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Das Labyrinth des Maal Dweb

Das Labyrinth des Maal Dweb

Titel: Das Labyrinth des Maal Dweb Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clark Asthon Smith
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selbstsicherer als zu jeder anderen Zeit unserer Bekanntschaft. Mit fast geschäftsmäßigem Gebaren legte er einen Manuskriptstapel vor mir ab, den ich für ihn abtippen sollte. Das vertraute Geklapper der Tasten trug dazu bei, meine Vorahnungen eines unbestimmten Unheils von mir zu weisen, und ich konnte fast über die zusammengesammelten und furchterregenden Informationen in den Notizen meines Arbeitgebers lächeln, die in der Hauptsache von Formeln handelten, mit denen verbotene Macht erlangt werden sollte. Unter meinem selbstsicheren Gleichmut lauerte dennoch ein vages Unbehagen.
    Der Abend brach heran. Nach dem gemeinsamen Essen kehrten wir in das Arbeitszimmer zurück. In Carnbys Verhalten lag nun etwas Angespanntes, als ob er begierig auf das Ergebnis eines verborgenen Tests wartete. Ich fuhr mit meiner Arbeit fort; aber etwas von seiner Unruhe übertrug sich auch auf mich, und ab und zu ertappte ich mich, wie ich angestrengt auf etwas Unerhörtes lauschte.
    Schließlich hörte ich über dem Klappern der Tasten das seltsame Rutschen im Flur. Carnby hatte es ebenfalls vernommen, und sein selbstsicheres Auftreten verschwand spurlos und wich dem Eindruck bejammernswerter Furcht.
    Das Geräusch kam näher und wurde von einem gedämpften Schleifen abgelöst, und dann waren weitere Töne unterschiedlicher Lautstärke zu vernehmen, die nach Rutschen und Krabbeln klangen. Offenbar war der gesamte Flur davon erfüllt, als zerre ein ganzes Rattenheer irgendein erbeutetes Aas über den Boden. Und dennoch hätte kein Nagetier oder auch eine beliebige Anzahl davon solche Geräusche erzeugen oder etwas so Schweres wie jenen Gegenstand bewegen können, der dort bewegt wurde. Etwas haftete diesen Lauten an – etwas Namenloses, Unbestimmtes, das mir einen langsamen, eiskalten Schauer über den Rücken rieseln ließ.
    »Großer Gott! Was ist denn bloß dieser Lärm?«, schrie ich auf.
    »Die Ratten! Ich sage Ihnen, das sind nur die Ratten!« Carnbys Stimme hatte sich in ein schrilles hysterisches Kreischen verwandelt.
    Einen Augenblick später erklang ein deutliches Klopfen an der Tür nahe der Schwelle. Zur gleichen Zeit hörte ich einen schweren Schlag im verschlossenen Schrank am anderen Ende des Zimmers. Carnby hatte aufrecht dagestanden, doch jetzt sank er schlaff in einen Sessel. Sein Gesicht wurde aschfahl, und seine Miene hatte sich vor Angst in die eines Wahnsinnigen verwandelt.
    Der albtraumhafte Zweifel und die Anspannung wurden unerträglich, und ich stürzte zur Tür und riss sie trotz des hektischen Aufbegehrens meines Arbeitgebers auf. Ich hatte keine Ahnung, was ich erschauen würde, als ich über die Schwelle in den schwach erleuchteten Flur trat. Als ich nach unten blickte und das Ding sah, auf das ich fast getreten wäre, überkamen mich ein schwindelerregendes Erstaunen und Übelkeit.
    Es handelte sich um eine am Gelenk abgetrennte menschliche Hand – eine knochige, bläuliche Hand wie die einer wochenalten Leiche. Gartenerde klebte an ihren Fingern und unter den langen Nägeln.
    Das abscheuliche Etwas hatte sich bewegt! Es hatte sich vor mir zurückgezogen und kroch jetzt wie eine Art Krebs über den Gang. Und als ich ihm mit meinem Blick folgte, sah ich, dass sich dahinter noch weitere Körperteile befanden – einen erkannte ich als einen menschlichen Fuß, einen anderen als Unterarm. Ich wagte es nicht, mir die restlichen zu genau anzusehen. Sie krochen mit langsamen, abscheulichen Bewegungen wie ein Leichenzug von mir fort, und ich kann die Manier nicht beschreiben, in der sie sich bewegten, denn ihre individuelle Vitalität erfüllte mich mit unerträglichem Grauen. Mehr als die Kraft, die dem Leben selbst innewohnt, die Luft mit Aasgeruch gesättigt.
    Ich wandte den Blick ab, trat in Carnbys Zimmer zurück und zog mit zitternder Hand die Tür hinter mir zu. Carnby stand mit dem Schlüssel in der Hand neben mir und drehte ihn im Schloss mit bebenden Fingern, die schwach wie die eines alten Mannes geworden schienen.
    »Haben Sie sie gesehen?«, fragte er in einem heiseren, schwankenden Flüsterton.
    »In Gottes Namen, was soll das alles bedeuten?«, schrie ich.
    Carnby ging, vor Schwäche leicht taumelnd, zu seinem Sessel zurück. Seine Gesichtszüge verzerrten sich unter dem Nagen eines inneren Grauens, und er zitterte heftig, wie im Griff des Schüttelfrosts. Ich setzte mich auf einen Stuhl neben dem seinen, und dann brachte er stammelnd unter allerlei sinnlosen Lauten, Unterbrechungen und

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