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Das Labyrinth der Ratten

Das Labyrinth der Ratten

Titel: Das Labyrinth der Ratten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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hinter ihm pflichtgemäß. Natürlich lauschte Surley G. Febbs, während er auf sein Ticket zur Festung Washington wartete. Natürlich.
    »Möchte wissen, ob es ein Igel ist«, sagte der dicke Geschäftsmanns-Typ.
    »Nee.« Der Mann hinter ihm schüttelte lebhaft den Kopf. »Da hätten wir Einwände. Glauben Sie, ein Mann von General George Nitz' Statur würde das zulassen? Wir würden so schnell regierungsamtlich protestieren ...«
    Surley Febbs drehte sich um und sagte: »Protestieren? Soll das ein Witz sein? Ist das die Führerschaft, die wir haben? Sie glauben wirklich, das, was da gebraucht wird, seien W orte? Wenn Foks-Ost den Satelliten hochgebracht hat, ohne die genauen Baupläne vorher mitzuteilen, werden wir ...« er gestikulierte – »wumm. Und er fliegt wieder herunter.« Er ließ sich Geld und Ticket geben.
    Später, im Expreß-Jet, Erster Klasse, Fensterplatz, fand er sich neben dem dicken, gutgekleideten Geschäftsmanns-Typ wieder. Nach einigen Sekunden – der ganze Flug dauerte nur fünfzehn Minuten – nahmen sie ihr gewichtiges Gespräch wieder auf. Sie überflogen Colorado, und man konnte unten kurz die Rocky Mountains sehen, doch wegen der Bedeutung ihres Gesprächs beachteten sie das gewaltige Gebirge nicht. Es würde später auch noch da sein, aber vielleicht sie nicht mehr. Dies war dringend.
    »Igel oder nicht Igel«, sagte Febbs, »jede Foks-Rak ist eine Dr.«
    »Wie?« sagte der dicke Geschäftsmann.
    »Jede Foks-Ost-Rakete ist eine Drohung. Die führen alle was im Schild.« Etwas Böses, sagte er zu sich selbst und warf über die Schulter des beleibten Mannes einen Blick auf seine Zeitung. »Ich sehe, das ist ein Typ, wie er nie vorher gesehen worden ist. Weiß der Himmel, was sich darin befindet. Offen gesprochen, ich finde, wir sollten einen Mülltonnen-Sprenger auf Neu-Moskau werfen.«
    »Was ist denn das ?«
    Herablassend, weil ihm völlig klar war, daß der Mann von der Straße nicht wie er unermüdlich Forschungen in der Stadtbücherei betrieben hatte, sagte Febbs: »Eine Rakete, die in der Atmosphäre zerspringt. ›Atmosphäre‹ nach dem Sanskrit-Wort atmen. Das Wort ›Sanskrit‹ aus samskrta, soviel wie ›kultiviert‹, mit der Wurzel sama, soviel wie ›gleich‹, plus kr, ›tun‹, und krp, ›Form‹. Jedenfalls in der Atmosphäre, über dem Bevzen – dem Bevölkerungszentrum –, auf das sie gezielt ist. Wir plazieren die Judas Ischariot IV über Neu-Moskau, stellen sie auf Explosion in einer Höhe von einer halben Meile ein, und sie regnet min – miniaturisierte – H, das heißt, homöostatische ...« Es war schwierig, sich mit dem durchschnittlichen Massenmenschen zu verständigen. Nichtsdestoweniger gab Febbs sich alle Mühe, Ausdrücke zu finden, die dieser dicke, unbedeutende Mensch – dieser Unb – begreifen konnte. »Sie sind ungefähr so groß wie eine Kaugummiverpackung. Sie schweben durch die Stadt, vor allem in den Ring von AppGeb. Sie wissen, was AppGeb sind?«
    »Ich lebe in einem«, sagte der dicke Geschäftsmann empört.
    Febbs fuhr ungerührt mit seiner nutzbringenden Erklärung fort.
    »Sie sind kam – das heißt, chamäleonartig; sie passen sich in der Färbung jeweils der Umgebung an, wo sie landen. Man kann sie also nicht entdecken. Da liegen sie, bis es Nacht wird,
    sagen wir, bis gegen zehn Uhr nachts.«
    »Woher wissen sie, wann es zehn Uhr ist? Hat jedes Ding eine Armbanduhr dabei?« Die Stimme des dicken Geschäftsmannes klang ein wenig höhnisch, so, als bilde er sich ein, Febbs wolle ihn auf den Arm nehmen.
    Mit massiver Herablassung sagte Febbs: »Durch den Wärmeverlust in der Atmosphäre.«
    »Oh.«
    »Gegen zehn Uhr abends, wenn alles schläft.« Febbs weidete sich an der Vorstellung dieser strategischen Waffe in Aktion, an ihrer Präzision. Es war eine schmale Gasse, die diese Waffe bahnte, wie der Pfad zur Erlösung; vom ästhetischen Standpunkt her überaus befriedigend. Man konnte es genießen, von diesem Mülltonnen-Sprenger zu wissen, selbst wenn er nicht wirklich eingesetzt wurde.
    »Okay«, sagte der dicke Mann. »Um zehn Uhr also ...«
    »Fangen sie an«, sagte Febbs. »Jedes Kam-Körnchen beginnt einen Ton von sich zu geben.« Er beobachtete das Gesicht des dicken Mannes. Offenkundig machte dieser Bürger sich nicht die Mühe ›Wa-Wo‹ zu lesen, ›Waffen-Woche‹, das Info-Magazin, das ausschließlich Bilder und Artikel und, wo möglich, genaue Angaben über alle neue Waffen von Wes-Block und Foks-Ost brachte –

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