentropfen fiel auf Ellens Nasenspitze. Besorgt sah sie zum Himmel. Nur ein winziger Flecken Blau war dort noch zu sehen. Wahrscheinlich würde sie schon bald nass werden. Im Gegensatz zu ihr schienen die meisten Reisenden, die ebenfalls durch das Nordtor gekommen waren, genau zu wissen, wohin sie gehen mussten. Ohne sich umzusehen, hasteten sie voran. Ellen schlenderte langsam südwärts. Niemand erwartete sie. Ihr blieb also alle Zeit der Welt, um die Stadt in Ruhe zu erkunden. An der ersten Kreuzung machte sie Halt und sah sich um. In südlicher Richtung waren Schiffsmasten auszumachen. Dort musste also der Hafen liegen. Rechts und links wand sich je eine dicht mit Häusern gesäumte Straße. Ellen rieb mit dem Zeigefinger über ihre Schläfe und schaute abwechselnd in beide Richtungen, ohne sich für einen Weg entscheiden zu können. Unschlüssig setzte sie sich auf ein Mäuerchen, ließ die Beine baumeln und trank den letzten Schluck Wasser aus ihrem Schlauch. Ich muss ihn wieder auffüllen, dachte sie, als sie hinter sich das aufgeregte Gegacker junger Mägde vernahm. Neugierig drehte sich Ellen um.
    Die Mädchen standen nicht weit entfernt von ihr und redeten aufgeregt durcheinander. Sie kicherten laut und benahmen sich auffallend genug, um die Blicke aller Vorbeihastenden aufsich zu ziehen. Eine dralle junge Magd fuhr sich Aufmerksamkeit heischend durch die langen dunklen Haare. Sie lachte aufgekratzt. Es war ihr anzusehen, wie sehr sie die offenkundige Bewunderung der Männer und den Neid ihrer Freundinnen genoss, die nun ebenfalls lauter und schriller lachten, damit auch sie in Augenschein genommen wurden.
    »Jetzt kommt schon, worauf wartet ihr? Lasst uns endlich gehen!«, drängte ein mageres Mädchen mit roten Händen ungeduldig, packte eine ihrer Freundinnen am Arm und zog sie in Richtung Markt.
    »Kannst es kaum abwarten, auf den Jahrmarkt zu kommen, was?« Die Dunkelhaarige riss den Mund hämisch auf und zwinkerte einer der anderen zu. »Sie hat ein Auge auf den Zahnreißer geworfen!«, erklärte sie und stieß ihre Nachbarin mit dem Ellenbogen an.
    Die Magere errötete und blickte beschämt zu Boden.
    Es war Markt in Ipswich! Deshalb war sie auf der Landstraße auch den Musikanten begegnet! Ellens Herz hüpfte vor Freude. Aedith hatte ihr früher einmal davon erzählt und vor Begeisterung kaum noch Luft bekommen, als sie berichtete, was es dort alles zu sehen gab. Ein Jahrmarkt war etwas Besonderes, nur bedeutende Städte konnten ihn sich leisten, da er ausschließlich mit Genehmigung des Königs veranstaltet werden durfte und sich der Herrscher die Vergabe dieses Privilegs teuer bezahlen ließ. Viele Händler kamen von weit her, um Gewürze, kostbare Stoffe und außergewöhnliche Gerätschaften anzubieten. Aber Jahrmärkte, die weithin im Voraus bekannt gegeben wurden, zogen auch Prediger, Gaukler, Possenreißer und Musikanten an, die das Volk unterhielten und so ihr Auskommen fanden.
    Als sich die Mägde kichernd in Bewegung setzten, rutschte Ellen aufgeregt von der Mauer und folgte ihnen. Die Straßen wurden

Weitere Kostenlose Bücher