Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Labyrinth der Ratten

Das Labyrinth der Ratten

Titel: Das Labyrinth der Ratten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
Vom Netzwerk:
affe.
    Mein Gott, wie klar und deutlich er sie sich vorzustellen vermochte. Man würde sich – er würde sich in einem Zimmer hin setzen, vor sich eine Steuertafel mit Skalen ... und einem einzigen Knopf. Er würde die Anzeigen ablesen, die Meßdaten vergleichen. Zeit, Raum, Synchronisierung der Dimensionalfaktoren, alles würde auf die Verschmelzung zusteuern. Und Gafne Rostow (das war der Jedermannsname für den feindlichen Durchschnittsbürger) würde mit schnellen Schritten auf diese Stelle zugehen, um zu diesem Zeitpunkt einzutreffen. Er, Febbs, würde auf den Knopf drücken, und Gafne Rostow würde –
    Hm. Würde verschwinden? Nein, das war zu mag. Zu magierhaft. Nicht in Übereinstimmung mit der Realitäts-Situation. Gafne Rostow, ein kleiner Bürokrat in einem zeitweiligen, finanziell bescheiden ausgestatteten Ministerium der sowjetischen Regierung, jemand mit Stempel, Schreibtisch, engem Büro – er würde nicht einfach verschwinden: er würde verwan delt werden.
    Das war der Teil, bei dem Febbs vor Genuß erbebte. Er tat das auch jetzt, worauf der dicke Herr neben ihm ein wenig zurückwich und eine Braue hochzog.
    »Verwandelt«, sagte Febbs, »in einen Vorleger.«
    Der dicke Geschäftsmann riß die Augen auf.
    »In einen Vorleger«, wiederholte Febbs gereizt. »Verstehen Sie nicht? Oder hat die jüdisch-christliche Tradition Ihr Urteilsvermögen beeinträchtigt? Was für ein Patriot sind Sie überhaupt?«
    »Ich bin Patriot«, erwiderte der dicke Geschäftsmann defensiv.
    »Mit Glasaugen«, sagte Febbs. »Nach der Natur simuliert. Wenn er natürlich keine guten Zähne hätte, regelmäßig und weiß, wenn es unansehnliche Plomben gäbe oder man den gelben Fleck nicht wegbekäme, könnte das natürlich ein Wandbehang sein. Platt.« Den Kopf konnte man wegwerfen.
    Der dicke Geschäftsmann begann nervös seine Zeitung zu lesen.
    »Ich weihe Sie ein, was den Bürger-Verständigungs-Verzerrer angeht«, sagte Febbs. »Nö, zwar, aber nicht Terror. Nicht endgültig. Ich meine, die Waffe tötet nicht. Sie gehört zur KonfKlasse.«
    »Was das heißt, weiß ich«, sagte der beleibte Herr hastig, den Blick auf die Fak-Zeitung gerichtet. Offenkundig war er nicht begierig darauf, das Gespräch fortzusetzen – aus Gründen, die Febbs unbegreiflich blieben. Vielleicht empfand der Mann Schuldbewußtsein angesichts seiner Ignoranz auf diesem lebenswichtigen Gebiet, entschied Febbs. »Das bedeutet Konfusion. Verwirrung, Desorientierung.«
    »Der Bürger-Verständigungs-Verzerrer«, sagte Febbs, »beruht auf dem Erfordernis, daß in der heutigen Gesellschaft jedes ausgefüllte amtliche Formular mikromäßig in drei-, vier- oder fünffacher Ausfertigung archiviert werden muß. Drei, vier oder fünf Kopien müssen in jedem Einzelfall angefertigt werden. Die Waffe wirkt auf vergleichsweise unkomplizierte Weise. Alle Mikrokopien werden nach der Kopierung über Koaxialkabel in Archivanlagen übermittelt, zumeist unterirdisch und von Bevölkerungszentren entfernt, für den Fall eines großen Krieges. Damit sie ihn überstehen, meine ich, wissen Sie, die Unterlagen müssen überleben. Der BürgerVerständigungs-Verzerrer wird also als Boden-Boden-Waffe abgeschossen, sagen wir, von Neufundland nach Peking. Ich habe Peking gewählt, weil das die sinosüdasiatische BehördenZentrale für diese Hälfte von Foks-Ost ist; von dort stammt ihre Hälfte der gesamten Archivunterlagen.. Die Waffe trifft und bohrt sich binnen Mikrosekunden in den Boden; keine sichtbare Spur verbleibt. Und augenblicklich streckt sie Pseudopodien aus, die unter der Oberfläche suchen, bis sie ein Koaxialkabel erreichen, das Daten an ein Archiv übermittelt. Verstehen Sie?«
    »Öhm«, sagte der dicke Geschäftsmann halbherzig, bemüht, zu lesen. »Sagen Sie, die Konstruktion dieses neuen Satelliten läßt erkennen, daß er möglicherweise sogar ...«
    »Und der Verzerrer«, erklärte Febbs, »arbeitet von diesem Augenblick an auf eine Weise, für die der Ausdruck ›inspiriert‹ nicht übertrieben erscheint. Sie zweigt Ganzdaten ab, die grundlegenden Übermittlungsbausteine, so daß sie nicht mehr miteinander übereinstimmen. Mit anderen Worten, Kopie Zwei des Originaldokuments kann nicht mehr über Kopie Eins gelegt werden. Kopie Drei stimmt auf einer höheren Ebene der Verzerrung mit Kopie Zwei nicht mehr überein. Wenn eine vierte Kopie existiert, wird sie umgewandelt, so daß ...«
    »Wenn Sie soviel von Waffen verstehen«, unterbrach ihn der dicke

Weitere Kostenlose Bücher