Das Labyrinth der Zeit

Titel: Das Labyrinth der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Patrick

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ist an einem nicht näher benannten Ort in Wyoming gelandet, vor etwas über einer Stunde.»
    «Border Town», warf Paige ein.
    «Holt will sich wohl sein neues Eigentum mal ansehen», sagte Travis.
    Dyer scrollte in dem Text auf seinem Bildschirm nach unten. «Die zweite Flugroute verläuft fast direkt in unsere Richtung. Sie heben in einer halben Stunde in Border Town ab und landen in zweieinhalb Stunden am Flughafen in Oakland.»
    «Er besucht die Konfliktgebiete», stellte Bethany fest. «Hat wahrscheinlich Leute dabei, denen er vertraut, die sich die Schauplätze ansehen und eine Lagebeurteilung erstellen sollen.»
    Travis lächelte, zum ersten Mal seit einiger Zeit. «Da werden sie heute alle Hände voll zu tun haben.»

    Eine halbe Minute darauf erspähten sie einen Supermarkt mit einem großen Parkplatz, etwa fünfhundert Meter neben dem Highway. Jenseits davon erstreckten sich Vororte und einige Blocks niedriger Gewerbegebäude – die westlichen Ausläufer einer Stadt offenbar, die weiter östlich im Binnenland gelegen war.
    Dyer nahm die nächste Ausfahrt, steuerte den Supermarkt an und machte schließlich am Rand des Parkplatzes halt, der etwa zur Hälfte gefüllt war. Sie hatten die Auswahl zwischen ungefähr zweihundert Fahrzeugen.
    Travis streifte sich wieder das Anzugoberteil über. Öffnete dann das große Handschuhfach vor sich, in dem er drei verschiedene Schraubenschlüssel und ein halbes Dutzend Schraubenzieher vorfand, ganz normale ebenso wie Kreuzschraubenzieher. Er schnappte sich den größten für normale Schlitzschrauben.
    «Wir warten hier, bis du einen Wagen kurzgeschlossen hast», sagte Paige.
    Er nickte und stieg aus, hinaus in den kräftigen Wind, der von der Küste her wehte, und schloss die Wagentür hinter sich. Erst später sollte ihm klar werden, dass Paige sein unsichtbares Nicken nicht hatte sehen können – dass er, ihrer Wahrnehmung nach, einfach ausgestiegen war, ohne auf ihre Worte irgendwie einzugehen.
    Er musterte kurz die Fahrzeuge, die ihnen am nächsten abgestellt waren, und entschied sich für das älteste Modell, das er entdecken konnte: einen Ford Taurus, Baujahr etwa 1995, vierzig Meter rechts von ihm, vermutlich alt genug, um eine Zündung ohne spezielle Sicherheitsvorrichtungen zu haben. Er spurtete los.
    Ein Stück seitlich des Parkplatzes hörte er das Heulen einer Loksirene, kurz darauf gefolgt von Rumpeln und Rattern. Er warf einen Blick über die Schulter und sah einen kleinen Güterzug mit gerade einmal sechs Waggons, der sich von Süden näherte.
    Er kam bei dem Taurus an, packte den Schraubenzieher am oberen Ende, um den Griff als Hammer zu benutzen, und zertrümmerte mit einem kräftigen Schlag das Fenster auf der Fahrerseite. Dann öffnete er die Tür, fegte den größten Teil der krümeligen Scherben vom Sitz und stieg ein. Fünf Sekunden später hatte er das Zündschloss geknackt und die Startkabel freigelegt. Er wollte die gestreiften Enden gerade zusammenführen, als etwas ihn veranlasste innezuhalten. Ein Geräusch ganz am Rande seiner Wahrnehmung. Es hing mit dem Zug zusammen, überlegte er. Aber das Rattern der Räder auf den Gleisen hörte sich auf einmal irgendwie verkehrt an, obwohl er nicht hätte sagen können, inwiefern – oder wieso er dem solche Bedeutung beimaß. Warum lief ihm dabei spontan eine Gänsehaut über die Arme? Er horchte noch eine Sekunde lang und tat es dann als unwichtig ab. Was auch immer ihn aufgeschreckt haben mochte, hier untätig herumzusitzen, würde wohl wenig helfen.
    Er schloss die Startkabel kurz, hörte, wie die Zündung ansprang, und gleich darauf röhrte der Motor auf.
    Er öffnete die Tür und stieg wieder aus. Der Zug war bereits vorbeigerauscht und entfernte sich in Richtung Norden, zusammen mit seinem Rattern. Travis lauschte dem schwächer werdenden Geräusch kurz nach und bekam gleich darauf schon wieder eine Gänsehaut.
    Diesmal wusste er, warum.
    Er konnte das Geräusch deutlich hören, selbst über das Motorgebrumm des Taurus hinweg. Ein Geräusch, das von dem Güterzug nahezu perfekt überlagert worden war.
    Rotoren.
    Er schnellte herum, suchte hektisch den Himmel ab, vermochte aber einige Sekunden lang nicht zu sagen, aus welcher Richtung es genau kam. Das hämmernde Stakkato der Hubschrauberrotoren schien von überall her zu kommen, hallte von der breiten Fassade des Supermarkts und den auf dem Parkplatz abgestellten Fahrzeugen wider.
    Dann sah er ihn. Etwa fünfhundert Meter weiter südlich.