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Das Labyrinth erwacht: Thriller (German Edition)

Das Labyrinth erwacht: Thriller (German Edition)

Titel: Das Labyrinth erwacht: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer Wekwerth
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nicht, sondern schob ihn durch die Tür zurück in die Dunkelheit des Treppenganges. Sie hielt die Tür einen Spalt offen, sodass er sie ansehen konnte. Dann sagte sie: »Habe ich gefunden.«
    »Ach ja«, raunte er. »Und wessen Blut ist das in deinem Gesicht?«
    »Unwichtig.«
    Er starrte sie an. »Wo ist Mary?«
    »Die Männer haben sie hierher verschleppt. Ihr Lager ist hinter dieser Tür. Die Rampe runter und dann rechts. Dort hausen sie.«
    »Wie viele sind es?«
    »Keine Ahnung. In dem ganzen Müll ist kaum etwas auszumachen, aber ich schätze, mindestens ein Dutzend.«
    »Verdammt«, fluchte León kaum hörbar. »Was ist mit Mary? Geht es ihr gut? Ist sie unverletzt?«
    »Schau an, ganz der Gentleman. Der Anführer hat irgendetwas mit ihr vor, soviel ich verstanden hab. Mary hat ihn angebrüllt und gesagt, dass er das niemals von ihr bekommen wird. Ich denke, wir beide wissen, was der Typ von ihr will.«
    León nickte mit zusammengepressten Zähnen. »Du hast sie gesehen, ohne dass sie dich bemerkt haben?«
    »Ich bin ja nicht blöd.«
    »Wie sieht es da drin aus? Gibt es Wachen? Wo genau wird sie gefangen gehalten? Ist sie gefesselt? Wie weit ist es bis zum nächsten Ausgang?«
    »Oh Mann, mach mal langsam. Du willst da rein und sie befreien?« Kathys Augen blitzten spöttisch. »Das schaffst du nicht.«
    Er bleckte die Zähne. »Ich muss es versuchen.«
    »Du bist da drin genauso verloren wie Mary. Schau dich an, mit deiner sauberen Kleidung, der schönen neuen Jacke und deinen ach so fürchterlichen Tätowierungen im Gesicht. Du kommst keine zehn Meter weit, bevor sie dich aufspießen.«
    »Ist mir egal. Ich…«
    »Ich gehe sie holen«, sagte Kathy entschieden.
    »Du?«
    »Schau mich an«, sie lächelte bitter. »So sehr unterscheide ich mich nicht mehr von ihnen. Vielleicht schaffe ich es, Mary rauszuholen.«
    »Aber…« León konnte seine Verwunderung über diese gewandelte Kathy nicht verbergen. »Aber du hasst Mary, du wolltest sie umbringen.«
    »Wer sagt denn, dass ich das nicht immer noch machen möchte.«
    »Wenn du glaubst, dir somit wieder das Recht auf ein freies Tor sichern zu können, vergiss es.«
    Sie legte ihm den Finger über den Mund. »Ich tue es für Mary.« Sie zögerte. »Und für mich.«
    León schwieg misstrauisch.
    »In diesem Scheißlabyrinth bin ich zur Gejagten geworden. Und zur Mörderin. Es war alles falsch. Tian hatte es nicht verdient, so zu sterben. Ebenso wie alle anderen hätte er eine faire Chance auf ein freies Tor bekommen sollen. Und beinahe hätte ich auch Mary… Mit dieser Schuld muss ich allein leben oder sterben. Ich kann es, verflucht noch mal, nicht ungeschehen machen. Sieh das hier als meine Wiedergutmachung an.«
    Sie packte ihn an beiden Schultern. »León! Wenn ich es da nicht wieder rausschaffe, erzähl den anderen, was ich gesagt habe. Sag ihnen, Kathy war am Ende wieder sie selbst.«
    »Ich weiß nicht, ob ich dir glauben kann, Kathy.«
    »Dann lass es.« Kathy sah ihm direkt in die Augen.
    Ob er ihr trauen konnte? Der Kathy, die er nur als intrigantes Biest kannte, das über Leichen ging? Er würde es herausfinden müssen. Er hatte gar keine andere Wahl. Sollte Kathy dabei draufgehen, würde er mit ihrem Verlust leben können. Aber Mary… León schüttelte den Kopf, um diesen Gedanken zu vertreiben.
    Im nächsten Moment war Kathy durch die Tür geschlüpft.

47.
    Im Schatten der Fackeln ging Kathy langsam die Rampe hinunter. Sie versuchte erst gar nicht, sich zu verstecken, sondern bewegte sich gebeugt und schlurfend, so wie sie es bei den Fremden gesehen hatte. Der Weg war lang und führte sie über einen verschlammten Untergrund in die Tiefe, wo alles mit Müll übersät war. Es roch nach Fäulnis und ungewaschenen Körpern. Kathy blieb kein einziges Mal stehen, aber bei jedem Schritt lauschte sie in die fahle Düsternis, spähte unter ihrer Mütze hervor, aber niemand begegnete ihr. Trotzdem kroch ihr die Angst den Nacken hinauf. Da war dieses Gefühl, jeden Moment entdeckt werden zu können. Fast meinte sie schon, einen Aufschrei zu hören. Sie sah Männer, die aufsprangen und auf sie zuhetzten. Hände, die sich gierig nach ihr ausstreckten, aber nichts von alldem geschah. Langsam ging Kathy weiter. Sie erreichte die untere Ebene und orientierte sich kurz. Niemand war zu sehen… doch halt, nicht weit entfernt von ihr bewegte sich ein Schatten. Kathy erschrak, zwang sich aber, ruhig zu bleiben. Es war ein alter Mann mit einem Eimer in der

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