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Das Labyrinth der Zeit

Das Labyrinth der Zeit

Titel: Das Labyrinth der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Patrick
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hohes, metallisches Heulen, das von oben durch den Treppenschacht herunterdrang. Es verstummte nach einigen Sekunden und setzte dann wieder ein, und in diesem Rhythmus ging es weiter.
    «Sie bohren die Türscharniere an», sagte Dyer. «Vermutlich, um darin Hohlladungen unterzubringen.»
    Travis drehte sich um und musterte ihre nähere Umgebung. Auf der einen Seite die Beobachtungskanzel, auf der anderen Seite der Felstunnel. Nirgendwo Werkzeuge oder irgendwelche technischen Geräte, mit denen sie eine Falle hätten stellen können.
    «Ich habe keine Ahnung, was wir tun sollen», sagte Dyer. «Nicht die leiseste Ahnung.»
    Wieder sprach diese Panik aus seinen Augen, wie schon oben in dem Tunnel. Travis registrierte es zwar, ließ die Sache aber zunächst auf sich beruhen. Er drehte sich wieder zu dem Gehäuse aus Plexiglas um und trat mit einem beherzten Schritt hinein, wo ihn auf dem durchsichtigen Fußboden kurz heftiges Schwindelgefühl erfasste. Er blickte auf den Höhlenboden hinab und betrachtete die Insekten genauer. Von hier aus waren wesentlich mehr der hornissenartigen Biester zu erkennen, die träge mit den Flügeln schlugen und vordere Gliedmaßen über Köpfe mit gruseligen Facettenaugen zogen. Täuschte er sich, oder regten sich da unten jetzt viel mehr dieser Geschöpfe als noch eben? Auf einen Blick konnte er Dutzende sehen, und dies nur an den Stellen, wo das Licht stark genug war. Wie viele mehr mochten sich jetzt in den dunkleren Regionen zu regen beginnen?
    Diese plötzlich einsetzende Aktivität, anders konnte Travis es sich nicht erklären, hing wohl damit zusammen, dass er und die anderen seit kurzem hier waren. Als hätten ihre wie schwach auch immer durch das Plexiglas dringenden Stimmen die Biester aus einer Art lethargischem Dämmerzustand gerissen.
    Travis musterte die Kratzspuren, die sich kreuz und quer über die Scheibe vor ihm zogen, hob dann ohne Vorwarnung die Faust und fing an, damit gegen das Plexiglas zu hämmern.
    Er hörte, wie die anderen hinter ihm erschraken.
    «Was tust du denn da?», schrie Bethany.
    Bei dem plötzlichen Krach wurden die Hornissen draußen in der Kammer umgehend hellhörig. Sie legten zwar nicht die Köpfe schräg – weil ihre Ohren sich vermutlich woanders befanden –, stellten aber unvermittelt jede Bewegung ein, hielten die Flügel still und erstarrten geradezu. Wachsam und angespannt, so wirkte ihre Haltung auf Travis.
    Als würden sie aufmerksam lauschen.
    Er wummerte weiter gegen die Scheibe. Eine Sekunde verstrich. Dann noch eine.
    Bei drei schwirrte das erste Insekt empor, eines, das Travis bislang noch nicht einmal gesehen hatte – es tauchte von links her auf, irgendwo aus dem dortigen dunklen Rot. Travis hatte kaum den Kopf gewandt, als auch schon Dutzende weitere sich in der Luft befanden. Dann immer mehr, bis es weit über hundert waren. Wo sie sich direkt vor der Pforte in die Lüfte erhoben, strahlte das grelle Licht mitten durch ihre Leiber hindurch, als wären es nur Hohlkörper aus dünnem Papier. Leicht genug, um fliegen zu können – selbst hier auf der Erde.
    Alle kamen in dieselbe Richtung geflogen, direkt auf die Kabine zu. Sie vereinten sich zu einem geschlossenen Schwarm, als würden sie von einem einzigen Bewusstsein gesteuert. Travis ließ endlich die Faust sinken und trat zurück, und gleich darauf schlug das erste Insekt gegen die Scheibe. Ihr Flugstil erinnerte eher an Motten als an Hornissen: Sie kamen in weitem Schwung herangeflattert und schrammten gut hörbar an dem Plexiglas entlang. Binnen kürzester Zeit attackierten so viele von ihnen die Scheiben, dass man kaum noch hindurchsehen konnte.
    «Hast du das aus einem bestimmten Grund getan?», flüsterte Bethany.
    «Ja», sagte Travis, ohne sich umzusehen.
    Er schüttelte das Magazin aus seiner MP5, hielt es sich dicht vor die Augen und begutachtete die Metallkanten am oberen Rand, wo es in die Waffe einrastete. Schließlich fand er eine Patrone, die für seine Zwecke geeignet war.
    Dann trat er wieder in die Kabine, schob die Patronenkante in eine der Schrauben, mit denen die Scheiben an dem Metallgerüst befestigt waren, und fing an, sie aufzudrehen.

33
    Es würde wohl kaum funktionieren, da gab er sich keinen Illusionen hin. Doch eine andere Möglichkeit hatten sie nicht. Falls es fehlschlug, würden sie sterben – aber wenn sie nichts taten, drohte ihnen dieses Ende erst recht. Dann schon lieber diesen verzweifelten Versuch wagen.
    Die Grundidee war denkbar

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