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Das Labyrinth der Zeit

Das Labyrinth der Zeit

Titel: Das Labyrinth der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Patrick
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spüren, während er die Treppe emporstieg. Oben an seinem Gesicht straffte sich das Gewebe um seine Kieferpartie herum, während es sich an seiner Nase spürbar lockerte. Es schmiegte sich eng an seine Schuhe und Knöchel und passte sich formgenau seinen Händen an. Wobei es sich, überlegte er, wohl auch einer Hand mit sieben statt fünf Fingern problemlos angepasst hätte. Vielleicht auch einem Körper mit vier statt zwei Armen, oder einem ganz anderen biologischen Gebilde.
    Er trat von der obersten Treppenstufe hinauf in die Kammer. Zu seinen Füßen lag die grüne Tür, ganz von Staub eingenebelt. Der Türrahmen in der Wand gegenüber war bei der Explosion stark eingedellt und halb aus dem Gestein gesprengt worden. Der klobige Riegel lag seitlich davon am Boden, in der Mitte abgeknickt wie ein herausgestemmter Dachpappennagel.
    Travis wandte sich von der Öffnung ab und rannte in die hintere rechte Ecke des Raums. Zur Küche.
    In der dritten Schublade, die er dort aufriss, fand er, was er suchte: ein stabiles Küchenmesser wie aus einem Horrorfilm mit einer blinkenden, fünfundzwanzig Zentimeter langen Klinge. Er nahm es an sich und spurtete los zu dem aufgesprengten Durchgang.

    Lautlos huschte er die Treppe draußen im Zugangsbereich hinauf. Ab dem dritten Treppenaufgang hatte er den Staub hinter sich gelassen, verschaffte sich mit der freien Hand vor den Augen klare Sicht und sah, dass an dem Anzug nichts haften geblieben war. Er bog um den nächsten Absatz herum und ging den letzten Treppenaufgang an. Der horizontale Tunnel darüber war von indirektem Tageslicht erfüllt; er führte unmittelbar auf den bewaldeten Abhang hinaus.
    Er hörte die Stimmen von Männern, die sich draußen vor dem Zugang unterhielten. Dann das dumpfe Geräusch von Stiefeln, die auf Beton traten. Einmal, dann noch einmal, dann noch einmal, in rascher Folge. Mehr als eine Person kam dort gerade herein. Drei, schätzte Travis.
    Er hob den Saum des langen Anzugoberteils vor sich in die Höhe und verbarg vorsichtig das Messer in dem Raum dahinter. Das war einer der größten Vorzüge des Anzugs: Man konnte dahinter auch Gegenstände verbergen, die man in der Hand hielt. Eine Pistole mit Schalldämpfer wäre jetzt ein Geschenk des Himmels gewesen. Die brutale Effizienz dieser Kombination hatte Travis bereits selbst miterleben müssen; bei der Gelegenheit hätte er um ein Haar einen Kopfschuss davongetragen.
    Er stieg lautlos die Treppe hinauf. Sobald er sich in Höhe des Fußbodens befand, sah er die Männer in dem Tunnel.
    Es waren drei, ganz wie vermutet.
    Sie standen auf halbem Weg zwischen dem Zugang und der Treppe und horchten mit schräggelegtem Kopf, offenbar um zu hören, ob sich unten in der Mine irgendetwas regte.
    Travis trat auf die Betonfläche, das Messer weiter sorgsam verbergend. Die drei Männer blockierten nahezu den gesamten Tunnel, nur links war eben noch genug Platz, um an ihnen vorbeizuhuschen. Travis schlich näher und glitt dann mit der Schulter voran lautlos an ihnen vorbei.
    Er spähte aus der Tunnelöffnung ins Freie, wo aber in der unmittelbaren Umgebung niemand zu sehen war. Die Humvees standen etwa vierzig Meter weiter unten am Hang, und dort erst konnte Travis weitere Männer entdecken, zwischen den Fahrzeugen stehend oder hockend.
    Er drehte sich wieder zu den drei anderen um, die noch immer dastanden und lauschten, wobei sie in etwa ein Dreieck bildeten. Zwei standen vorne, der dritte mittig ein Stück hinter ihnen, und alle drei starrten nach vorn, hinein ins Dunkel des Schachtes. Travis stellte sich direkt hinter den einzelnen Mann, der das Schlusslicht bildete, brachte leise das Messer aus dem Anzug zum Vorschein und hob es langsam, bis es sich etwa zwanzig Zentimeter rechts hinter dem Hals des Mannes befand – wo er es auf keinen Fall noch aus dem Augenwinkel wahrnehmen konnte.
    Travis hielt es waagerecht, dergestalt, dass die scharfe Seite der Klinge ihm zugewandt war.
    Mit der anderen Hand hob er abermals das Gewebe des Anzugoberteils vor sich in die Höhe, bereit, das Messer notfalls blitzschnell dahinter verschwinden zu lassen.
    «Ich höre nichts», sagte einer der beiden vorderen Männer.
    Travis führte das Messer von hinten unter das Kinn des Mannes und riss es dann mit aller Kraft zurück. Die scharfe Klinge durchtrennte die Haut, das Knorpelgewebe sowie die zähen Muskelstränge so mühelos, als würde sie durch gehacktes Rindfleisch gleiten. Der Körper des Mannes zuckte heftig, seine

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