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Das Labyrinth des Maal Dweb

Das Labyrinth des Maal Dweb

Titel: Das Labyrinth des Maal Dweb Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clark Asthon Smith
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weilten, kam ein Aufbruch schwerlich infrage.
    Er schnappte sich einen der Seemänner. Gemeinsam pullten sie an Land und stiegen den Hügel zur Ruine hinauf. Der dachlose Tempel war leer, abgesehen von den Pflanzen, die in den Spalten und Rissen des Pflasters Wurzeln geschlagen hatten. Svensen und der Seemann hielten nach den Archäologen Ausschau. Da riss etwas Schreckliches die beiden aus ihrer Seelenruhe: Sie sahen Spuren frisch geronnenen Blutes, die die große Rinne des Altarsteins färbten und von der Mulde in der Mitte bis zum Altarrand verliefen.
    Svensen beorderte den Rest der Besatzung an Land. Den ganzen Tag lang durchkämmten sie die kleine Insel, doch ohne Erfolg. Die Eingeborenen wussten nichts über den Verbleib von Morley und Thorway und zeigten sich selbst in der Bekundung ihrer Ahnungslosigkeit sonderbar verschlossen. Es gab keine Stelle, wo die beiden Männer sich hätten verstecken können. Vorausgesetzt, sie hätten überhaupt einen Grund für eine solch befremdliche Handlungsweise gehabt. Svensen und seine Leute brachen die Suche ab. Fantasie gehörte nicht zu ihren Stärken. Andernfalls wäre es ihnen womöglich vorgekommen, als hätten die Altertumsforscher sich diesmal leibhaftig in der Vergangenheit verloren.

Prinz Alcouz und der Magier
    Alcouz Khan war der einzige Sohn von Yakoob Ullah, dem Sultan von Balkh. Ein Mann von liederlicher, zügelloser Wesensart, und der Luxus und die Macht, die er seinem Rang verdankte, wirkten solcher Veranlagung keineswegs entgegen. Schon in jungen Jahren verhielt er sich anmaßend, roh und ausschweifend, und je älter er wurde, desto deutlicher traten seine Mängel hervor. Er war das genaue Gegenteil seines Vaters, eines weisen und gerechten Herrschers, der von seinen Untertanen verehrt wurde.
    Der Prinz verbrachte seine Zeit bei zuchtlosen Vergnügungen und Spielen, und er umgab sich mit ruchlosen Kumpanen. Sein Vater machte ihm oftmals Vorhaltungen, doch stießen sie auf taube Ohren. Der alte Sultan seufzte schwer, wenn er jenes nicht mehr allzu fernen Tages gedachte, da Alcouz den Thron besteigen würde. Auf diesen Tag sah das ganze Land mit Furcht. Denn nur zu gut wussten die Menschen, was sie unter der Herrschaft des grausamen, lasterhaften jungen Mannes zu erwarten hatten.
    Eines Tages kam ein bekannter Magier aus Hindustan mit Namen Amaroo nach Balkh. Lange schon war er weithin für seine Gabe bekannt, die Zukunft weiszusagen. Seine Kundschaft entstammte allen gesellschaftlichen Schichten, denn das Verlangen, den Schleier vom Antlitz der Zukunft zu reißen, kennt keine Standesgrenzen.
    Auch Alcouz, angesteckt von der allgemeinen Neugier, suchte ihn auf. Der Magier, ein kleiner Mann mit glühendem Blick, gekleidet in fließende Gewänder, erhob sich von dem Diwan, auf dem er vertieft in Gedanken gesessen hatte, und verneigte sich bis zum Boden.
    »Ich habe dich aufgesucht«, sprach Alcouz, »damit du mir die verborgenen und unergründlichen Ratschlüsse des Schicksals enthüllst.«
    »Sofern meine Fähigkeiten es gestatten, stehe ich Euch zu Diensten«, erwiderte der Inder. Er bat seinen Besucher, Platz zu nehmen, und begann mit seinen Vorkehrungen. Alsdann intonierte er einige Worte in einer Sprache, die Alcouz fremd war, und Dunkelheit erfüllte das Gemach, lediglich durchdrungen von dem matten, unsteten Schein, den ein glimmendes Kohlenbecken verströmte. In dieses Becken warf Amaroo verschiedenartige Dufthölzer, die griffbereit daneben lagen. Dichter, schwarzer Qualm quoll auf und hüllte den Magier ein. Halb umnebelt schien seine Gestalt anzuwachsen, mächtiger zu werden, und er sang Anrufungen in jener fremdartigen und unbekannten Sprache.
    Das Gemach wurde heller und schien sich ins Unendliche auszudehnen. Mit ihm breitete sich der schwarze Qualm aus. Bald waren die Wände nicht mehr zu sehen, und Alcouz wähnte sich in einer gewaltigen Höhle, begrenzt von Finsternis, versetzt. Jetzt ballte der Rauch sich zu wirbelnden, fantastischen Schwaden, die rasch menschenähnliche Gestalt annahmen. Zugleich schrumpften die Wände aus Dunkelheit, bis sie einen Raum umschlossen, der so groß war wie des Sultans Thronsaal. Noch mehr Rauchwolken stiegen von den Kohlenpfannen auf und gerannen zu langen Säulenreihen und zu einem Podest mit einem Thron. Eine Schattengestalt besetzte den Thron, vor dem weitere Gestalten zusammenströmten und auf die Knie sanken. Die Gestalten wurden immer deutlicher und schließlich klar erkennbar – und Alcouz wusste, um wen

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