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Das Labyrinth des Maal Dweb

Das Labyrinth des Maal Dweb

Titel: Das Labyrinth des Maal Dweb Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clark Asthon Smith
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von Baudelaire über den Ennui, lehnte sie sich zurück und zündete sich in dem aus Elfenbein geschnitzten Mundstück eine weitere Zigarette an.
    Er sah sie an und fragte sich, ob je zuvor ein weibliches Wesen hinter lilienweißer Haut und weizenblondem Haar dermaßen viel Widersinnigkeit, Launenhaftigkeit und Unbegreiflichkeit verborgen hatte. Ein Gefühl tiefer Erbitterung stieg in ihm auf – etwas, das monatelang geschwelt hatte, halb im Zaum gehalten von seinen ureigenen Instinkten der Ritterlichkeit und der Sanftmut. Er rief sich einen Aphorismus von Nietzsche ins Gedächtnis: ›Wenn du zum Weibe gehst, vergiss die Peitsche nicht!‹
    Verdammt, der alte Knabe kannte das passende Mittel!, dachte er bei sich. Zu schade, dass ich nicht daran gedacht habe, meine Peitsche mitzubringen. Aber ich habe immer noch meine Hände, und eine kleine Züchtigung kann die Lage auch nicht schlechter machen, als sie es ohnehin schon ist.
    Laut sagte er: »Wie schade, dass nie jemand daran gedacht hat, dir mal ordentlich den Hintern zu versohlen. Alle Frauen sind verwöhnt und verzogen, zumindest mehr oder weniger, du jedoch –« Er unterbrach sich und legte sie übers Knie wie ein ungezogenes Kind, mit einer Bewegung, die so kraftvoll und jäh erfolgte, dass sie weder genügend Zeit fand noch den Impuls verspürte, sich zu wehren oder aufzuschreien.
    »Ich werde dir die Abreibung deines Lebens verpassen«, knurrte er, während seine rechte Hand sich hob und niederfuhr. Die Zigarettenspitze fiel von ihren Lippen auf den türkischen Teppich und begann, ein Loch in das Blumenmuster zu sengen. Ein Dutzend tüchtiger Hiebe, die wie das Ausklopfen eines Türvorlegers klangen, dann ließ er sie los und stand auf. Seine Wut war verraucht, und er verspürte nur noch ein überwältigendes Gefühl der Scham und der Bestürzung. Er konnte sich gar nicht mehr erklären, wie und warum er dies getan hatte.
    »Ich nehme an, du wirst mir niemals vergeben …«, begann er.
    »Oh, du bist traumhaft!«, hauchte sie. »Ich hätte nie vermutet, dass so etwas in dir steckt. Mein Faun! Mein Höhlenmann! Tu es noch einmal!«
    Doppelt vor den Kopf gestoßen, besaß er doch genügend Geistesgegenwart, um sich der Situation zu fügen. Frauen sind wirklich unglaublich, dachte er verblüfft. Aber man muss sie nehmen, wie sie sind, und darf keine Chance vertun.
    Ein grimmiges, unergründliches Schweigen bewahrend, hob er sie zu sich auf und schloss sie in die Arme.

Die Dimension des Zufalls
    Kapitel I: Der Schleier in der Stratosphäre
    »Mach schon mal die Bleischleuder feuerfertig«, kommandierte Markley, der am Steuerknüppel des Raketenflugzeugs saß, über das Audiofon. »Bei dem Tempo kommen wir in wenigen Minuten auf Schussweite heran. Diese Japsen zielen gut, und sie werden uns einen heißen Empfang bereiten.«
    Clement Morris, Geheimagent und alter Studienkamerad von Andrew Markley, der nun bei dieser rasenden, halsbrecherischen Verfolgungsjagd sein Pilot war, überprüfte die Patronenzufuhr des neuen Maschinengewehrs mit der fabelhaften Feuerrate, das er anstelle des eigentlichen Bordschützen bediente. Dann richtete er den Blick wieder auf den hellen, metallisch glitzernden Punkt, dem sie in der dünnen, dunklen, unbewegten Luft der Stratosphäre hinterherjagten, fast 20 Kilometer oberhalb von Nevada, das aus dieser Höhe betrachtet wie ein verschwommener, sich ostwärts erstreckender Klecks wirkte.
    Allmählich schlossen sie zu dem japanischen Flugzeug auf, das den flüchtenden Spion, Isho Sakamoto, in der Nähe von Ogden an Bord genommen hatte. Monatelang hatte sich Morris an die Fersen dieses übermenschlich gerissenen Spions geheftet. Sakamoto stand im Verdacht, die Pläne zahlreicher amerikanischer Verteidigungsanlagen gestohlen sowie bevorstehende Armeebewegungen im Krieg gegen die Chinesisch-Japanische Föderation ausgekundschaftet zu haben, der 1975 ausgebrochen war und nun schon seit einem Jahr tobte.
    Das feindliche Raketenflugzeug war überraschend aus den isothermen Luftschichten herabgestoßen und hatte Sakamoto nur Sekunden, bevor Morris ihn stellen konnte, zur Flucht verholfen. Morris hinwieder hatte umgehend die Dienste seines alten Freundes Markley vom Fliegerkorps, zu dieser Zeit in Odgen stationiert, in Anspruch genommen.
    Markleys Raketenflugzeug galt als das schnellste im gesamten Korps. In seiner luftdichten Hülle rasten die beiden Männer, die für den Notfall bereits Sauerstofftanks, Helme und Fallschirme angelegt

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