Das Labyrinth der Ratten
Geschäftsmann gereizt, »warum sind Sie dann nicht in der Festung Washington?«
Surley G. Febbs antwortete mit dem Anflug eines Lächelns: »Das bin ich, Freund. Warten Sie nur ab. Sie werden von mir hören. Merken Sie sich den Namen Surley G. Febbs. Haben Sie verstanden? Surley Febbs. F wie Fußpilz.«
Der dicke Geschäftsmann erwiderte: »Sagen Sie mir nur eines. Dann will ich, offen gesagt, Mr. Febbs, F wie Fußpilz, nichts mehr hören; ich kann nichts mehr aufnehmen. Sie sagten ›Vorleger‹. Was war das? Warum ein Vorleger? ›Glasaugen‹, sagten Sie. Und etwas von nach der ›Natur simuliert‹.« Unsicher, mit spürbarer Aversion, sagte er: »Sie meinen?«
»Ich meine«, erklärte Febbs leise, »daß zur Erinnerung etwas verbleiben sollte. Damit man weiß, daß man es erreicht hat.« Er suchte nach dem richtigen Ausdruck, um seine Gefühle, seine Absicht auszudrücken, und fand ihn: »Eine Trophäe.«
Der Lautsprecher plärrte: »Wir landen jetzt auf dem Flugfeld Abraham Lincoln. Bodentransport zur Festung Washington, fünfunddreißig Meilen östlich, ist gegen geringen Aufpreis möglich. Bewahren Sie Ihre Ticket-Quittung auf, um auf den überaus niedrigen Fahrpreis Anspruch zu haben.«
Febbs schaute zum erstenmal seit Antritt des Fluges zum Fenster hinaus und sah erfreut unter sich sein neues Domizil, das riesige, ausgedehnte Bevölkerungszentrum der Hauptstadt von Wes-Block. Die Quelle, von der alle Autorität ausging. Autorität, an der er nun teilhatte.
Und mit dem Fundus seines Wissens würde die Weltlage sich rasch verbessern. Auf der Grundlage des eben geführten Gespräches konnte er das voraussehen.
Wartet nur, bis ich an den streng geheimen Sondersitzungen des Ausschusses unten im unterirdischen Kreml mit General Nitz und Mr. Lars und all den anderen teilnehme, sagte er zu sich selbst. Das Machtgleichgewicht zwischen Ost und West wird sich radikal verändern. Und, Junge, Junge, man wird das in Neu-Moskau und Peking und Havanna merken.
Das Schiff begann mit pfeifenden Bremsraketen herabzusinken.
Aber wie kann ich meinem Machtblock am besten dienen? fragte sich Febbs. Ich nehme nicht diesen Anteil von einem Sechstel, den einen Bauteil, den ein Beisitzer umschmieden soll. Das ist für mich nicht genug. Nicht nach diesem Gespräch. Es hat mich dazu gebracht, die Dinge klar zu sehen. Ich bin ein Spitzen-Waffenexperte – auch wenn ich zugegebenermaßen nicht einen der formellen akademischen Grade besitze, die irgendeine Universität oder die Militärakademie der Luft in Cheyenne verleiht. Umschmieden? Ist das alles, was ich in Form von einzigartigem Wissen und einem so außergewöhnlichen Talent anzubieten habe, daß man bis zum Römischen Reich und weiter zurückgehen müßte, um etwas Vergleichbares zu finden?
Nein und nochmals nein, erkannte er. Umschmieden ist etwas für den Durchschnitts bürger. Computermäßig, statistisch gesprochen, bin ich das, aber darunter bin ich Surley Grant Febbs, wie ich zu dem Mann neben mir eben gesagt habe. Durchschnittsbürger gibt es viele. Sechs davon sitzen stets im Ausschuß. Aber Surley Febbs gibt es nur einen.
Ich will die vollständige Waffe.
Und wenn ich hinkomme und offiziell bei ihnen sitze, werde ich sie in die Hand bekommen. Ob sie das wollen oder nicht.
10
Als Lars Powderdry und die anderen aus dem Vorführraum traten, wo die Videoaufzeichnung von Artikel 278 abgespielt worden war, näherte sich ihnen eine herumlungernde Gestalt.
»Mr. Lanferman?« Nach Atem ringend, mit Augen wie angenähte Knöpfe, schleppte das footballförmige, schlecht gekleidete, wie eine geknickte Binse aussehende Wesen einen riesigen Musterkoffer. Es zwängte sich vor sie hin und verstellte ihnen den Weg. »Ich möchte Sie nur kurz aufhalten. Lassen Sie mich ein paar Dinge sagen – okay?«
Dies gehörte zu Jack Lanfermans Kopfschmerzen: eine Begegnung mit Randfiguren wie diesem Mann, Vincent Klug. Unter den gegebenen Umständen war es schwer, zu entscheiden, wen man mehr bedauern sollte, Jack Lanferman, der groß und breit war, mächtig und redselig und vielbeschäftigt, ohne eine freie Minute deshalb, weil für ihn als Hedonisten die Zeit in körperliches Vergnügen umsetzbar war – oder Klug.
Vincent Klug trieb sich hier schon seit Jahren herum. Der Himmel allein wußte, wie er Zugang zum unterirdischen Teil von Lanferman & Co. fand. Wahrscheinlich hatte jemand in subalterner Stellung Mitleid empfunden und das Schleusentor einen Spalt geöffnet, in der
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