Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Labyrinth des Maal Dweb

Das Labyrinth des Maal Dweb

Titel: Das Labyrinth des Maal Dweb Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clark Asthon Smith
Vom Netzwerk:
Widerwillen, als er die beiden erwähnten Aquarelle hervorholte und ausbreitete.
    Auf keinem der beiden Bilder konnte ich die besagte Szenerie wiedererkennen. Offenbar gehörte die Gegend zu den Abschnitten, die ich während meiner oberflächlichen Spaziergänge durch das Hügelvorland des kleinen Weilers Bowman übersehen hatte. Dort hatte ich vor zwei Jahren eine unbewirtschaftete Ranch erstanden und mich in jene Abgeschiedenheit zurückgezogen, die für längerfristige literarische Vorhaben unerlässlich ist.
    Francis Amberville, der für die malerischen Möglichkeiten von Landschaften ein gutes Auge hatte, war während der 14 Tage, die er nun schon bei mir auf Besuch weilte, mit der Umgebung zweifellos vertrauter geworden als ich selbst. Er hatte es sich zur Gewohnheit gemacht, mit Zeichenblock und Stift bewaffnet des Vormittags die Landschaft zu durchstreifen und auf diese Weise schon mehr als einmal das Motiv für ein wunderschönes Gemälde entdeckt. Dieses Arrangement sagte uns beiden zu, da ich mich während seiner Abwesenheit fleißig an meiner antiken Remington-Schreibmaschine erging.
    Aufmerksam betrachtete ich die Zeichnungen. Zwar waren sie beide hastig ausgeführt, jedoch von hoher Qualität, und sie wiesen die Anmut und Lebendigkeit auf, die ich für Ambervilles Stil als typisch empfand. Und dennoch stellte ich auf den ersten Blick eine Eigenheit fest, die dem Geist seines Werkes eigentlich fremd war. Die Elemente der Szene entsprachen seiner Beschreibung. Auf einem Bild verbarg sich der Teich halb hinter dem Schilf des Ufers, und die abgestorbene Weide neigte sich in einem so schief-verzweifelt wirkenden Winkel darüber, dass es beinahe schien, als sei ihr Sturz in das stehende Gewässer von geheimnisvollen Kräften aufgehalten worden. Dahinter wirkte es gerade so, als strebten die Erlen mit unter stetem Bemühen freigelegten Wurzeln vom Tümpel fort.
    Auf der zweiten Skizze stellte der Teich den Großteil des Vordergrundes, während das Baumgerippe finster an einer Seite aufragte. Am anderen Ende des Gewässers schienen die Schilfblüten in einem ersterbenden Wind zu schwanken und einander zuzuraunen. Der steil aufragende Fichtenhang am Rande der Wiese war als finstere Grünfläche dargestellt, die das Bild einschloss und nur oben einen bleichen Streifen des herbstlichen Himmels zuließ.
    Wie der Maler schon gesagt hatte, war das alles ganz gewöhnlich. Dennoch erfasste mich sofort ein tief sitzendes Grauen, das diesen einfachen Elementen innewohnte und durch sie wie durch die schrecklich verzerrten Züge eines teuflischen Antlitzes Ausdruck fand. Diese unheimliche Eigenart ließ sich aus beiden Bildern ersehen, als sei ein und dasselbe Gesicht einmal im Profil und einmal von vorne gezeigt worden. Ich konnte die verschiedenen Einzelheiten, die diese Eindrücke vermittelten, nicht bestimmen; doch noch beim Betrachten starrte mir die Abscheulichkeit eines fremdartigen Übels, ein Gefühl von Verzweiflung, Bosheit und Verlassenheit immer offener und grässlicher entgegen.
    Der Ort schien eine makabre Satansfratze anzunehmen. Man hatte das Gefühl, als ob er einen laut ansprach, die Verwünschungen eines gewaltigen Teufels ausstieß oder den Betrachter mit den krächzenden Stimmen Tausender Unglücksvögel verhöhnte. Der boshafte Eindruck stand gänzlich außerhalb menschlicher Begriffe – sprach von einem Übel, das noch älter war als das Menschengeschlecht selbst. So fantastisch es auch anmuten mochte – die Wiese hatte etwas von einem Vampir an sich, der unter unaussprechlichen Schandbarkeiten alt und gräulich geworden war. Auf verstohlene und unbestimmbare Weise dürstete sie nach anderer Nahrung als dem trägen Wasserlauf, der sie gegenwärtig speiste.
    »Wo ist das?«, fragte ich nach einer ein- oder zweiminütigen Betrachtung. Unglaublich, dass es so etwas tatsächlich gab – und gleichermaßen unglaublich, dass ein so bodenständiger Mensch wie Amberville empfänglich für solche Eigenartigkeiten war.
    »Am unteren Ende der aufgegebenen Ranch, etwa eine Meile oder etwas weniger an der schmalen Straße nach Bear River«, gab er zur Antwort. »Eigentlich müssten Sie den Ort kennen. In der Nähe des Hauses, den Hügel hinauf, hat jemand einen kleinen Obstgarten angelegt, aber die untere Hanghälfte ist verwildert und endet auf dieser Wiese.«
    Ich versuchte, mir die beschriebene Gegend vorzustellen. »Das muss wohl das alte Chapman-Anwesen sein«, meinte ich. »Sonst passt Ihre Beschreibung

Weitere Kostenlose Bücher