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Das Labyrinth des Maal Dweb

Das Labyrinth des Maal Dweb

Titel: Das Labyrinth des Maal Dweb Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clark Asthon Smith
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niederen Pflanzenarten aufwies. Das Blattwerk der riesenhaften Rankenpflanze mit den grotesk anmutenden, waagerechten Wedeln, die gewaltigen Federn ähnelten, hing in großer Höhe über dem Tal – gleich dem Laub urzeitlicher Lianengewächse. Es bebte unter dem Pulsieren der Stängel in der windstillen Luft.
    Nahebei ragte die gewaltige, fleischfarbene Flanke des zentralen Pflanzenkopfs auf, die sich in Richtung der verborgenen Augen aufwärts neigte und zweifellos tief im Marsboden eingebettet war. Dicht vor die lebendige Masse hintretend, erkannten die Erdenmänner, dass die Oberfläche von einem Netz aus millionenfachen Runzeln überzogen war, bedeckt von großen Vertiefungen, die an Hautporen unter dem Okular eines Hochleistungsmikroskops erinnerten. Die Männer führten ihre Untersuchung in ehrfürchtigem Schweigen durch, und eine Zeit lang fühlte sich niemand imstande, die außerordentlichen Schlussfolgerungen in Worte zu kleiden, zu denen die meisten von ihnen sich nunmehr gezwungen sahen.
    Gaillards Empfindungen grenzten ans Religiöse, während er über das kaum vorstellbare Ausmaß dieser außerirdischen Lebensform nachsann. In seinen Augen offenbarte sie Eigenschaften, die dem Göttlichen näher kamen als alles, was er bisher an jeglicher Inkarnation des Lebensprinzips hatte entdecken können.
    In ihr erblickte er die gemeinsame Apotheose des Tierischen und des Pflanzlichen. Der Organismus war derart vollkommen und universal, derart unabhängig von geringeren Lebensformen in seinem Planeten umspannenden Wachstum … Er verströmte eine Ahnung schier unbegrenzter Langlebigkeit, wenn nicht gar Unsterblichkeit. Und welch ein geheimnisvolles und kosmisches Bewusstsein mochte er im Laufe der Jahrmillionen seiner Entwicklung erlangt haben! Welche übernatürlichen Sinne und Fähigkeiten mochte er wohl besitzen! Welche Kräfte und Möglichkeiten jenseits dessen, was begrenztere, endlichere Lebensformen zu vollbringen in der Lage schienen!
    In geringerem Ausmaß waren viele von Gaillards Gefährten sich ähnlicher Empfindungen bewusst. Im Angesicht dieser ungeheuren, Ehrfurcht gebietenden Anomalie vergaßen sie beinahe die ungelüfteten Geheimnisse des Raumschiffs und ihrer Reise durch die nie zuvor durchkreuzten Weiten. Doch Stilton und seine konservativen Geistesbrüder unter den Gelehrten reagierten hochgradig empört auf die unerklärliche Natur des Ganzen. Wären sie religiös gewesen, hätten sie ihrem Gefühl der Kränkung und der Entrüstung durch die Feststellung Luft gemacht, dass der monströsen Pflanze ebenso wie den beispiellosen Begebenheiten, an denen sie unfreiwilligen Anteil hatten, der Stempel ruchlosester Ketzerei und schändlichster Gotteslästerung anhaftete.
    Gresham, der seine Umgebung mit hoheitsvoller Befremdung inspiziert hatte, brach das Schweigen als Erster.
    »Ich frage mich, wo die hiesige Regierung sitzt«, murrte er. »Wer zur Hölle hat hier überhaupt offiziell das Sagen? Heda, Mr. Gaillard! Ihr Sternkundigen wisst doch so viel über den Mars. Gibt es denn kein amerikanisches Konsulat irgendwo an diesem gottverlassenen Flecken?«
    Gaillard sah sich genötigt, den Bürgermeister dahin gehend aufzuklären, dass auf dem Mars kein Konsulatsdienst existierte und die Regierungsform auf diesem Planeten sowie der offizielle Regierungssitz noch ungeklärt seien.
    »Dennoch«, fuhr er fort, »wäre ich nicht überrascht, wenn sich erwiese, dass wir uns in eben diesem Augenblick in der Gegenwart des alleinigen und allmächtigen Herrschers über das Marsreich befinden.«
    »Wie? Ich seh niemanden«, knurrte Gresham und runzelte missfällig die Stirn, während er die Blättermassen und den gebirgsgleichen Kopf der Riesenpflanze mit Blicken abmaß. Der Sinn von Gaillards Bemerkung überstieg sein Begriffsvermögen.
    Gaillard nahm die fleischfarbene Flanke des Hauptes mit äußerst fasziniertem Interesse in Augenschein. Auf einer Seite bemerkte er etwas weiter entfernt eigentümliche Auswüchse, entweder nur rudimentär ausgebildet oder aber eingeschrumpft. Sie erinnerten ihn an schlaff herabhängende Hörner, so groß wie ein ausgewachsener Mensch. Ursprünglich mochten sie noch weitaus größer gewesen sein. Anscheinend hatte die Pflanze sie zu einem bestimmten, wenngleich unbekannten Zweck ausgebildet und wieder verkümmern lassen, nachdem sie diesen Zweck erfüllt hatten. Noch immer besaßen sie die unheimliche Anmutung halb menschlicher Körperteile und Gliedmaßen, sonderbaren

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