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Das Labyrinth des Maal Dweb

Das Labyrinth des Maal Dweb

Titel: Das Labyrinth des Maal Dweb Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clark Asthon Smith
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am Grunde des Kraters lag.
    Eine furchtbare Erschöpfung überschwemmte den Mann von der Erde – eine Reaktion auf all die unerträglichen Schrecken und Belastungen, die er an diesem Tag erduldet hatte. Während er in einen Strudel der Dunkelheit hinabglitt, sah er das Glimmen zweier hypnotischer goldfarbener Augen und spürte den festen Griff mächtiger Hände, die ihn zu stützen und aufzurichten schienen.
    Bei ihrer Berührung durchzuckte ihn ein elektrischer Schlag. Wie von Zauberhand verscheucht, fiel seine Mattigkeit von ihm ab, und er fühlte sich wunderbar geistesklar. Kraft schien aus den mächtigen Händen auf ihn überzuströmen: magnetische Energie, sprühend und übermenschlich. Seine überspannten Nerven vergaßen den erlittenen Schrecken, er war nicht länger verirrt und verstört, sondern erfüllt von einer mystischen Zuversicht.
    Das Erlebnis, das ihm nun zuteilwurde, ließ sich womöglich als das Sonderbarste von allem, was ihm in der Dimension des Zufalls widerfahren war, betrachten. Zugleich ließ es sich am schwierigsten ins Gedächtnis rufen oder mitteilen.
    Unter der erregenden Berührung des geflügelten Wesens, dessen Hände ihn kraftvoll an den Schultern gefasst hielten, schien er geradezu über sein eigenes Bewusstsein hinauszugelangen. Gedanken, die nicht seine eigenen waren, stiegen empor und zeichneten sich mit der Deutlichkeit tatsächlich gesehener Bilder oder realer Eindrücke ab. Auf eine unbeschreibbare Weise wurde er für die Spanne eines Augenblicks der Gedanken und Erinnerungen des Wesens teilhaftig, das ihn vor den Ungeheuern gerettet hatte. Ob absichtliche Gedankenübertragung im Spiel war, darüber erlangte er niemals Klarheit; doch schienen sich fremdartige Ausblicke, wahrgenommen mittels unvertrauter Sinne, vor ihm aufzutun.
    Die beiden geflügelten Wesen, so begriff er, gehörten einer alles andere als zahlreichen Rasse an. Sie waren die Beherrscher dieser seltsamen Welt und hatten sich deren unberechenbare Kräfte und chaotische Elemente aus eigenem Vermögen untertan gemacht. Ihre Evolution hatte sich unsagbar schwierig und quälend vollzogen. Aus eigenem Antrieb hatten sie sich von einer Evolutionsstufe aufwärtsentwickelt, die kaum den Entwicklungsstand jener elenden Monster überstieg. Sie hatten Fähigkeiten ausgebildet, die sie in die Lage versetzten, die Regellosigkeit ihrer Umwelt zu unterlaufen, ihre willkürlichen Abläufe vorherzusehen und dem sich ständig verändernden Chaos Gesetz und Ordnung aufzuzwingen. Ja, sogar ihre eigene Evolution hatten sie zu steuern gelernt.
    Der albtraumhafte Talkessel, in dem Morris stand, war zeitweilig verschwunden. Ihn überkam die Empfindung eines ungeheuren Flugs über fremdartige Horizonte. Auf majestätischen Schwingen schien er gemeinsam mit dem Wesen, das er als einen der Beherrscher des Zufalls kannte, über Wüsten aus chaotisch angehäuftem und durcheinandergeworfenem Felsgestein hinwegzusegeln. Durch wechselnde Fata Morganen der Trostlosigkeit, inmitten gauklerischer Luftschichten und über Landstriche hinweg, die endlose Gefälle gleich den abgeplatteten Flanken deformierter Planeten bildeten, strebte er unbeirrbar seinem Ziel entgegen.
    Jenseits des Chaos erblickte er auf getreppten, titanisch aufragenden Bergen die hohen, terrassenreichen Zitadellen der Beherrscher. Als sei er selbst über ihre Wehrgänge gewandelt, kamen ihm die weißen Mauern vertraut vor, deren Architektur eine majestätische Ordnung bewies, die der launischen Formlosigkeit der daruntergelegenen Welt trotzte und dem ungeordneten Ödland ihre ebenmäßige Strenge aufzwang. Er kannte die Terrassen, die von geometrischen Reihen aus Bäumen und Blumen gesäumt wurden. Wie durch ein Wunder der Gartenbaukunst hatte man die regellose Pflanzenwelt hier gebändigt, wodurch sie nunmehr die äußeren Merkmale klar unterscheidbarer Gattungen und Arten aufwies.
    Vage, soweit seine menschliche Auffassungsgabe es zuließ, wurde ihm etwas über die Beherrscher begreiflich. Ihre Macht beruhte auf dynamischem Willen, auf okkultem Magnetismus und auf dem Erwerb von Verstandeskraft, und sie waren nicht restlos auf bloße Naturforschung oder irgendwelche Maschinen angewiesen. In früheren Zeiten hatte es mehr von ihnen gegeben, und damals hatten sie einen größeren Teil jener unbeständigen, unberechenbar trügerischen Welt beherrscht. Wie es schien, hatten sie den Gipfelpunkt ihrer Evolution überschritten. Und obschon sie noch immer mächtig waren, wurden sie

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