Das Labyrinth erwacht: Thriller (German Edition)
Ball über ein Feld und andere versuchen, ihn zu fangen.«
Mischa grinste. »Klingt irgendwie dämlich.«
»Ich hab leider nichts gefunden«, meinte Jenna und zuckte mit den Schultern.
Jeb zog Kathys Messer aus der Hosentasche und reichte es ihr.
»Das solltest besser du behalten«, sagte Jenna.
»Ich habe ja jetzt schon was, um mich zu verteidigen. Es ist wichtig, dass du das auch kannst.«
Zögernd griff Jenna nach der Waffe. »Wenn du es wiederhaben willst, gebe ich es dir zurück.«
Er winkte ab. »Behalte es.« Er schaute sich noch einmal um. »Aber wir sollten jetzt verschwinden.«
Er befestigte den Köcher mit den Pfeilen an seinem Gürtel. Den Bogen hielt er locker in der Hand. Mischa hatte den schweren Holzschläger auf seine Schulter gelegt.
»Ich fühle mich schon besser«, sagte er.
Jeb ging voran. Sie hatten den Raum zur Hälfte durchquert, als Jeb ein leises, schabendes Geräusch vernahm. Auch die beiden anderen hatten es gehört. Es kam aus dem Flur hinter ihnen. Jeb ließ sich sofort auf die Knie sinken und legte den Zeigefinger an die Lippen. Mischa und Jenna gingen ebenfalls in die Hocke.
»Leise«, hauchte Jeb. Er deutete auf eine Tür weiter hinten im Raum.
Gebückt, immer Deckung suchend, schlichen sie durch den Verkaufsraum und erreichten den Ausgang. Jeb legte die Hand auf die Türklinke. Alles blieb still. Nirgends eine Bewegung. Keine Anzeichen, dass jemand sie entdeckt hatte. Er glaubte schon, er habe sich getäuscht und das Geräusch wäre vom Wind verursacht worden, als er auf eine Bewegung aufmerksam wurde.
Mehrere Schatten huschten nach und nach in den Raum.
Wo laufen sie hin?
Jeb wusste nur, sie kamen unerbittlich näher.
Als Mary aus der Bewusstlosigkeit erwachte, lag sie mit gefesselten Händen auf dem kalten Steinboden. Es dauerte einen Moment, aber dann traten ihr die letzten Ereignisse wieder lebhaft vor Augen. Tränen stiegen in ihr auf. Sie schluckte die aufkommende Verzweiflung hinunter und versuchte, sich in eine aufrechte Position zu bringen. Nach einiger Anstrengung gelang es ihr schließlich, in die Hocke zu kommen, aber mehr ließen ihre eng geschnürten Fesseln nicht zu. Ihr Rücken lehnte nun an der feuchten Wand und sie spürte, wie ihr die Kälte in den Rücken kroch.
Mary drehte den Kopf nach rechts und sah sich um. In der Ansammlung von Kartons und Bretterholzbuden waren keine Gestalten auszumachen, aber im Hintergrund entdeckte sie einen alten Mann, der mit einem Eimer in der Hand zwischen den Behausungen umherschlurfte.
Dann drehte sie ihren Kopf nach links und zuckte zusammen. Nicht weit von ihr entfernt saß der Anführer der Horde mit überkreuzten Beinen auf dem Boden. In seinen Händen hielt er ein langes Messer, das er an einem Stein schliff. Plötzlich hob der Mann den Kopf und sah sie nachdenklich aus diesen dunklen Augen an, wie ihr Vater es immer getan hatte, kurz bevor sie zu Bett gegangen war. In seinem Blick waren keinerlei Gefühle zu erkennen. Aus der Ferne wirkte sein Gesicht fast unwirklich, wie eine Maske – und erst wenn sie genauer hinsah, erkannte sie das Gesicht ihres Vaters. Es war unheimlich, wie seine Gestalt zunächst ein nichtssagender Schemen war und sich dann zu ihrem schlimmsten Albtraum verwandelte.
Bleib bloß weg von mir. Komm mir nicht zu nahe, du Ungeheuer. Sonst beiße ich dir die Finger ab.
»Du warst bewusstlos«, stellte er ruhig fest. Fast hatte Mary seine Worte nicht gehört, so abgelenkt war sie von ihrer aufkeimenden Wut gewesen.
Bleib wütend. Wut ist besser, als Angst zu haben.
»Wie lange?«, hörte Mary sich krächzen.
»Nicht lange.«
»Kannst du mir die Fesseln abnehmen? Meine Hände sind schon ganz taub.«
»Nein. Ich kann nicht zulassen, dass du abhaust.«
Mary biss die Zähne aufeinander, dann wunderte sie sich selbst über die Festigkeit ihrer eigenen Stimme. »Du wirst mich nicht noch einmal anfassen, das schwöre ich dir!« Sie brüllte jetzt fast. »Vorher sterbe ich lieber!«
»Das weiß ich, darum bist du gefesselt. Du wirst weder mir noch dir etwas antun, dafür sorge ich.«
Mary hätte sich innerlich ohrfeigen können für ihre Dummheit. Sie hatte ihre Absicht verraten, dass sie sich eher selbst umbringen würde, als sich ihm auszuliefern. Doch nun würde er ihr keine Chance mehr dazu lassen. Wenn sie statt ihrer ungezügelten Wut nachgedacht und ihm etwas vorgespielt hätte, wäre er vielleicht nachlässig geworden. So aber war er auf der Hut.
Der Mann zog einen Zahnstocher
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