Das Labyrinth der Zeit
denen Peter sich zusammengetan hatte. Die Theorie, dass Peter ihnen womöglich Portaltechnologie überlassen hatte.
Vielleicht sogar Dinge, die er in Border Town gar nicht schriftlich dokumentiert hatte.
Travis richtete erneut den Blick nach oben. Das obere Schachtende war inzwischen riesengroß, zum Greifen nah. Noch drei Treppenaufgänge. Noch zwei. Noch einen.
Er schnellte mit einem Satz von der letzten Stufe in die Kammer hinauf. Stürmte quer durch den Raum, an der Wand mit den Monitoren vorbei, bis zu dem roten Blechspind, der in halber Höhe an der Wand daneben angebracht war. Dort bremste er ab, klappte den Riegel hoch und riss die Tür auf.
Der Spind war leer. Besser gesagt, er wirkte leer.
Er griff hinein, tastete über den Boden und stellte fest, dass er richtig vermutet hatte.
Es gab Entitäten, die sehr selten waren; die in all den Jahren, seit es die Pforte gab, nur zwei- oder dreimal zum Vorschein gekommen waren. Und dann gab es sogar welche, von denen nur ein einziges Exemplar herausgekommen war. Travis hatte immer geglaubt – zusammen mit allen übrigen derzeitigen Tangent-Angehörigen, da war er sich sicher –, dass der Unsichtbarkeitsanzug ein solches Einzelstück war.
Das federleichte Gewebe, das er jetzt in seiner Faust spürte, dort, wo nur Luft zu sehen war, belehrte ihn eines Besseren.
Er zog den Anzug, der aus zwei Hälften bestand, einem Oberteil und einer Hose, aus dem Spind. Was ein wenig so war, als würde er in schwärzester Finsternis Kleidungsstücke aus einem Korb herausfischen.
Sobald er sich sicher war, beide Teile erwischt zu haben, klemmte er sie sich unter den Arm und wandte sich zu dem Schachtzugang mit der Treppe um. Wobei ihm erst jetzt wieder die Bildschirme an der Wand ins Auge fielen. Vier der Monitore leuchteten monochrom blau, statt Aufnahmen zu zeigen – es waren diejenigen, die mit den Kameras vor den beiden Stahltüren verbunden waren; offenbar waren die Kameras bei den ersten Sprengversuchen zerstört worden. Auf anderen Bildschirmen fielen ihm Bewegungen auf. Männer waren gerade dabei, gelbe Zweihundert-Liter-Tonnen in den nördlichen Minenzugang, durch den Dyer hineingelangt war, zu schleppen. Travis trat näher und sah, dass die Tonnen oben mit kastenförmigen Aufsätzen bestückt waren, versehen mit dicken roten und schwarzen Spiralkabeln. Hastig ließ er den Blick über die Bildschirmreihen huschen, um eine Ansicht von seinem Zugang zu finden – zu der massiven Stahltür, die sich nur drei Meter neben ihm befand.
Dann entdeckte er ihn, den eckigen Tunnel aus Beton, der inmitten der Bäume aus dem Berghang herausragte.
Hier schleppte niemand irgendetwas hinein.
Hier war weit und breit niemand zu sehen.
Gleich darauf fand er einen Bildschirm, auf dem der Humvee zu sehen war, mit dem sie zu dritt in den Wald hinaufgebrettert waren. Er stand noch genau dort, wo sie ihn zurückgelassen hatten, quer zum Hang, direkt neben einem Baumstamm. In demselben Bildausschnitt waren noch andere Humvees zu sehen, ähnlich chaotisch abgestellt.
Und unterhalb dieser Fahrzeuge, hangabwärts, kauerten Männer.
Die sich alle die Ohren zuhielten.
37
Ohne einen Moment zu zögern spurtete er los. Er hatte bei jedem seiner weit ausholenden Schritte das Gefühl, es würde sein letzter sein.
Er war am Rand der Treppe angelangt und sprang blindlings in die Tiefe, ohne einen Gedanken daran zu verschwenden, auf welcher Stufe sein Fuß landen würde – auch für Überlegungen dieser Art schien keine Zeit mehr zu sein.
Es war die vierte Stufe oberhalb des Treppenabsatzes, auf der sein Fuß gleich darauf aufsetzte. Sein Spann hing halb über der Vorderkante, und nur sein Vorwärtsschwung sorgte dafür, dass er den Fuß dabei nicht mit seinem vollen Gewicht belastete und sich den Knöchel brach. Schon viel gezielter riss er den anderen Fuß vor und landete mit voller Wucht auf dem Treppenabsatz vier Stufen weiter unten. Um nicht mit dem Gesicht gegen die Wand zu schlagen, riss er den Unterarm hoch.
Der Arm fing den ersten Aufprall ab, aber nicht zur Gänze. Gleich darauf knallte er mit dem restlichen Körper so heftig gegen die Wand, dass ihm kurz der Atem aus der Lunge gepresst wurde. Hastig sog er wieder Luft ein, um den anderen zuzuschreien, sich die Ohren zuzuhalten, dann schnellte er zur nächsten Treppe herum und sprang abermals. Er sauste gerade durch die Luft, auf den nächsten Treppenabsatz zu, beide Hände links und rechts über die Ohren gelegt, als es
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