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Das Labyrinth des Maal Dweb

Das Labyrinth des Maal Dweb

Titel: Das Labyrinth des Maal Dweb Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clark Asthon Smith
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– hat bereits drei Opfer verschlungen … und manchmal frage ich mich, ob nicht noch ein viertes ihr anheimfallen wird. Von allen lebenden Menschen bin ich wohl der einzige, der um das Geheimnis von Chapmans Tod und dem von Avis und Amberville weiß. Offenkundig hat sonst niemand den bösartigen Geist der Wiese wahrgenommen.
    Seit jenem Morgen, an dem die Leichen des Künstlers und seiner Verlobten aus dem Teich gehoben wurden, bin ich nicht mehr dort gewesen. Auch habe ich mich nicht dazu aufraffen können, die vier Ölgemälde und die beiden Aquarelle, die Amberville von jenem Ort angefertigt hat, zu vernichten oder mich ihrer auf andere Weise zu entledigen. Vermutlich … trotz allem, was mich davon abhalten sollte … Vermutlich werde ich doch noch einmal hingehen.

Etwas Neues
    »Erzähl mir etwas Neues«, verlangte sie missvergnügt und drehte sich in seinen Armen auf dem Sofa herum. »Erzähl oder tu etwas Einmaliges – und ich werde dich lieben. Irgendetwas außer den faulen Witzen, den faden Komplimenten, den Küssen, die bereits schal waren, als Antonius sie Kleopatra gab.«
    »Leider«, sagte er, »gibt es nichts Neues auf der Welt, abgesehen von der Rosigkeit, dem Goldglanz und der Lilienblässe deiner makellosen Schönheit. Und es gibt nichts Einmaliges außer meiner Liebe zu dir.«
    »Wie abgedroschen«, höhnte sie und rückte von ihm ab. »Das sagen sie alle.«
    »Sie?«, forschte er nach, von Eifersucht ergriffen.
    »Deine Vorgänger natürlich«, versetzte sie in einem Tonfall gelangweilter Rückschau. »Es bedurfte ganzer vier Liebhaber, um mich von der banalen Gleichartigkeit der Männer zu überzeugen. Seither wusste ich immer, was ich zu erwarten habe. Es war zum Verrücktwerden: Sie erinnerten mich letztendlich allesamt an Kuckucksuhren, mit der ewigen Gleichförmigkeit ihrer Annäherungsversuche, mit der Pünktlichkeit ihrer Komplimente. In kürzester Zeit kannte ich das gesamte Repertoire. Und was das Küssen angeht: Jeder begann bei meinen Händen und langte zum Schluss bei meinen Lippen an. Allerdings gab es da ein Genie, das mich beim ersten Mal auf den Hals küsste. Ihn hätte ich genommen, wenn er das Versprechen, das in solch einem Anfang lag, denn auch erfüllt hätte.«
    »Was soll ich bloß sagen?«, fragte er verzweifelt. »Soll ich dir sagen, dass deine Augen die nie verblassenden Monde über den zypressengesäumten Seen des Traumlandes sind? Soll ich sagen, dass dein Haar glänzt wie ein Sonnenuntergang im Land, wo Milch und Honig fließen?«
    Mit einer verärgerten Fußbewegung schleuderte sie einen ihrer Pantoffeln von sich. »Du bist nicht der erste Dichter unter meinen Liebhabern. Einer von ihnen hat mir solches Zeug stundenweise vorgelesen. Alles handelte von Monden und von Sternen und Sonnenuntergängen und von Rosenblättern und Lotusblüten.«
    »Ah!«, rief er hoffnungsvoll und blickte auf den pantoffellosen Fuß. »Soll ich einen Handstand machen und deine süßen kleinen Füßchen küssen?«
    Sie lächelte kurz. »Das wäre gar nicht übel. Aber du bist kein Akrobat, mein Lieber. Du wirst umfallen und dir etwas brechen – vorausgesetzt, du fällst nicht auf mich.«
    »Na schön, ich geb’s auf«, murmelte er im Tonfall hoffnungsloser Resignation. »Während der vergangenen vier Monate hab ich getan, was ich konnte, um dir zu gefallen, und ich war dir vollkommen treu und ergeben. Noch nicht mal aus den Augenwinkeln hab ich eine andere Frau angesehen – selbst diese blauäugige Brünette nicht, die sich neulich abends beim Künstlerball auf mich stürzen wollte.«
    Sie seufzte ungeduldig. »Was bedeutet das schon? Du bist doch nur treu, weil es deinem eigenen Bedürfnis entspricht. Und was das Gefallen angeht – schön, einmal hast du mir einen Kitzel verschafft, während der ersten Woche unserer Bekanntschaft. Erinnerst du dich? Wir lagen draußen unter den Föhren auf der alten Decke, die wir mitgenommen hatten, und du hast dich plötzlich zu mir umgewandt und mich gefragt, ob ich gerne eine Hamadryade wäre … Ach! Jeder Frau wohnt eine Hamadryade inne; aber es bedarf eines Fauns, sie zu erwecken. Mein Lieber, wärst du doch nur ein Faun gewesen!«
    »Ein echter Faun hätte dich an den Haaren fortgeschleift«, grollte er. »Die Höhlenmenschen-Masche, ist es das, was du willst? Das wäre wahrhaftig ›etwas Neues‹.«
    »Mir ist alles, wirklich alles recht, nur neu muss es sein«, versetzte sie schleppend und unendlich träge. Als verkörpere sie ein Gedicht

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