Das Labyrinth des Maal Dweb
Zaudereien seine unglaubliche Beichte vor:
»Er ist stärker als ich … selbst im Tode noch, sogar nachdem ich seine Leiche mit Skalpell und chirurgischer Säge zerstückelt habe. Ich dachte, dass er dann nicht zurückkehren könnte … ich habe doch die Teile an einem Dutzend Stellen vergraben, im Keller, unter den Sträuchern, am Fuß der Efeuranken. Doch es ist wahr, was im Necronomicon steht … und Helman Carnby wusste es. Bevor ich ihn umbrachte, warnte er mich; er sagte mir, dass er zurückkehren würde – sogar in diesem Zustand.
Doch ich glaubte ihm nicht. Ich hasste Helman, und er hasste auch mich. Er hatte größere Macht, gewaltigeres Wissen erlangt und stand bei den Mächten der Finsternis in höherer Gunst als ich. Deshalb habe ich ihn ja auch umgebracht – meinen eigenen Zwillingsbruder, zugleich mein Bruder im Dienste Satans und jener Wesen, die vor Satan kamen. Viele Jahre lang hatten wir uns gemeinsam dem Studium hingegeben. Wir haben die Schwarze Messe gefeiert und wurden von denselben Familiares umsorgt. Doch Helman Carnby war tiefer in das Reich des Okkulten, des Verbotenen vorgedrungen als ich, wohin ich ihm nicht zu folgen vermochte. Ich fürchtete mich vor ihm, und ich konnte seine Überlegenheit nicht ertragen.
Länger als eine Woche ist es nun schon her … zehn Tage, seit ich die Tat beging. Aber Helman … oder ein Teil von ihm … ist in jeder Nacht zurückgekehrt … Gott! Wie seine verfluchten Hände über den Boden krabbelten! Seine Füße, seine Arme, die oberen und unteren Schenkel, die auf unbeschreibliche Weise die Stufen hinaufsteigen, um mich zu quälen … Christus! Wie sein schrecklicher blutiger Rumpf mich belauert. Ich sage Ihnen, seine Hände sind sogar schon tagsüber gekommen, klopfen und scharren an meiner Tür … und im Dunkeln bin ich über seine Arme gestolpert.
Oh Gott! Dieses Entsetzen bringt mich noch um den Verstand. Aber das will er ja gerade, er will mich peinigen, bis mir das Hirn zerspringt. Deshalb quält er mich – Stück für Stück. Mit der teuflischen Macht, die ihm zu Gebote steht, könnte er das alles mit einem Schlag beenden. Er könnte seine zertrennten Glieder und seinen Leib zusammenfügen und mich erschlagen, wie ich ihn erschlagen habe.
Und ich habe doch so sorgsam die Teile vergraben, mir alles bis ins Kleinste durchdacht! Und wie sinnlos ist es gewesen! Die Säge und das Messer habe ich ebenfalls vergraben, dort im hintersten Winkel des Gartens, so weit wie möglich von seinen bösen, krabbelnden Händen entfernt. Aber den Kopf – den habe ich nicht mit den anderen Stücken vergraben – den bewahre ich im Schrankregal hinten in meinem Zimmer auf. Manchmal habe ich gehört, wie er dort rumort, wie Sie ihn ja vor Kurzem auch gehört haben. Doch den Kopf braucht er gar nicht, sein Wille ist irgendwo anders versammelt und manifestiert sich im planvollen Handeln seiner Glieder.
Natürlich, als ich entdeckte, dass er wiederkehrte, verschloss ich in den Nächten alle Fenster und Türen … Doch es nützte nichts. Und ich habe ihn mit den passenden Banngesängen und Anrufungen zu vertreiben gesucht … mit allen, die ich kannte. Heute habe ich die machtvolle Formel aus dem Necronomicon ausprobiert, die Sie mir übersetzt haben. Deshalb habe ich Sie hierhergeholt – damit Sie sie mir übersetzen. Außerdem ertrug ich es nicht mehr, allein zu sein, und ich dachte, dass es etwas hilft, wenn sich noch jemand im Hause aufhält. Jene Formel ist meine letzte Hoffnung gewesen. Ich glaubte wirklich, dass sie ihn in Bann schlagen würde … es ist eine uralte und urböse Beschwörung. Aber Sie haben ja selbst gesehen, dass sie nichts nützt …«
Seine Stimme verfiel zu einem zusammenhanglosen Gemurmel, und er starrte mit blicklosen unerträglichen Augen, in denen ich das Aufflackern des blanken Irrsinns sah, ins Leere. Mir fehlten die Worte – so unsäglich abscheulich schien sein Geständnis. Die Erschütterung all dessen, was ich für gut und richtig hielt, und das übernatürliche Grauen hatten mich sprachlos gemacht. Mein Denken und Empfinden waren wie vom Donner gerührt, und ich musste mich erst um einiges erholen, bis ich das unwiderstehliche Aufwallen einer Flut von Abscheu für den Mann neben mir verspürte.
Ich stand auf. Schweigen hatte sich auf das Haus gesenkt, als ob das aberwitzige Belagerungsheer der Leichenteile sich in seine Grabesbaracken zurückgezogen hatte. Carnby hatte den Schlüssel stecken lassen, und ich schritt zur
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