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Das Labyrinth der Zeit

Das Labyrinth der Zeit

Titel: Das Labyrinth der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Patrick
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waren, aber ansonsten schien ihr nichts zu fehlen.
    Paige stand in der offenen Tür – und zwar wohl schon länger, wie Travis erst jetzt auffiel.
    «Soll ich es noch mal wiederholen?», fragte er.
    Sie schüttelte den Kopf. «Ich habe alles gehört.»
    Travis geleitete Carrie in den Flur, und sie kehrten zu dritt ins Wohnzimmer zurück.
    Bei dem Lockvogel hatte Paige ganze Arbeit geleistet. Sie hatte der Frau, die am Boden vor ihrem Sessel lag, mit den Ärmeln einer Strickjacke nicht nur die Hände auf dem Rücken gefesselt, sondern auch die Fußknöchel zusammengebunden. Außerdem hatte sie ihr den Ärmel eines Pullovers als Knebel zwischen die Zähne geschoben und rings um ihren Kopf verknotet. Natürlich bestand die Gefahr, dass sie aus ihrer Bewusstlosigkeit erwachte und dabei Lärm schlug – und wenn sie nur gegen ein Möbelstück polterte –, aber das bereitete Travis kein Kopfzerbrechen. Weil das Ganze, so oder so, in den nächsten paar Minuten über die Bühne gegangen sein würde.
    Er fragte sich, wo das Abhörmikro wohl verborgen sein mochte, suchte aber nicht danach. Es hätte sich überall befinden können, unter der Couch, unter der Tischplatte des Beistelltisches.
    Er sprach in normaler Zimmerlautstärke. «Sie wirkt nervös, oder?»
    «Ist wahrscheinlich nur überrumpelt», erwiderte Paige. «Wird ja wohl nicht alle Tage vorkommen, dass Tangent frühmorgens vor ihrer Tür steht.»
    Travis schlich leise in den Flur, öffnete lautlos die WC-Tür und schloss sie ebenso lautlos wieder, nachdem er hineingeschlüpft war. Dann betätigte er die Toilettenspülung, klappte vernehmlich den Klodeckel zu und drehte den Wasserhahn am Waschbecken auf.

    Dominics Anspannung löste sich ein wenig.
    «Hören Sie das?», fragte er. Das Rauschen des Wassers war über die Abhöreinrichtung eben noch zu hören.
    «Ja. Sie musste wohl einfach mal dringend. Mein Gott.»
    Gleich darauf wurde der Wasserhahn zugedreht, und die WC-Tür wurde aufgeklinkt.
    «Entschuldigung», hörte er den Lockvogel sagen. Ihre Stimme klang anders – vermutlich der größeren Entfernung vom Mikro wegen. «Fahren Sie doch fort.»
    Die junge Besucherin war wieder zu vernehmen. «Wie ich eben schon sagte, Garners Tod hängt irgendwie mit Skalar zusammen –»
    Da verstummte sie unvermittelt. Dominic wölbte die Hand um seinen Ohrhörer und horchte aufmerksam, hörte aber rein gar nichts – keinen äußeren Anlass, warum sie auf einmal nicht weiterredete.
    «Was ist da los?», fragte der Truppführer.
    «Psst», zischte Dominic.
    Drei weitere Sekunden lang blieb es still.
    Dann war die ältere Frau zu vernehmen. «Warum sprechen Sie nicht weiter?»
    Dominic krampfte sich der Magen zusammen. Er hatte kein gutes Gefühl bei der Sache.
    Zu Recht.
    Die junge Frau sagte: «Sie sind nicht Carrie Holden.»
    Verdammt.
    Der Truppführer wandte sich angespannt an seine Leute: «Bereithalten. Auf mein Zeichen hin geht’s los.»
    «Verzeihung?», fragte der Lockvogel.
    Weder die junge Frau noch ihr Begleiter antworteten etwas darauf. Stattdessen brach auf einmal Tumult aus. Das Gepolter von Möbeln war zu hören, ein Handgemenge, wie es schien. Aufgeregtes Stimmengewirr. «Nimm sie an den Füßen!», sagte der Mann.
    «Auf drei!», sagte der Truppführer. «Eins, zwei, LOS!»
    Zwei Sekunden später sah Dominic die fünf Männer, die im Lichtschein vor der Hütte auftauchten und in geschlossener Formation auf die Tür zustürmten, ein jeder mit seiner MP von Heckler & Koch im Anschlag. Wie ein Dampfhammer, der unerbittlich auf einen Daumen niedersauste.

    Nachdem Travis durch einen Tritt gegen den Beistelltisch das letzte Poltern verursacht hatte, wandte er sich um und hastete zu der Schussposition, die er sich kurz davor ausgeguckt hatte. Paige und Carrie hatten ihren jeweiligen Posten schon bezogen – Paige hinter der Ecke, die in den Flur führte, Carrie hinter dem eisernen Holzofen, bewaffnet mit ihrer eigenen Pistole, einer Beretta 92FS, die sie rasch geholt hatte.
    An seinem Ziel angelangt, einer Arbeitsinsel in der Küche, ließ Travis sich dahinter auf ein Knie fallen, zog seine SIG und richtete sie auf die Tür.
    Draußen konnte er bereits Schritte hören, die über die Kiesel vor der Hütte knirschten. Nur noch Sekunden entfernt.
    Drei geschützte Schusspositionen, gerichtet auf einen einzigen Durchlass, gegen Angreifer, die in keiner Weise darauf gefasst waren, unter Feuer zu geraten – weil sie damit rechneten, auf gänzlich

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