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Das Labyrinth der Zeit

Das Labyrinth der Zeit

Titel: Das Labyrinth der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Patrick
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aufgenommen?», fragte Paige.
    Dyer rieb sich über die Augen und ließ den Kopf an die Wand hinter sich sinken. «Als hätte er versehentlich mit Pest infizierte Ratten aus einem Labor freigesetzt.» Er stieß langsam die Luft aus. «Peter war mit ihrem Ziel voll und ganz einverstanden, und auch damit, seine Arbeit an Skalar umgehend einzustellen. Womit es aber zu dem Zeitpunkt längst nicht mehr getan war. Die Lage war weitaus schlimmer, als Garner und die anderen vermutet hatten. Damals hatten sie Tangent bereits seit einigen Jahren observiert, zumal seit Beginn der Skalar-Aktivitäten. Sie fühlten sich sicher, wären nie darauf gekommen, dass Peter von ihnen wusste – aber er wusste von ihnen. Und er hatte all ihre Schachzüge gekontert, hatte im Gegenzug sie observiert. Dank der Portaltechnologie, die er einsetzen konnte, verfügte er ja über gewaltige Vorteile, von denen kein Mensch außerhalb von Border Town etwas ahnte. Außerdem hatte er sich an Leute im FBI-Apparat gewandt, zu denen er Kontakte unterhielt, um die neun gründlich durchleuchten zu lassen, Einblick in ihre Finanzverhältnisse zu bekommen und so weiter.»
    «Oh, verflucht.» Beim Stichwort FBI erahnte Travis schon jetzt die Dimension des Problems.
    Dyer nickte. «Diese Schritte hat Peter unternommen, als er noch nicht wusste, mit wem er es genau zu tun hatte. Als Garner und die anderen sich mit ihm trafen, war das Kind längst in den Brunnen gefallen. Zu dem Zeitpunkt gab es bereits eine Handvoll Leute im Regierungsapparat in Washington, die die Namen der neun Beteiligten kannten und wussten, dass Skalar ihr besonderes Interesse erregt hatte – worüber ebenfalls einige Eingeweihte informiert waren. Sie erkennen jetzt die Gefahr, oder? Die Sache hatte eine Eigendynamik entwickelt und war nicht mehr aus der Welt zu schaffen, auch nicht durch einen sofortigen Abbruch der Ermittlung und der Vorarbeiten für weitere Pforten. Weil es ja immer diese paar Leute in Washington geben würde, sowie all jene, mit denen sie ihr Wissen geteilt hatten, die die Puzzlesteine zusammenfügen könnten. Und was für Puzzlesteine: Gerüchte über eine Botschaft Außerirdischer, deren Anweisungen 1978 hier bei uns auf der Erde ausgeführt worden waren. Neun wohlhabende und einflussreiche Personen, die irgendwie tief in die Angelegenheit verstrickt waren und ihren gesellschaftlichen Aufstieg alle kurz nach Eintreffen der Botschaft begonnen hatten. Es würde immer das Risiko bestehen, dass irgendwer eins und eins zusammenzählte und danach aus Angst in Aktion trat. Dass gegen Garner und die anderen großangelegte, radikale Maßnahmen ergriffen würden, vielleicht sogar gegen Tangent selbst. All das konnte vor 2016 passieren, dem Jahr, auf das sie alle mit vereinten Kräften hinarbeiteten.»
    Dyer deutete mit der Hand nach oben, in Richtung der Kammer hundertachtzig Meter über ihnen. «Also kamen beide Seiten überein, die Lage gemeinsam zu besprechen: Peter und seine Skalar-Mitstreiter, und Garner sowie die anderen, die die Botschaft erhalten hatten. Mitte Dezember 1987 trafen sie hier zusammen. Hier, weil über diesen Ort dank strikter Geheimhaltung noch nichts nach Washington durchgesickert war. Nur die beteiligten Ingenieure und Arbeiter wussten von der Anlage, und sie alle hatten sich, unter Androhung der Todesstrafe, zu allerstrengstem Stillschweigen verpflichten müssen. Obendrein empfanden sie inzwischen einen solchen Horror vor diesem Ort, dass sie wohl kaum je etwas darüber ausgeplaudert hätten. Der ideale Schauplatz für ein Treffen also. Peter und die anderen hatten einen Bericht im Gepäck. Einen Aktionsplan.»
    «Den Spickzettel», sagte Paige.
    Dyer sah sie verwirrt an.
    «So nannten andere bei Tangent, die nicht an Skalar beteiligt waren, den Bericht», erklärte sie.
    «Ein Plan auf einem einzigen Blatt Papier», sagte Travis. «Mein Gott, jetzt ist mir klar, warum. Ein einziger Satz hätte es vermutlich auch getan: Alles sofort abbrechen und von nun an Daumen drücken, dass nichts passiert. »
    «Ja, so ungefähr», bestätigte Dyer. «Mehr blieb ihnen kaum übrig. Wie beim U-Boot-Krieg: auf Tauchstation gehen und sich mucksmäuschenstill verhalten. Stoßgebete sprechen, dass die Verfolger einen irgendwann schlicht aus den Augen verlieren.»
    In dem sich anschließenden Schweigen lauschten sie alle auf das beharrliche, unnachgiebige Brummen und Dröhnen, das zu ihnen herunterdrang.
    «Was ja offenbar ein frommer Wunsch geblieben ist», sagte

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