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Das Labyrinth der Ratten

Das Labyrinth der Ratten

Titel: Das Labyrinth der Ratten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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außerhalb – der Ausschuß, das ZK – sie stehen außerhalb; es gibt einfach nichts anderes. Jedenfalls nicht hier. Deshalb höre ich schon das Wort ›Fremdwesen‹. Es ist das schlimmste Wort, das ich je gehört habe. Wir haben drei Planeten und sieben Monde, die wir als ›uns gehörend‹ betrachten können, und auf einmal ...« Sie preßte die Lippen zusammen.
    »Darf ich dir etwas sagen?«
    »Ja.« Maren nickte.
    Er erklärte heiser: »Mein erster Impuls ... war ... zu springen.«
    »Du bist in der Luft? In einem Schrauber?«
    Er nickte, unfähig, etwas zu sagen.
    »Okay. Flieg hierher nach Paris. Schön, das kostet. Bezahl es! Komm einfach her, und dann werden du und ich ...«
    »Ich würde es nie schaffen.« Irgendwo unterwegs würde ich springen, dachte er. Und er sah, daß auch sie es begriff.
    Ganz ruhig, mit jener großen Erdmutter-Gelassenheit, jener übernatürlichen Ausgeglichenheit, zu der eine Frau im Notfall fähig ist, sagte Maren: »Hör zu, Lars. Paß auf. Hörst du zu?«
    »Ja.«
    »Lande.«
    »Okay.«
    »Wer ist dein Arzt? Abgesehen von Todt?«
    »Hab' keinen Arzt außer Todt.«
    »Anwalt?«
    »Bill Sawyer. Du kennst ihn. Mit einem Kopf wie ein hartgekochtes Ei. Nur bleigrau.«
    »Gut«, sagte Maren. »Du landest vor seiner Kanzlei. Er soll abfassen, was man eine Mandamus-Verfügung nennt.«
    »Ich kapiere nicht.« Er kam sich bei ihr wieder vor wie ein kleiner Junge, gehorsam, aber verständnislos. Vor Tatsachen gestellt, die seine geringen Fähigkeiten überforderten.
    »Die Mandamus-Verfügung soll an den Ausschuß gerichtet werden«, fuhr Maren fort. »Sie soll verlangen, daß du an der Sitzung teilnehmen darfst. Das ist dein gottverdammt legales Recht, Lars. Im Ernst. Du hast ein verbrieftes, gottgegebenes Recht, in den Konferenzsaal unten im Kreml zu gehen, deinen Platz einzunehmen und an allen Entscheidungen mitzuwirken.«
    »Aber ich habe nichts anzubieten«, sagte er gepreßt. »Ich habe nichts. Überhaupt nichts.« Er gestikulierte hilflos.
    »Du hast trotzdem Anspruch darauf, dabeizusein«, erklärte Maren. »Über den Mistkloß da oben am Himmel mache ich mir keine Sorgen, ich mache mir Sorgen um dich.« Und zu seiner grenzenlosen Verwunderung begann sie zu weinen.

    12

    Drei Stunden später – solange hatte sein Anwalt dazu gebraucht, die Verfügung von einem Richter des Obersten Gerichtshofes unterzeichnen zu lassen – bestieg er einen Druckluftrohr-Nullstop-Zug und schoß von New York hinunter zur Festung Washington. Die Fahrt dauerte achtzig Sekunden, die Bremszeit eingeschlossen.
    Bis er sich umsah, befand er sich im Bodenverkehr der Pennsylvania Avenue in der Innenstadt, war er im Schnekkentempo unterwegs zu dem unauffälligen, transzendental bescheidenen überirdischen Gebäude, das den Eingang zum authentischen Kreml der Festung Washington unter der Erde darstellte.
    Um 17.30 Uhr stand er zusammen mit Dr. Todt vor einem gepflegten jungen Luft-Offizier, der ein Lasergewehr in den Händen hielt, und wies seine Verfügung vor.
    Es dauerte ein wenig. Das Schriftstück mußte gelesen, studiert, beglaubigt, von einer Folge von Amtsträgern abgezeichnet werden, die noch aus der Ära Hardings übriggeblieben waren. Aber endlich fuhr er mit Dr. Todt im lautlosen hydraulischen Lift zu den unterirdischen Tiefetagen hinunter.
    Mit ihnen in der Kabine stand ein Captain von der Army, der blaß und angespannt wirkte. »Wie sind Sie da hereingekommen?« fragte ihn der Captain; offenbar war er Kurierläufer oder etwas ähnlich Albernes. »Wie sind Sie an den ganzen Sicherheitskontrollen vorbeigekommen?«
    »Ich habe geschwindelt«, sagte Lars.
    Das Gespräch war beendet.
    Die Lifttüren gingen auf; sie stiegen aus. Lars – zusammen mit Dr. Todt, der während der ganzen Fahrt und der Überprüfung des Schriftstücks geschwiegen hatte – ging und ging, bis sie die letzte und verfeinertste Sicherheitssperre erreichten, die den UN-W Natsek-Ausschuß abschirmte, wenn er tagte.
    Die Waffe, die hier und jetzt auf ihn und Dr. Todt gerichtet war, stammte, wie er mit Stolz vermerkte, aus einem Entwurf von Mr. Lars Inc. Durch einen schmalen Schlitz in der durchsichtigen, aber undurchdringlichen, von der Decke bis zum Boden reichenden Schottwand reichte er alle seine Dokumente hinein. Auf der anderen Seite prüfte ein Zivilist, Weisheit in den Raubvogelzügen, grauhaarig, gebeugt von langjähriger Erfahrung, Lars' Ausweispapiere und die Verfügung. Er überlegte lange Zeit ... aber vielleicht

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