Das Labyrinth des Maal Dweb
in Verbindung mit einem Sonnenuntergang.
Dann steigt plötzlich infolge einer unbewussten Gedankenverknüpfung das sekundenkurze Bruchstück irgendeines Bildes in mir auf – wobei in aller Regel der unmittelbare Auslöser oberflächlich besehen kaum von Belang ist – & erfüllt mich mit einem Gefühl wehmütiger Erinnerung & sehnsüchtigen Staunens … mit dem Eindruck, dass die geschaute Szene etwas darstellt, das ich, unter Umständen, die von übermenschlichem Freisein & abenteuerlicher Erwartung gekennzeichnet waren, schon früher einmal gesehen habe & wo ich schon früher einmal war … etwas, das ich jedoch fast vollständig vergessen habe & das sich verstörenderweise so wenig verorten & zuordnen lässt, dass es künftig auf immer unerreichbar bleibt.«1
Smith schrieb zurück:
»Ich glaube nicht, dass ich etwas erlebt habe, das den von Ihnen geschilderten Pseudo-Erinnerungsblitzen irgendwie gleichkommt. Was ich hingegen hin und wieder erlebe, ist eine nächtliche Traumerfahrung, in deren Verlauf ich in einen vollkommen fremden Daseinszustand übertrete, mit ganz eigenen Erinnerungen, Hoffnungen und Wünschen, mit einer ganz eigenen Vergangenheit und Zukunft – wobei ich nach dem Erwachen nichts von alledem für längere Zeit in Erinnerung behalten kann. Diese Erfahrung hat mich zu Erzählungen wie ›The Planet of the Dead‹, ›The Necromantic Tale‹ und ›An Offering to the Moon‹ inspiriert. Ich glaube, schon von den Bildern unbestimmter Orte gesprochen zu haben, die häufig scheinbar ohne Bedeutung vor mir aufsteigen und weiter anhalten, indem sie sich mit einer Reihe von Empfindungen oder sogar abstrakten Gedanken verbinden. Diese ähneln zweifellos den Bildern, von denen Sie schreiben, wenngleich sie immer völlig realistisch sind.«2
›An Offering to the Moon‹ wurde spätestens am 21. Oktober 1930 fertiggestellt und geht vielleicht auf Smiths kurz zuvor genossene Lektüre zurück: »Das Buch von James Churchward, The Lost Continent of Mu [Mu, der versunkene Kontinent], (…) ist wirklich aufschlussreich, vor allem wegen der darin enthaltenen Fülle an Informationen über die Südsee-Ruinen.«3 Obzwar er zugab, dass diese Erzählung »vielleicht nicht meine beste ist«, war Smith doch gespannt auf HPLs Meinung darüber.4 Lovecraft fand Gefallen an der Story und fügte hinzu:
»Geschichten um Erberinnerung, in denen Reinkarnation oder ein früheres Leben in einer fremden Dimension angedeutet werden, üben eine eigentümliche Faszination auf mich aus, & nichts regt meine Fantasie mehr an als die unerklärlichen Steinruinen des Pazifik. (…) Ihre Wahrnehmung vollkommen fremdartiger Welten muss weitaus faszinierender sein als meine eigenen bruchstückhaften & unvollkommenen Entrückungen & zweifellos machen Sie in Geschichten wie ›An Offering to the Moon‹ sehr wirkungsvollen Gebrauch davon. Diese visionären Bilder von Orten sind ebenfalls äußerst faszinierend & ich hoffe darauf, noch zahlreiche schriftstellerische Spiegelungen derselben zu Gesicht zu bekommen.«5
FW lehnte die Geschichte ab. Er bezeichnete sie als »langatmig und irgendwie … ich weiß nicht, warum … wenig überzeugend, obwohl auf Seite 14 ein großartiger Absatz vorkommt, wo Morleys Tod auf dem Altar geschildert wird. Was darauf folgt, erscheint zum Teil wie eine Antiklimax …«6 Smith bemerkte dazu: »… zudem vermute ich, dass ›An Offering to the Moon‹ sich durch die Einführung eines Elementes um Wrights Gunst gebracht hat, das alles andere als unheimlich ist – nämlich die breite Einführung des biederen Thorway als Kontrastfigur zu Morley. Natürlich wird die ›Action‹ durch den archäologischen Disput verzögert, der diesen Unterschied verdeutlicht.7 Smith versuchte, die Story andernorts loszuschlagen, und sandte sie an Ghost Stories und an das Phillipine Magazine, ehe er sie noch einmal bei WT einreichte. Wright lehnte sie abermals ab, wobei er hinzufügte, es handele sich um »keine schlechte Story – ich bezweifle überhaupt, dass Sie mir jemals eine wirklich minderwertige Geschichte zukommen ließen. Doch scheint sie mir bei Weitem nicht zu Ihren besten Arbeiten zu gehören.«8 (Ein möglicher Grund für die nochmalige Ablehnung von ›Offering‹ könnte sein, dass CAS diese Story zusammen mit der Erzählung ›The Vaults of Yoh-Vombis‹ eingereicht hatte, die Wright kaufte, sodass ›Offering‹ im direkten Vergleich umso schwächer wirkte. Außerdem besaßen die meisten Herausgeber eine
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