Das Labyrinth des Maal Dweb
Moment sahen sich die beiden Männer wie mit Blindheit geschlagen. Sie konnten das Innere ihres Gefährts und die Sichtluken nicht länger erkennen. Unsägliche, graue Düsternis umfing sie, als habe die Luft sich in Baumwolle verwandelt, die alle optischen Sinneseindrücke dämpfte.
Gleichzeitig war das Brüllen der Raketentriebwerke verstummt, und nichts war mehr zu hören. Markley versuchte zu sprechen, aber der überraschte Fluch erstarb in seiner Kehle wie vor einer unüberwindlichen Mauer der Stille. Es war, als seien sie in ein fremdartiges Medium eingedrungen, das weder Luft noch luftleerem Raum entsprach, in ein negatives Nichts, das keine Licht-, Farb- oder Klangwellen leitete.
Ebenso hatten sie ihren Bewegungssinn eingebüßt. Sie wussten nicht, ob sie flogen oder abstürzten oder bewegungslos in dem sonderbaren Vakuum schwebten. Nichts schien imstande, sie zu erreichen oder zu berühren; ja, sogar der Zeitsinn hatte sie verlassen, und ihre Gedanken krochen träge, in dumpfer Bestürzung, in traumähnlichem Staunen durch die allumfassende Leere. Es glich dem Gefühl, das man verspürt, bevor die Wirkung eines Betäubungsmittels einsetzt: ein zeitloses, körperloses, schwereloses Schweben in dem Abgrund, der an die Vergessenheit grenzt.
Urplötzlich, als hebe sich ein Vorhang, verging die Blindheit. In einem absonderlichen, flackernden, bräunlich-roten Lichtschein sahen die Männer das Innere des Flugzeugs und erblickten die mit brillenartigen Visieren versehenen Helme und die ledernen Druckanzüge, die sie trugen. Sie merkten, dass sich der Flugzeugboden unter ihren Füßen neigte und sie langsam auf schräger Bahn abwärtssanken.
Das Fauchen der Turbinen war gänzlich verstummt, obwohl Markley den Steuerknüppel nicht angerührt hatte. Die Turbinen ließen sich auch nicht wieder in Gang bringen, und die Maschine reagierte nicht länger auf Markleys Steuerbefehle. Durch die Sichtluke erblickten er und Morris ein vielfarbiges Chaos aus fremdartigen und unbegreiflichen Formen, in die das Flugzeug geradezu schwerelos hinabtauchte – gleich einem abwärtsschwebenden Blatt oder einer niedersinkenden Feder.
Kapitel II: Das Tal der Luftspiegelungen
»Ich habe keinen blassen Schimmer, was geschehen ist oder wo wir uns befinden«, erklärte Markley. »Aber ich schätze, wir können ebenso gut sitzen bleiben. Es hat keinen Sinn, abzuspringen – auch die Fallschirme können uns nicht sanfter nach unten tragen. Dennoch: In was, zum Teufel, sind wir hier hineingeraten?«
»Keine Ahnung«, versetzte sein Kamerad, der ebenso perplex und ebenso ratlos wirkte. »Was auch immer das hier ist oder wo immer es liegt – der Staat Nevada ist es nicht.«
Ihr Abstieg dem unbekannten, rätselvollen Terrain entgegen schien viele Minuten zu währen, und ein- oder zweimal vermeinten sie, der Flieger verharre einen Augenblick lang reglos, um alsdann mit einem Ruck weiter abwärtszugleiten. Die beiden Männer starrten mit steigender Bestürzung aus den Sichtluken. Dabei fingen sie an, in dem eigenartigen landschaftlichen Chaos unterschiedliche Umrisse und Formen auszumachen.
Grau, grün, ockergelb und schwarz-violett gesprenkelte Hügel von unregelmäßiger Form erhoben sich ringsum im rötlich-braunen Licht, und die Männer erkannten, dass sie in einer Art Talsohle anlangten. Der Boden war teilweise kahl und zum Teil bedeckt mit Gebilden, die pflanzlichem Bewuchs näherkamen als sonst etwas. Diese Pflanzen oder pflanzenartigen Objekte offenbarten, während das Flugzeug ihnen entgegensank, eine bemerkenswerte Vielfalt hinsichtlich Form, Größe und Farbe. Die Bandbreite reichte von blattlosen, astlosen Stängeln bis hin zu großen, baumartigen Gewächsen mit dichter Belaubung, die an eine unmögliche Kreuzung zwischen Araukarie und Bananenstaude erinnerten. Schon auf diesen ersten Blick erweckte solche Flora den Eindruck ungehemmter Vielfalt und grenzenloser Bizarrerie.
Das Flugzeug glitt langsam auf ein offenes, ebenes Gelände nieder und verfehlte dabei nur knapp die Kronen einiger der höheren Gewächse. Die leichte Erschütterung, mit der es aufsetzte, war kaum stärker zu spüren als die Bodenberührung bei einer weichen Routinelandung.
Markley und Morris blickten auf eine Umgebung hinaus, die sie zunehmend in Staunen versetzte, je mehr sie ihrer zahlreichen kuriosen Einzelheiten gewahr wurden. Einstweilen vergaßen sie das japanische Raketenflugzeug, das sie verfolgt hatten, und verwendeten keinen einzigen Gedanken
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