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Das Labor der Esper

Das Labor der Esper

Titel: Das Labor der Esper Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Morgan
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Vereinigte Königreich zu dieser Nation zu machen. Er glaubte immer noch, daß seine Schlüsse von damals richtig waren, aber er merkte zu seinem Unbehagen, daß das Ziel noch weit entfernt war. Und noch unbehaglicher war der Gedanke, daß das langsame Vorankommen in Portfield vielleicht auf die Intervention einer bereits organisierten Telepathengruppe zurückzuführen war.
    Das Haustelefon summte kurz und schreckte ihn aus seinen düsteren Gedanken. Er ging zum Schreibtisch und nahm es auf.
    »Ja, Miß Delamore?«
    »Miß Fitzgerald ist angekommen.«
    »Ah – könnten Sie sie bitte herbringen?«
    Er setzte sich hinter den Schreibtisch und sah zur Tür, als seine Sekretärin ein dunkelhaariges Mädchen in das Büro begleitete. Soviel er wußte, hatte er die Besucherin noch nie im Leben gesehen, und er hatte keine Ahnung, warum er sie eigentlich empfangen hatte. In ihrer Bitte um eine Unterredung hatte sie erklärt, daß sie wegen einer dringenden persönlichen Angelegenheit käme, die sie mit keinem seiner Mitarbeiter besprechen wolle. Da er nicht schon wieder einen Zeitungsartikel über die Gleichgültigkeit der Ministerialbeamten riskieren wollte, hatte er einer persönlichen Unterredung zugestimmt.
    »Bitte, nehmen Sie Platz, Miß Fitzgerald«, sagte er und deutete auf einen Sessel.
    »Danke.« Sie richtete die Falten ihres beigefarbenen Rockes und überkreuzte die Beine. Sie war keine überwältigende Schönheit, aber doch attraktiv genug, um Powells Aufmerksamkeit zu fesseln.
    »Also, Miß Fitzgerald, Sie wissen ja, ich bin ein vielbeschäftigter Mann«, sagte er und lächelte ein wenig, um dieses Klischee nicht allzu starr erscheinen zu lassen. Ihr Gesichtsausdruck blieb unverändert, aber er spürte, wie ihr Blick schärfer wurde. Einen Moment lang legte sich die Stille wie ein Vorhang zwischen sie. Sein Unbehagen wuchs. Er tastete mit der Hand über den Lederbezug der Schreibtischplatte und nahm einen Füllfederhalter auf.
    »Das haben mir Ihre Leute schon klargemacht, Mister Powell«, sagte sie ruhig. »Es ist nicht leicht, zu Ihnen durchzudringen.«
    »Vielleicht wäre es leichter gewesen, wenn Sie den Zweck Ihres Besuches genannt hätten.«
    »Ich dachte, meine Diskretion würde Ihnen lieber sein – schließlich ist das Forschungslabor in Portfield geheim.«
    Powells Hand krampfte sich um den Füllfederhalter, als er den ruhigen Blick der braunen Augen erwiderte. Nur sehr wenige Leute wußten von der Existenz Portfields, und noch weniger hatten eine Ahnung, daß er mit dem Forschungslabor in Verbindung stand. Er fragte sich, wie das Mädchen zu dem Wissen gekommen war und wieviel sie wußte.
    »Was wollen Sie von mir?« fragte er hart. Er bemühte sich nicht mehr um Charme.
    »Nein, Mister Powell, Sie mißverstehen mich«, sagte sie mit dem sanften Anflug eines Lächelns. »Ich habe Ihnen etwas anzubieten.«
    »Mir persönlich oder dem Projekt in Portfield?«
    »Wir wissen beide, daß Portfield in seiner gegenwärtigen Form wenig praktischen Wert besitzt«, sagte sie vertraulich.
    Powell setzte sich kerzengerade auf. »Was wissen Sie von unseren Plänen in Portfield?« fragte er.
    »Sehen Sie Ihr Löschpapier an, Mister Powell«, sagte sie.
    Er gehorchte. Er hatte allerlei sinnloses Zeug auf das Löschpapier gekritzelt, aber in der Mitte stand, mit der Feder, die er in der Hand hielt, geschrieben: ICH BIN TELEPATHIN.
    »Mein Gott!« Sein ganzer Abscheu, den er bei dem Gedanken fühlte, sie könnte sein Inneres gelesen haben, drückte sich in diesen beiden Worten aus. Er stand auf und starrte sie an. Er fühlte sich nackt, entkleidet. Aber das war unwichtig neben der Tatsache, daß sie eine beträchtliche Kontrolle auf ihn ausgeübt haben mußte, damit er die Worte auf das Löschpapier schrieb. Er hatte nichts von dem Vorgang bemerkt.
    »Es tut mir leid, Mister Powell«, sagte sie ruhig. »Ein billiger Trick, aber damit konnte ich Sie schneller überzeugen als mit vielen Worten. Ich hoffe, Sie verzeihen mir.«
    Er zwang sich, wieder Platz zu nehmen, und versuchte, die unlogische Angstreaktion zu unterdrücken, die immer noch auf ihn einwirkte. Bisher war er mit Telepathie nur im abstrakten Sinn zusammengekommen. Nach diesem Einbruch in seine eigene Gedankenwelt konnte er nicht mehr so unvoreingenommen urteilen. Das Mädchen, das ihm so ruhig gegenübersaß, konnte hinter das Gesicht sehen, das er der Welt präsentierte – sie konnte jeden schamvoll verborgenen Gedanken, jede Furcht hervorholen

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