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Das Labyrinth erwacht: Thriller (German Edition)

Das Labyrinth erwacht: Thriller (German Edition)

Titel: Das Labyrinth erwacht: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer Wekwerth
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Hand.
    Und er kam direkt auf sie zu.
    Sie wandte sich ab, sodass ihr Gesicht verborgen blieb, und ging weiter. Nur wenige Meter und ihre Wege würden sich kreuzen. Kathy packte den Griff des Messers in ihrem Ärmel fester.
    Der Alte schlurfte langsam auf sie zu. Er hielt den Kopf gesenkt. Der Eimer in seiner Hand schaukelte bei jeder Bewegung. Ein widerlicher Gestank ging von ihm aus, erfüllte die Luft mit einer übel riechenden Wolke, die er vor sich herschob.
    Dann stand der alte Mann vor ihr. Kathy konnte kaum noch atmen. Sein Gesicht war nun zu erkennen und sie sah milchig weiße Augen, in denen keine Pupillen auszumachen waren. Der Alte war blind.
    Kathys Blick fiel in den Eimer.
    Der Scheißeimer, wie widerlich .
    Ein Würgen kroch ihren Hals hoch, aber sie riss sich zusammen. Der Mann wollte schon an ihr vorbeigehen, als er plötzlich stehen blieb und schnupperte.
    Er erkennt an meinem Geruch, dass ich keiner von ihnen bin.
    Das Messer wog schwer in ihrer Hand. Der Alte war keine Bedrohung für sie, aber er konnte die anderen warnen.
    »Und siehe, der Heilige Geist kommt über die Gerechten und die Ungerechten«, murmelte der Greis. Er machte ein Kreuz über seiner Brust, dann schüttelte er den Kopf und trottete weiter. Kathy atmete erleichtert aus und ging weiter.
    Sie kam an Hütten aus Pappe, Holz und Schrott vorbei. Niemand schien sich momentan darin aufzuhalten. Der Großteil der Menschen war wohl an der Verfolgung von Jeb und den anderen beteiligt. Es war unnatürlich leise hier unten und umso lauter dröhnten ihre eigenen Schritte in Kathys Ohren. Sie kreuzte eine freie Stelle und bog nach links ab.
    Da ist es!
    Das Lager des Anführers. Wie alle anderen Hütten auch, hatte es kein Dach. Wozu auch, hier unten würde es nicht schneien oder regnen. Doch diese Hütte war deutlich größer als alle anderen. Sie war mit Hundefellen ausgelegt, hatte einen verschlissenen alten Sessel, aus dem die Polsterung quoll, und einen kleinen selbst zusammengezimmerten Holzschrank. Mary hockte an der Rückwand der Hütte, direkt an der kalten Betonwand. Sie hatte den Kopf auf die Knie gelegt und bewegte sich nicht. Kathy schaute sich noch einmal vorsichtig um, dann schlich sie zu ihr.
    Sie hatte Mary fast erreicht, als diese den Kopf anhob und die Augen weit aufriss. Ihr Mund öffnete sich zu einem Schrei. Kathy machte einen Satz nach vorn und presste ihr die Hand auf die Lippen.
    »Ich bin es, Kathy!«, raunte sie.
    Marys Augen wurden noch größer, als sie erkannte, wer da vor ihr stand. Kathy löste ihren Griff.
    »Was willst du noch von mir. Ist das hier nicht genug?« Marys Stimme klang weinerlich.
    »Danke, ich freue mich auch, dich zu sehen.«
    Mary schien bewusst zu werden, warum Kathy hier war. »Willst du etwa…? Woher wusstest du, dass ich…«
    »Psst. Dafür ist jetzt keine Zeit. Wo ist der Anführer?«
    »Keine Ahnung, dieses Arschloch…«
    »Sei still«, zischte Kathy. »Ich werde jetzt deine Fesseln durchschneiden. Rühr dich nicht, das Messer ist ziemlich scharf und es ist dunkel hier. So weit verstanden?«
    Mary zuckte vor ihr zurück. Dann nickte sie. Gut.
    »Wenn du frei bist, renn nicht los. Beweg dich langsam, lauf gebückt. Bleib hinter mir, bis wir den Ausgang erreichen. Dort wartet León. Er wird dich zu den anderen bringen.«
    Das dunkelhaarige Mädchen sah sie verwundert an. »Was ist mit dir?«
    »Ach, Süße. Ich habe noch etwas vor. Praktisch ein Rendezvous.«
    Mary sagte nichts mehr. Kathy schnitt erst ihre Fußfesseln durch, dann befreite sie ihre Handgelenke. Mary schüttelte vorsichtig die steif gewordenen Arme und Beine. Dann richteten sich beide langsam auf.
    Kathy wollte losgehen, aber Mary wandte sich noch einmal um und spuckte verächtlich auf den Boden.
    »Musste das sein?«, fragte Kathy.
    Mary sah sie nur mit hasserfülltem Blick an. Dann gingen sie ohne ein weiteres Wort los. Schritt für Schritt. Der Rückweg war einfacher, weil sich Kathy nun ein wenig auskannte.
    Als sie sich dem Ausgang näherten, griff Kathy nach einer der Fackeln.
    »Was willst du damit?«, zischte Mary.
    »Wirst du schon sehen.«
    Sie hatten die Tür fast erreicht, als plötzlich ein Hund zu bellen begann.
    Kathy fuhr mit wild aufgerissenen Augen herum. »Verdammt!«
    Mischa hatte sich mit einem ordentlichen Abstand von Jeb und Jenna in seinen Schlafsack verkrochen und schnarchte leise vor sich hin. Draußen verlor der Wind seine Kraft und nur noch einzelne Schneeflocken fielen vom Himmel. Die Wolken

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