Das kupferne Zeichen - Fox, K: Kupferne Zeichen
schließlich konnte er sie haben, wann immer er wollte. Aber Alan in anderen Armen als den eigenen zu sehen war die Hölle.
März 1164
N ur wenige Tage nachdem Ellen im vergangenen Jahr den Kampf mit dem Stock aufgegeben hatte, war Donovan von sich aus zu ihr gekommen und hatte ihr ein Schwert anvertraut. Es war unverkäuflich, weil die Klinge beim Härten geknistert hatte. Donovan hatte das Schwert trotzdem beendet. Nur der Gedanke an seinen Meister, der ihn ständig ermahnt hatte, demütig zu bleiben, hatte ihn doch noch davon abgehalten, es zu verkaufen. Das war sein Glück gewesen, weil es ihn seinen Ruf und vielleicht sogar den Hals hätte kosten können. Seitdem bewahrte Donovan das Schwert als Mahnung vor übertriebener Eitelkeit auf.
»Ich leihe es dir. Beobachte die Knappen, und merke dir jeden ihrer Schritte, dann gehst du heimlich in den Wald und übst. Auch wenn das Schwert für einen richtigen Zweikampf unbrauchbar ist, weil die Klinge bei größeren Belastungen springen könnte, ist es doch gut ausbalanciert und hat das richtige Gewicht«, ermunterte er Ellen. »Ich wünschte, ich hätte früher eine solche Gelegenheit gehabt.«
Eine kleine Lichtung, gut versteckt im Dickicht des Waldes, wurde ihr Übungsplatz. Die Bäume standen hier eng beieinander, sodass Ellen aus der Ferne nicht zu sehen und die Gefahr, entdeckt zu werden, gering war. Vor dem Winter hatte sie regelmäßig hier geübt, aber mit dem ersten Schnee, in dem ihre Spuren zu sehen gewesen wären, war es zu gefährlich geworden.
Seit dem Winter hatten die Knappen eine neue Angriffstaktik gelernt, die Ellen einfach nicht aus dem Kopf ging. Sie blinzeltein die Märzsonne und entschloss sich, endlich wieder mit dem Üben zu beginnen. Damit das Schwert nicht rostete, hatte sie es in regelmäßigen Abständen poliert und mit Öl eingerieben. Nun holte sie es aus der Truhe, in der Donovan es aufbewahrte, und eilte in den Wald.
Sie stellte sich auf, wie es die Knappen taten, verbeugte sich vor zwei nicht vorhandenen Gegnern und ging in Angriffsstellung. Sie war völlig in den Kampf vertieft, als im Unterholz etwas knackte. Erschreckt blickte sie sich um.
Guillaume trat langsam aus dem Schatten der Bäume.
Ellen brach genügend Regeln und Gesetze, um den Zorn eines Edelmannes auf sich zu ziehen, und befürchtete das Schlimmste. Erstarrt vor Schreck, brachte sie keinen Ton heraus.
»Alan.« Guillaume nickte kurz zum Gruß, stellte sich hinter sie und nahm ihren Schwertarm. »Das Handgelenk nicht so stark abwinkeln. Halt den Arm etwas höher, aber die Schulter bleibt unten. Jetzt mach die Attacke noch einmal.« Er ging einen Schritt zurück und wartete.
Ellens Magen zog sich zusammen. Wollte er sich erst noch einen Spaß erlauben, bevor er sie zur Burg schleifte, um sie bestrafen zu lassen? Ellen kämpfte gegen die Wut an, die in ihr hochkroch, und tat, was er gesagt hatte.
Ohne ein Wort über das Schwert oder die Regeln, gegen die sie verstieß, zu verlieren, überprüfte Guillaume ihren Stand und die Bewegungsabläufe. Jedes Mal, wenn er sich dicht neben sie stellte, um sie zu korrigieren, kribbelte es in ihrem Bauch.
»Du hast nicht lange auf dem Übungsplatz mitgekämpft«, stellte Guillaume fest.
»Ich hatte keine Lust und keine Zeit mehr.«
»Wundert mich nicht, mit Männern wie Thibault macht es auch keinen Spaß.«
»Er hasst mich, und ich weiß nicht einmal warum. Zuerst war er richtig nett, und dann …« Ellen biss sich auf die Zunge,Guillaume war kein Freund. Sie sollte sich besser in Acht nehmen, wem sie etwas anvertraute.
»Er hat noch viel zu lernen, um einmal ein Ehrenmann wie sein Vater zu werden«, sagte Guillaume herablassend.
»Du kennst seinen Vater?«, fragte sie neugierig.
»Seinen Ruf kenne ich, und der ist viel besser, als Thibault es verdient hat.«
»Dass er seinen Sohn nicht bei sich behalten hat, weil er unmöglich ist, kann ich ja verstehen, aber du? Warum lernst du nicht bei deinem Vater? Was habt ihr nur alle angestellt, dass eure Familien euch fortschicken und in der Fremde lernen lassen?«
Guillaume verschluckte sich fast vor Lachen. »Was wir angestellt haben? Das ist das Witzigste, was ich je gehört habe. Tust du so dumm, oder hast du wirklich keine Ahnung?«
Ellen sah Guillaume wütend an. »Was ist dumm daran?«, brauste sie auf. »Ein Bauer lehrt seinen Sohn, wie man Felder bestellt und Vieh versorgt. Ein Schuster, Schneider, Schmied oder welcher Handwerker auch immer lehrt seinen Sohn, was
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