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Das Labyrinth der Ratten

Das Labyrinth der Ratten

Titel: Das Labyrinth der Ratten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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nicht überrascht, Mr. Lars, wenn ich diese Satelliten da hinaufbefördert hätte? Durch eine parapsychologische Begabung, von der noch niemand etwas weiß?« Sie lächelte zufrieden. Der Gedanke schien ihr zu behagen, auch wenn es eine Phantasievorstellung war. »Erschrecke ich Sie, wenn ich das sage?«
    »Nein.«
    »Ich wette, ich könnte andere erschrecken, wenn ich das sage. Du lieber Himmel, wenn ich nur Zugang zu den InfoMedien hätte, wie Sie. Vielleicht könnten Sie es für mich sagen; Sie könnten mich zitieren.«
    »Fangen wir an«, sagte Lars.
    »Wenn Sie im Einklang mit mir arbeiten«, erklärte Lilo Toptschew leise, »verspreche ich, daß Ihnen etwas zustoßen wird. Machen Sie nicht weiter. Bitte.«
    »Sofort«, sagte er. »Im Beisein von Doktor Todt.«
    »Dr. Tod.«
    »Bitte?« sagte er verblüfft.
    »Und den sehe ich«, sagte Lilo monoton. »Ich sehe den Tod, wenn wir weitermachen.«
    Dr. Todt hielt Lars einen Becher Wasser hin.
    »Für Ihre Medikamente.«
    Rituell, wie vor jedem Trance-Zustand, schluckte Lars ein Eskalatium und ein Zitizin. Schluckte, statt zu spritzen. Die Methode war verändert, aber er hoffte, daß das Ergebnis gleichbleiben würde.
    Dr. Todt sah ihn mit verengten Augen an und sagte: »Wenn Formophan, ohne das sie nicht auskommt, für Sie giftig ist und die Wirkung hat, Ihr sympathisches Nervensystem lahmzulegen, könnten Sie sich folgendes fragen: ›Wie unterscheidet sich die Struktur meiner parapsychologischen Begabung von der ihren?‹ Denn es spricht sehr viel dafür, daß ein Unterschied besteht. Ein ganz radikaler sogar.«
    »Sie glauben nicht, daß sie und ich zusammenwirken können?«
    »Vermutlich nicht«, antwortete Dr. Todt leise.
    »Wir werden es ja bald wissen«, meinte Lars.
    Lilo Toptschew löste sich von der Wand, ging auf ihn zu und sagte: »Ja, das werden wir.« Ihre Augen funkelten.

    18

    Als Surley Febbs die Festung Washington erreichte, stellte er zu seiner Überraschung fest, daß er trotz seiner bis auf den letzten Buchstaben perfekten Ausweisunterlagen nicht hineinkonnte.
    Wegen der feindlichen fremden Satelliten am Himmel waren neue Sicherheitsmaßnahmen, Formalitäten und Verfahren in Kraft getreten. Diejenigen, die sich schon im Inneren befanden, blieben dort. Surley G. Febbs dagegen befand sich außerhalb.
    Und da blieb er.
    Verdüstert in einem Park der Innenstadt sitzend, den Blick kummervoll auf eine Gruppe spielender Kinder gerichtet, fragte Febbs sich: Bin ich dazu hergekommen? Ich meine, das ist ja Betrug. Sie teilen dir mit, daß du Beisitzer geworden bist, und wenn du auftauchst, beachten sie dich nicht.
    Das entzog sich jeder Fassungskraft.
    Und diese Satelliten sind nur eine Ausrede, erkannte er. Diese Halunken wollen nur ihr Machtmonopol bewahren. Jeder mit einem halben Auge, der sich in diesen Dingen auskennt, der den Menschen und die Gesellschaft so lange studiert hat wie ich, erkennt das auf einen Blick.
    Was ich brauche, ist ein Rechtsanwalt, entschied er. Ein Spitzenjurist, den ich beauftragen könnte, wenn ich wollte.
    Nur hatte er im Augenblick keine Lust, das Geld dafür auszugeben.
    Also zur Presse? Aber die Zeitungen waren voller schreiender Sensations-Schlagzeilen über die Satelliten. Kein Massenmensch kümmerte sich um etwas anderes, wie beispielsweise um menschliche Werte und den Umgang mit bestimmten Einzelbürgern. Wie üblich war der ahnungslose Durchschnittsmensch vom Müll des Tages vollkommen gefesselt. Nicht so Surley G. Febbs. Aber das verschaffte ihm noch immer keinen Zugang zum Kreml unter der Festung Washington.
    Eine uralte, wankende Erscheinung näherte sich in den geflickten, angestückelten und ausgewaschenen Überresten einer Art Militäruniform. Sie kam langsam auf die Bank zu, auf der Febbs saß; sie zögerte und ließ sich dann mit knarrenden Gelenken nieder.
    »Tag«, sagte der alte Mann mit einem rostigen Quietschen. Er seufzte, hustete, rieb sich die feuchten, fleckigen Lippen mit dem Handrücken.
    »Mmmmmm«, knurrte Febbs. Er hatte keine Lust, sich zu unterhalten, schon gar nicht mit dieser abgerissenen Vogelscheuche. Gehört in ein Veteranenheim, sagte er zu sich selbst, wo er die anderen belästigen kann – die verbrauchten alten Leute, die schon längst hätten sterben sollen.
    »Sehen Sie sich die Kinder an.« Der alte Kriegsteilnehmer zeigte auf die spielenden Kinder, und Febbs sah unwillkürlich hin. »Die spielen immer noch dasselbe, was wir früher auch gespielt haben. Das beste Spiel, das je

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