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Das Labyrinth des Maal Dweb

Das Labyrinth des Maal Dweb

Titel: Das Labyrinth des Maal Dweb Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clark Asthon Smith
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Tür und schloss sie rasch auf.
    »Gehen Sie etwa? Bleiben Sie!«, flehte Carnby mit zitteriger, angsterfüllter Stimme, als ich die Hand auf den Türknauf legte.
    »Oh ja, ich gehe«, sagte ich mit kalter Stimme. »Ich kündige mit sofortiger Wirkung, und ich beabsichtige, meine Sachen zu packen und Ihr Haus so schnell wie möglich zu verlassen.«
    Ich öffnete die Tür und lief aus dem Zimmer, ohne auf seine brabbelnd vorgebrachten Argumente und Betteleien zu hören. Hier und jetzt zog ich es vor, mich dem zu stellen, was mich vielleicht in dem düsteren Gang erwartete, wie grässlich und furchtbar es auch sein mochte, anstatt noch länger in der Gesellschaft von John Carnby zu verweilen.
    Der Flur war leer, doch während ich zu meinem Zimmer hastete, erschauerte ich bei dem Gedanken an das, was ich gesehen hatte. Ich glaube, bei dem geringsten Geräusch, der geringsten Bewegung in den Schatten hätte ich laut aufgeschrien.
    Mit dem Gefühl der äußersten zwanghaften Dringlichkeit begann ich, meine Reisetasche zu packen. Es schien mir, als könnte ich nicht rasch genug aus diesem Haus mit seinen abscheulichen Geheimnissen entfliehen, über dem wie ein Unwetter eine erstickende Bedrohung zu schweben schien. In meiner Hast misslangen mir einige Handgriffe: Ich stolperte über Stühle, und mein Hirn und meine Finger wurden taub unter einem lähmenden Gefühl des Grauens.
    Fast hatte ich meine Vorbereitungen abgeschlossen, da hörte ich langsame regelmäßige Schritte die Treppe heraufkommen. Ich wusste, dass es nicht Carnby war, denn sobald ich aus seinem Zimmer gelaufen war, hatte er sich eingeschlossen; und mich befiel das sichere Gefühl, dass nichts ihn zum Herauskommen bewogen hätte. Außerdem hätte ich es sicherlich gehört, wäre er nach unten gegangen.
    Die Schritte erreichten den obersten Absatz und gingen den Flur entlang an meiner Tür vorbei. Ihr Takt klang eintönig, tot, wie die regelmäßige Bewegung einer Maschine. Ganz sicher nicht das leise, nervöse Auftreten von John Carnby.
    Wer konnte es dann sein? Mir stockte das Blut in den Adern. Die Vermutungen, die sich an die Oberfläche meines Verstandes drängten, wagte ich nicht zu vollenden.
    Die Schritte verstummten, und ich wusste, dass sie an der Tür zu Carnbys Zimmer angekommen waren. Eine Pause trat ein, in der ich kaum Atem schöpfen konnte. Sodann hörte ich ein furchtbares Krachen und Bersten und darüber den gellenden Schrei eines Mannes im Griff der aberwitzigsten Angst.
    Ich vermochte nicht, mich zu rühren, als halte eine eiserne Hand mich gefangen, und ich weiß nicht, wie lange ich wartete und lauschte. Der Schrei erstarb rasch, und jetzt konnte ich nur noch ein leises, sonderbares, sich wiederholendes Geräusch vernehmen, das mein Verstand nicht zu deuten wagte.
    Es war nicht mein eigener Wille, sondern eine überwältigende Macht, die mich schließlich in Bewegung setzte und über den Flur zu Carnbys Studierzimmer trieb. Ich spürte die Anwesenheit dieses Willens wie ein übermächtiges, übermenschliches Wesen – eine dämonische Gewalt, ein bösartiger Mesmerismus.
    Die Tür des Zimmers war eingeschlagen worden und hing nur noch an einem Scharnier – geborsten wie unter der Einwirkung einer ungeheuren Gewalt, die Menschenkraft überstieg. Im Zimmer brannte noch eine Lampe, und das unaussprechliche Geräusch, das ich vernommen hatte, verstummte, als ich mich der Schwelle näherte. Ein böses, undurchdringliches Schweigen folgte.
    Erneut hielt ich inne und konnte nicht weitergehen. Doch diesmal war es etwas anderes als jener höllische, alles durchdringende Magnetismus, der meine Glieder erstarren ließ und mich gefangen hielt. Als ich den schmalen Winkel des Zimmers ausspähte, was vom Türrahmen umfasst und von einer Lampe außerhalb meines Sichtfeldes erleuchtet wurde, sah ich einen Saum des Orientteppichs und die grässlichen Umrisse eines unbeschreiblich reglosen Schattens, der darüber auf den Boden geworfen wurde. Riesig war er, verlängert, missgestaltet, und dieser Schatten wurde offenbar vom Rumpf und den Armen eines nackten Mannes geworfen, der sich mit einer Chirurgensäge in der Hand vorbeugte. Darin lag auch seine Ungeheuerlichkeit: Obwohl die Schultern, die Brust, der Bauch und die Arme deutlich zu erkennen waren, wies der Schatten keinen Kopf auf und schien in einem abgetrennten Hals zu enden. In Anbetracht des Blickwinkels schien es unmöglich, dass der Kopf durch irgendeine Verkürzung mir hätte verborgen bleiben

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