Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Labyrinth der Ratten

Das Labyrinth der Ratten

Titel: Das Labyrinth der Ratten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
Vom Netzwerk:
Schlamassel!
    Major Geschenko half ihm auf. Alle Anwesenden versuchten zu helfen und behinderten einander wie im Stummfilm, auf eine Art, die Lars bei anderer Gelegenheit als komisch empfunden hätte. Der Major führte ihn beiseite, wo sie sich unterhalten konnten.
    »Sie verstehen, warum wir so schnell zur Stelle gewesen sind«, sagte Geschenko.
    »Sie hat mich auf die Video- und Abhöranlage hingewiesen.«
    »Und Sie sehen ein, warum man sie eingebaut hat.«
    »Es ist mir gleichgültig, warum man sie eingebaut hat.«
    »Sie wird mitarbeiten«, versicherte ihm Major Geschenko. »Wir kennen sie. Zumindest haben wir unser Bestes getan, um soviel zu erfahren, daß wir Voraussagen wagen können.«
    »Aber das hatten Sie nicht vorausgesehen.«
    »Was wir nicht voraussahen, war, daß ein Präparat, das für ihren Gehirnmetabolismus unschädlich ist, sich bei Ihnen als giftig erweisen würde«, antwortete Geschenko. »Und wir rätseln, woher sie das gewußt hat, es sei denn, sie versuchte es einfach aufs Geratewohl.«
    »Vielleicht«, sagte Lars. »Ist sie im klinischen Sinne krank?«
    »Sie meinen psychologisch? Nein. Sie ist rücksichtslos; sie ist voller Haß; sie mag uns nicht und will nicht mitarbeiten. Aber krank ist sie nicht.«
    »Versuchen Sie es einmal damit, sie laufen zu lassen«, sagte Lars.
    »Laufen lassen? Wohin?«
    »Irgendwohin. Lassen Sie sie frei. Gehen Sie weg. Lassen Sie sie allein. Sie begreifen nicht, wie?« Es war unverkennbar; er vergeudete seine Zeit. Aber er versuchte es noch einmal. Der Mann, mit dem er sprach, war kein Dummkopf, kein Fanatiker. Geschenko befand sich nur fest im Griff seiner Umwelt. »Wissen Sie, was eine Fugue ist?« fragte Lars.
    »Ja. Flucht.«
    »Lassen Sie sie laufen, bis sie genug gerannt ist, um ...« Er zögerte.
    Mit der Weisheit eines Alters, das nicht auf sein eigenes beschränkt war, nicht begrenzt auf das Hier und Jetzt dieser sowjetischen Welt, sagte Geschenko spöttisch: »Um was, Mr. Lars?« Er wartete auf eine Antwort.
    »Ich möchte mich mit ihr zusammensetzen und so schnell wie möglich mit der Arbeit beginnen, die sie und ich zu leisten haben«, erklärte Lars beharrlich. »Trotz dieses Vorfalls. Man darf nicht zulassen, daß er uns aufhält, weil das die Tendenzen in ihr ermutigen würde, die Zusammenarbeit, die wir anstreben müssen, zu verweigern. Schicken Sie alle anderen weg und lassen Sie meinen Arzt zu mir.«
    »Ich möchte gleich eine Multiphasen-Untersuchung machen«, sagte Dr. Todt zu Lars.
    Lars legte ihm die Hand auf die Schulter und erwiderte: »Sie und ich müssen arbeiten. Die Tests machen wir ein andermal. Wenn ich wieder in New York bin.«
    »›De gustibus non disputandum est‹«, sagte der hochgewachsene, hagere Arzt fatalistisch. »Ich halte Sie für wahnsinnig. Die Formel für das Gift wird uns vorenthalten, so daß wir es nicht analysieren können. Der Himmel allein weiß, was es mit Ihnen angestellt hat.«
    »Es hat mich nicht umgebracht, und damit müssen wir uns begnügen. Sie halten während unserer Trance-Zustände ohnehin die Augen offen. Und wenn Sie Meßgeräte haben, die Sie bei mir anschließen wollen ...«
    »O ja. Ich lasse ständig EEG und EKG mitlaufen. Aber nur bei Ihnen, nicht bei ihr. Die Verantwortung für sie kann die andere Seite übernehmen; sie ist nicht meine Patientin.« Dr. Todts Stimme klang gehässig. »Wissen Sie, was ich glaube?«
    »Sie glauben, ich sollte heimfliegen.«
    »Das FBI kann Sie herausholen aus ...«
    »Haben Sie die Eskalatium und Zitizin-Kapseln?«
    »Ja, und dem Himmel sei Dank, daß Sie nicht spritzen. Das ist die erste vernünftige Entscheidung, die Sie getroffen haben.« Todt gab ihm zwei kleine gewölbte Umschläge.
    »Ich wage nicht zu injizieren. Sie könnten die Wirkung des Gifts steigern, das sie mir gegeben hat.« Er hielt sich für gewarnt. Es würde eine Weile dauern, bevor er selbst bei den Drogen, mit denen er vertraut war, Risiken einging. Oder bei denen er sich einbildete, er sei vertraut damit. Er ging hinüber zu Lilo Toptschew und trat ihr gegenüber; sie erwiderte gefaßt seinen Blick.
    »Nun ja«, sagte er zur beschwichtigenden Einleitung. »Sie hätten mir ja wohl auch vier Tabletten geben können, statt der zwei. Es könnte schlimmer sein.«
    »Ach, Mist«, entgegnete sie dumpf. »Ich geb's auf. Diese idiotische Fusion unserer beiden Gehirne ist nicht zu umgehen, wie? Ich muß aufhören, ein Individuum zu sein, das wenige, das sie mir noch gelassen haben. Wären Sie

Weitere Kostenlose Bücher