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Das Labyrinth der Ratten

Das Labyrinth der Ratten

Titel: Das Labyrinth der Ratten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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und ich bin eine neugewählte Beisitzerin.« Sie kramte in ihrer Handtasche nach Belegen dafür. Der Posten ließ das Sprechgerät sinken und sagte kurz: »Niemand mit Paß AA oder höher darf eingelassen werden, Madam. Notfall-Priorität der Sicherheitseinstufung seit sechs Uhr morgens, Zeitzone Eins-Fünf-Null, gültig.« Er beugte sich wieder über sein Gerät.
    Febbs ging nachdenklich auf die ältere Frau zu.
    »Miss, ich befinde mich in genau derselben entehrenden Lage wie Sie«, erklärte er. »Man verweigert uns die legalen Vorrechte, und ich überlege mir ernsthaft ein gerichtliches Vorgehen gegen die Verantwortlichen.«
    »Sind es die Satelliten?« fragte Martha Raines mäuschenhaft. Aber ihr Argwohn stand dem seinen kaum nach. »Das muß es sein. Alle sind damit beschäftigt, und niemand kümmert sich um uns. Ich komme bis von Portland, Oregon, und das ist einfach zuviel für mich; ich habe freiwillig meinen Glückwunschkarten-Laden aufgegeben – ich habe ihn meiner Schwägerin überlassen –, um meine Aufgabe als Patriotin zu erfüllen. Und sehen Sie sich das jetzt an. Sie lassen uns einfach nicht hinein – das ist mir schon klar.« Sie wirkte eher betäubt als zornig. »Das ist der fünfte Eingang, an dem ich es versuche«, erklärte sie Febbs, froh darüber, endlich einen mitfühlenden Zuhörer gefunden zu haben. »Ich habe es an Tor C und D und dann sogar bei E und F versucht, und jetzt hier. Und jedesmal sagen sie dasselbe. Sie müssen Anweisung dazu haben.« Sie nickte feierlich. Es war alles ganz klar.
    »Wir kommen hinein«, sagte Febbs.
    »Aber wenn jeder von diesen ...«
    »Wir finden die vier anderen neuen Beisitzer«, entschied Febbs. »Wir werden gemeinsam auftreten. Sie werden es nicht wagen, uns allesamt abzuweisen – nur dadurch, daß sie uns voneinander getrennt hielten, konnten sie sich gegen uns durchsetzen. Ich bezweifle ernsthaft, daß sie alle sechs von uns abweisen, denn das würde bedeuten, daß sie einräumen, ihre entscheidenden Sitzungen in bewußter Illegalität durchzuführen. Und ich wette, wenn wir alle sechs zu einem von diesen automatischen Fernseh-Befragern marschieren, etwa von Lucky Bagman, und ihm Bescheid sagen, werden sie Zeit finden, ihr Gefasel über die Satelliten lange genug zu unterbrechen, um
    zu verlangen, daß Recht geschehe.«
    Febbs hatte seit seiner Ankunft am Haupttor sogar schon mehrere TV-Interviewer gesehen. Alle Info-Medien waren ohne Unterbrechung im Alarmzustand, um Nachrichten über die Satelliten nicht zu versäumen.
    Alles, was zu tun blieb, war, die vier anderen Beisitzer ausfindig zu machen. Und noch während er und Martha Raines beieinanderstanden, sank ein zweiter Zivil-Schrauber herab; darin saß ein nervöser, frustriert aussehender junger Mann, und Febbs wußte intuitiv, daß das ebenfalls ein neu bestimmter Beisitzer war.
    Und wenn wir hineinkommen, zeigen wir es ihnen, sagte Febbs sich grimmig. Wir werden diesem Fettarsch Nitz klarmachen, was es geschlagen hat.
    Er haßte General Nitz bereits ... weil dieser ihn nicht beachtet hatte. Nitz wußte nicht, daß sich vieles ändern würde. Er würde bald zuhören müssen, so wie damals, als Senator Joe McCarthy, dieser große Amerikaner des letzten Jahrhunderts, die hohen Tiere gezwungen hatte, zuzuhören. Joe McCarthy hatte ihnen in den fünfziger Jahren des zwanzigsten Jahrhunderts Bescheid gestoßen, und jetzt würden Surley Febbs und fünf andere typische Bürgertypen, ausgerüstet mit unwiderlegbaren Ausweisen, die ihren ungeheuren Status als Vertreter von zwei Milliarden Menschen bestätigten, es ihm nachmachen.
    Als der nervöse junge Mann ausstieg, schritt Febbs stramm auf ihn zu.
    »Ich bin Surley Febbs«, sagte er grimmig. »Und diese Dame hier ist Martha Raines. Wir sind neu eingezogene Beisitzer. Sie auch, Sir?«
    »J-ja«, sagte der junge Mann und schluckte. »Und ich habe es an Tor E und dann ...«
    »Lassen Sie nur«, sagte Febbs und spürte grenzenloses Selbstvertrauen. Er hatte einen automatischen TV-Befrager entdeckt, der sich näherte.
    Febbs ging ihm zornbebend entgegen, während ihm die anderen neuen Beisitzer gehorsam folgten. Sie schienen froh darüber zu sein, sich ihm anschließen und ihn reden lassen zu können.
    Sie hatten ihren Führer gefunden.
    Und Febbs fühlte sich verwandelt. Er war kein Mensch mehr. Er war eine Geistige Kraft.
    Das war höchst angenehm.

    19

    Lars konnte sehr wenig erkennen, als er Lilo Toptschew gegenübersaß und sie durchdringend

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