Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Labor der Esper

Das Labor der Esper

Titel: Das Labor der Esper Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Morgan
Vom Netzwerk:
von Ereignissen nach ihrem Selbstmordversuch ausgelöst worden wäre.«
    »Und die Dobie-Zwillinge?«
    »Ein Sonderfall, Becky, das weißt du ganz genau. Ihre Mutter brachte sie her, und ihre Intelligenz ist so niedrig, daß sie uns nur bei grundsätzlichen Experimenten helfen können. Ich fürchte, Powell braucht für seine Telepathen-Spione besseres Material.«
    »Ach was, Powell und seine Hirngespinste!« fauchte Becky, und ihre Augen blitzten gefährlich. »Was ist mit Richard Havenlake ? Zähltdenn seine jahrelange Arbeit überhaupt nicht?«
    »Wie viele ehrliche und gründliche Alchemisten haben ihr ganzes Leben damit zugebracht, um den Stein der Weisen zu suchen?« stellte Peter die Gegenfrage.
    »Wie kannst du nur so treulos Richard gegenüber sein?«
    »Das hat doch mit Treulosigkeit nichts zu tun«, widersprach Peter. »Ich versuche nur, meine ehrliche Meinung von unserer Lage wiederzugeben. Ich bin ebenso unglücklich darüber wie du.«
    »Du möchtest darauf hinaus, daß unser Unternehmen in Portfield eine Zeit- und Geldverschwendung ist, nicht wahr?«
    »Im Moment führt uns unsere Forschungsmethode einfach nicht weiter, oder? Es ist nur eine Frage der Zeit, bis Powell zu dem gleichen Schluß kommt, und dann ist Portfield geliefert, das weißt du genau.«
    »Du willst die Lage nur so sehen!«
    »Um Himmels willen, rede doch nicht wie eine Frau!« sagte Peter wütend. »Ich kann Powell ebensowenig leiden wie du, aber er behandelt das Telepathen-Problem wenigstens vom praktischen Standpunkt. Er will die Talente isolieren und verwerten. Havenlake scheint damit zufrieden zu sein, Jahr für Jahr im dunkeln zu tappen. Wenn du weiterhin bei ihm bleiben und sein Händchen halten willst – bitte! Ich steige aus. Ich will Ende der Woche mein Rücktrittsgesuch einreichen.«

 
18
     
    Edmund Powell stand von seinem Schreibtisch auf und ging zum Fenster hinüber. Stirnrunzelnd sah er auf den Platz hinunter, wo eine schmutziggrüne Grastonsur ein paar welke Tulpen einrahmte. Es war fast vier Uhr, aber die Bemerkung des Ministers von heute vormittag ging ihm immer noch im Kopf herum. Oberflächlich betrachtet, war sie ganz harmlos gewesen – eine Routine-Nachfrage über die Fortschritte in Portfield. Aber Powell fühlte sich nicht wohl in seiner Haut. Schließlich war das Portfield-Projekt seine Idee gewesen, eine Tatsache, auf die der Minister in letzter Zeit besondere Betonung legte. Bei Politikern konnte man nie ganz sicher sein, aber Powell hatte das Gefühl, daß der Wind von einer anderen Seite blies und daß man mit einem baldigen Wechsel rechnen konnte. Dann würde Portfield beweisen müssen, ob es praktischen Wert besaß oder nicht.
    Havenlake war ein schwerfälliger Klotz, wenn auch ein ehrlicher. Das hatte Powell schon bei ihrem ersten Zusammentreffen bemerkt. Aber da Havenlake die größte Kapazität auf dem Psi-Sektor zu sein schien, hatte er ihn dem Minister vorgeschlagen – trotz seines politisch zweifelhaften Rufes. Nun waren drei Jahre vergangen, und die Versprechungen waren im großen und ganzen unerfüllt geblieben. Abgesehen von Peter Moray, dessen Loyalität ungewiß war, hatte die Arbeit in Portfield bisher nichts als eine Anzahl nicht gerade spektakulärer Versuchsergebnisse gebracht, die geringe telepathische Fähigkeiten bei gewissen Versuchspersonen feststellten. Die Bestätigung etwas Selbstverständlichen – selbstverständlich wenigstens für Powell – machte ihn ungeduldig.
    Powells Beschäftigung mit dem Begriff der Telepathie war an und für sich paradox. Der Gedanke, daß ein anderer Mensch die Fähigkeit besitzen konnte, in sein Inneres einzudringen, erfüllte ihn persönlich mit Abscheu. Der Abbau von Schranken zwischen den Menschen war für einen Mann, der sein Leben lang in der steifen Scheinwelt der Gesellschaft verbracht hatte, etwas Ekelerregendes. Er verbarg sogar vor seinen Familienangehörigen seine wahren Gedanken. Selbst in der zweiten Hälfte des »dekadenten« – wie er es nannte – zwanzigsten Jahrhunderts klammerte sich Powell offen und sogar ein wenig stolz an so altmodische Gedanken wie Monarchie, Reich und Patriotismus. Als sich nun die Möglichkeit bot, die Telepathie zu der mächtigsten Waffe des Geheimdienstes zu machen, da griff Powell sofort zu.
    Ihm wurde schnell klar, daß die Nation, die zuerst ein koordiniertes Netz von Telepathen besaß, die Welt regieren konnte, und er hatte seinen ganzen Einfluß als ministerlicher Berater eingesetzt, um das

Weitere Kostenlose Bücher