Das Kuschelbett
schluchzen.
»Mir ist, als ob Fräulein Holm hier bei uns war?«
»Ja, das war sie.«
»Skandal! Skandal! Davon werde ich mich nie erholen. Ich werde rausgeschmissen. Ich kriege nie wieder einen Job. Das darf doch nicht wahr sein! Verdammt!«
»Ach nein, du bist mir vielleicht ein reizender Geselle«, sagte ich mit gespielt saurer Miene. »Du verführst mich hier auf dem Teppich in deinem Zimmer, und alles, was du dazu zu sagen hast, ist >verdammt Er gab mir einen gequälten Blick.
»Reiz mich nicht! Natürlich war es fantastisch, dich zu pimpern, und unter anderen Umständen . . ., aber jetzt ist es geschehen, und zwar hier! Du verstehst doch sicher, was ich meine?«
Ich streichelte ihm die Wange.
»Ja, ich verstehe, was du meinst.«
»Oh, es ist nicht auszuhalten!«
Er schlug wieder die Hände vors Gesicht. Er tat mir ein bißchen leid. Er war ein großartiger Liebhaber gewesen, und es wäre vollkommen verrückt, wenn er dafür bestraft werden sollte.
»Zieh dich erst mal an. Ich werde mit ihr reden«, sagte ich beruhigend.
Er weigerte sich, beruhigt zu werden.
»Sie wird es mir nie verzeihen. Der geschäftsführende Direktor weiß jetzt bestimmt schon alles. In fünf Minuten kriege ich den Rausschmiß, das ist es, was passieren wird.«
Ich zog meine Kleider an und wusch mich mit einigen Erfrischungstüchern, die ich in der Handtasche hatte. Dann kämmte ich mich und malte mich an.
»Zieh dich doch an. Es wird nicht besser davon, daß du mit deinem schlaffen Pimmel wie ein Säulenheiliger dasitzt .«
Langsam, als erwartete er den Tod als eine Erlösung, zog er sich an.
»Ich gehe raus und spreche mit ihr. Ich sage dir bald Bescheid. Beruhige dich erst einmal.«
Ich ging hinaus in das Zimmer der Sekretärin. Sie saß an ihrer Schreibmaschine und tippte und sah nicht in meine Richtung, aber ich merkte an ihren roten Wangen, dem besonders wütenden Anschlag und den heruntergezogenen Mundwinkeln, daß sie sich meiner Gegenwart bewußt war.
»Fräulein Holm«, sagte ich.
Keine Antwort. Sie tat, als bemerkte sie meine Anwesenheit nicht. Ich ging zu ihr.
»Ich bleibe so lange hier, bis Sie sich entschließen, mit mir zu sprechen. Sie können ja nicht bis in alle Ewigkeit schreiben, wenn ich hier im Zimmer herumhänge.«
Sie hörte auf zu tippen und warf mir einen gehässigen Blick zu.
»Also gut, was wollen Sie? Haben Sie keine Pillen mehr? Wollen Sie eine von mir, bevor Sie wieder zu ihm reingehen?«
Ihre Bitterkeit erstaunte mich ein wenig. Wäre sie nur wütend, sauer und aufgeregt gewesen, hätte ich das okay gefunden. Aber bitter? Sofern nicht ...
»Es lag zum Teil auch an mir. Wir waren beide ziemlich erregt, und dann ist es eben passiert.«
»Ist es eben passiert!«
Sie fing wieder an, ihre Maschine voller Wut zu malträtieren.
»Hören Sie auf, Fräulein Holm, ich bitte Sie um seinetwegen. Verpetzen Sie ihn nicht. Es war der Fehltritt eines Augenblicks. Er ist im übrigen ja ein tüchtiger Chef, nicht wahr? «
Sie hörte wieder auf zu schreiben, starrte mich an und sagte mit mühsam beherrschter Stimme:
»Fünf Jahre lang, fünf Jahre, Fräulein Lind, bin ich seine Sekretärin. Hat er mich jemals angesehen? Niemals, nicht einmal! Ich bin nur Fräulein Holm an der Schreibmaschine gewesen. Hat er mich jemals mit Blicken angesehen, in denen etwas anderes zu lesen gewesen wäre als die freundliche Herablassung des Chefs? Niemals! Und dann kommen Sie daher ... in nur wenigen Tagen verliert er so vollständig den Kopf, daß er ... auf dem Teppich ... in seinem Zimmer ... es ist unverzeihlich!«
Mir ging ein Licht auf. Ich sah sie äußerst teilnahmsvoll an. »Sie sind sehr in ihn verliebt, nicht wahr?«
Sie antwortete nicht, sondern hämmerte auf ihrer Maschine herum, aber auf ihren Wangen brannten rote Flecken.
Es konnte nicht sehr lustig für sie gewesen sein, mit anzusehen, wie derjenige, in den sie verliebt war, eine andere Frau vögelte.
»Sie sehen doch hoffentlich ein, daß Sie es sind, die alle Trümpfe in der Hand hat?« sagte ich zu ihr.
Sie sah mich mit ungeheuchelter Verblüffung an.
»Was meinen Sie?«
»Betreiben Sie doch ein wenig weibliche Erpressung. Sagen Sie, daß Sie es keinem Menschen erzählen werden,
was geschehen ist, wenn Sie ihn zu sich nach Hause einladen dürfen — zu einem Abendessen beispielsweise. Die Bedingungen können Sie in jeder Hinsicht allein diktieren.«
»Sie glauben doch wohl nicht, daß mir noch etwas an ihm liegt, nach dem, was heute
Weitere Kostenlose Bücher