Das Labyrinth des Maal Dweb

Anhängseln gleich, zur einen Hälfte Arm, zur anderen Tentakel, wohl irgendeiner unentdeckten marsianischen Tierart nachgebildet.
    Direkt unterhalb dieser Auswüchse erspähte Gaillard eine Ansammlung befremdlicher Metallwerkzeuge sowie grobe Platten und formlose Barren desselben kupferähnlichen Metalls, aus dem das Raumschiff bestand.
    Irgendwie gemahnte die Stelle an eine aufgegebene Werft, obwohl keine Gerüste vorhanden waren, wie sie normalerweise beim Bau eines Schiffes zum Einsatz kamen. In Gaillards Hirn dämmerte eine aberwitzige Ahnung der Wahrheit auf, während er die metallischen Überbleibsel betrachtete. Doch war er bei Weitem zu überwältigt und beeindruckt von den kürzlichen Geschehnissen und von dem, was er dabei in Erfahrung gebracht oder gemutmaßt hatte, um den übrigen Forschern seine Schussfolgerungen mitzuteilen.
    Inzwischen spazierte die ganze Gruppe auf der Lichtung umher, die sich in beide Richtungen mehrere Hundert Meter weit ausdehnte. Einer der Astronomen, Philip Colton, dessen Steckenpferd die Botanik war, untersuchte die dicht gereihten Blätter der riesenhaften Kletterpflanzen mit einem Höchstmaß an Interesse und gleichzeitiger Verblüffung. Die Wedel oder Zweige bildeten sich ähnlich aus wie Fiederblätter, gesäumt von Nadeln, denen ein langer seidiger Flaum entspross. Jede dieser Nadeln maß gut einen Meter in der Länge, etwa zehn Zentimeter in der Breite und schien von hohler, röhrenartiger Beschaffenheit zu sein. Die Wedel entsprossen der Hauptranke in regelmäßigen Reihen, durchstießen die Luft wie ein waagrechter Wald und reichten in ihrer dichten, schuppenartigen Anordnung bis zum Boden hinab.
    Colton zückte ein Taschenmesser und probierte, ein Stück aus einem der Fiederblätter herauszuschneiden. Bei der ersten leichten Berührung der scharfen Klinge zuckte der gesamte Wedel heftig zurück. Gleich darauf schwang er wieder nach vorn und versetzte Colton einen furchtbaren Hieb, der ihn zu Boden warf und das Messer, das er in der Hand gehalten hatte, viele Meter weit fortschleuderte.
    Hätte auf dem Mars nicht eine geringere Schwerkraft geherrscht, wäre der Sturz für Colton wahrscheinlich verheerend ausgegangen. So aber lag er blessiert und atemlos da und starrte mit ulkiger Verblüffung auf den großen Wedel, der wie zuvor zwischen seinen Nachbarn hing und keinerlei Bewegung mehr bezeigte außer jenem eigenartigen Beben infolge des rhythmischen Pochens der Ranke, mit welcher er verwachsen war.
    Coltons Ungemach war seinen Kollegen nicht entgangen. Und plötzlich, als habe der Vorfall ihre Zungen gelöst, hob unter ihnen ein vielstimmiges Palaver an. Nun konnte niemand mehr daran zweifeln, dass das Gewächs von Leben oder einem Halbleben erfüllt war. Selbst der aufgebrachte und zornerfüllte Stilton, nach dessen Auffassung die Verletzung der heiligsten Gesetze wissenschaftlicher Honorigkeit drohte, sah sich zu dem Eingeständnis gezwungen, dass ein biologisches Rätsel vorlag. Ein Rätsel, das sich mit den Begriffen althergebrachter Morphologie nicht erklären ließ.
    Gaillard, dem an der Debatte wenig lag und der sich lieber mit eigenen Überlegungen und Mutmaßungen beschäftigte, hielt den Blick weiter auf das pulsierende Gewächs gerichtet. Er stand ein wenig abseits von den anderen, dichter an der fleischartigen und von Poren bedeckten Flanke des großen Hauptes. Während er daraufblickte, sah er, wie abrupt etwa anderthalb Meter über dem Boden etwas aus der Oberfläche hervorzukeimen begann, das wie eine neue Ranke anmutete.
    Es wuchs wie in einem Zeitlupenfilm, wurde zusehends länger und dicker und lief in einen knollenartigen Knoten aus. Der Knoten wurde bald zu einem umfänglichen Gebilde, leicht in sich eingerollt, dessen Umrisse Gaillard irritierten und unter Spannung setzten – ähnelten sie doch etwas, das er schon einmal gesehen hatte, ohne dass ihm einfallen wollte, wann oder wo. Es wies eine bizarre Andeutung im Entstehen begriffener Gliedmaßen auf, die sich schon bald deutlicher abzeichneten. Und dann wurde Gaillard schockartig bewusst, dass das Gewächs einem menschlichen Fötus glich!
    Sein unwillkürlicher Ausruf der Verwunderung lockte andere herbei, und im Nu stand die ganze Gruppe um ihn versammelt und verfolgte mit angehaltenem Atem die unglaubliche Entfaltung des neuen Auswuchses. Er bildete zwei wohlgeformte Beine aus, die nun auf dem Boden standen und mittels ihrer fünfzehigen Füße den aufrechten Körper trugen, dessen